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Leuchtende Nachtwolken

Das war schon ein außergewöhnlicher Abend, der 21.Juni 2019. Der ganze nördliche Himmel war bis über den Zenit mit Leuchtenden Nachtwolken verschönert. Ein silbriger Schleier, fast apokalyptisch wirkend, überzog den Himmel.  Die leichte Dynamik der Wolken war gut zu beobachten und mit der zunehmenden Dämmerung zogen sich die Wolken auch nach Norden zurück.  Tief im Norden konnte man sie noch eine lange Zeit sehen, aber nach Mitternacht waren auch dort keine Silberschleier  mehr sichtbar. Am darauffolgenden Tag war von den Leuchtenden Nachtwolken gar nichts zu sehen.  Sie sind eben doch selten und nicht vorhersagbar.  Die Chancen, diese Wolken zu Gesicht zu bekommen sind aber in den Monaten Mai bis August in unseren Breiten gar nicht schlecht. Ein Wolkenspektakel, wie an jenem Juniabend 2019 ist vielleicht die Ausnahme.

(NLCs über Borken am 21.Juni 2019)

Leuchtende Nachtwolken sind übrigens ein Phänomen, das erst in den letzten Jahren in Mode gekommen ist.  Die Geschichte dieser Wolken begann im Jahr 1883, als der Vulkan Krakatau in der Nähe von Java  ausbrach und Staub und Aerosole in die hohe Atmosphäre katapultierte. Die Vulkanasche sorgte in den nächsten Monaten weltweit für farbenprächtige Sonnenuntergänge.  Die bemerkenswerten Sonnenuntergänge inspirierten nicht nur Künstler, wie Edvard Munch, der die Atmosphäre auf dem Gemälde „Der Schrei“ festhielt.  Astronomen beobachteten zu dieser Zeit zum ersten Mal das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken. Es ist etwas kurios, warum die Wolken erst so spät entdeckt wurden. Die Astronomen beobachten den Himmel eigentlich schon seit vielen hundert Jahren. Offenbar gab es keine spektakulären Ausbrüche.  Die Erforschung der Wolken begann also erst  im Jahr 1885.   In Deutschland waren es die Astronomen Wilhelm Förster und Otto Jesse von der Berliner Sternwarte, die sich den Wolken wissenschaftlich näherten. Mit  Höhenbestimmungen durch Triangulation kamen die Sternforscher zu der Erkenntnis, dass diese Wolken in über 80 km Höhe entstehen. Sie haben also nichts mit dem normalen Wettergeschehen zu tun. Ihr Reich ist oberhalb der Mesosphäre, was die Forscher damals schon sehr verwunderte. Dieser Bereich der Atmosphäre ist heute auch fast ein weißer Bereich in der Atmosphärenforschung. Wetterballone und Flugzeuge erreichen diese Höhe von 80 km nicht.  Raketen durchstoßen diesen Bereich sehr schnell. Sicher ist aber, dass die Atmosphäre dort sehr dünn und sehr, sehr trocken ist. Auch ist sie mit -90°C sehr kalt, Werte bis -150°C wurden sogar gemessen.   Die Mesopause ist in den Sommermonaten besonders kalt. Es sind also umgekehrte Verhältnisse zu den bodennahen Schichten.  Für die Bildung von Wolken fehlen nun kleine Staubpartikel und etwas Wasser, welches an den Staubpartikeln kondensieren kann. Die Partikel liegen im Bereich von wenigen Nanometer Größe. Der Staub und andere Aerosole können durch Vulkanausbrüche in die hohe Atmosphäre getragen werden.  Auch Wasser kann auf diesen Weg in über 80km Höhe getragen werden. Wenn in den Sommermonaten die Sonne nicht tief unter den Horizont tritt, werden die Kondensationskeime noch von der Sonne angeleuchtet und treten dann als Leuchtende Nachtwolken in Erscheinung.  Die kondensierten Eiskristalle sind so klein, dass die förmlich mit dem Wind, der in der Mesopause herrscht, mitgetragen werden. Sie breiten sich dann mitunter mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h aus.

Die Erforschung der Leuchtenden Nachtwolken ist noch in den Kinderschuhen. Ein Einfluss der Sonnenaktivität ist zu vermuten, aber konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden.  Bei schwacher Sonnenaktivität können mehr Teilchen der kosmischen Strahlung in die Mesosphäre eindringen und Kondensationskeime bilden.  Auch wird vermutet, dass erhöhte Sonnenaktivität die Mesosphäre aufheizt.  Tatsächlich beobachtet man stärkere Aktivität der Leuchtenden Nachtwolken nach dem Sonnenaktivitätsminium. Das würde die negative Korrelation zwischen Sonnenaktivität und Auftreten  der Leuchtenden Nachtwolken bestätigen.

In den letzten Jahren wächst das Interesse an Leuchtende Nachtwolken.  Es scheint so, als ob die Leuchtenden Nachtwolken in der jüngsten Vergangenheit öfter zu beobachten sind. Sicherlich ist das gestiegene Interesse und die Möglichkeit der Kameraüberwachung ein Grund für die Mehrbeobachtungen.  Es gibt aber auch die Vermutung, dass der menschliche Einfluss sich sogar in der Mesopause bemerkbar macht.  Der Ausstoß von Treibhausgasen erwärmt die Atmosphäre, insbesondere die Troposphäre. Die Mesosphäre kühlt aber stärker ab. Und je kälter die Mesopause , desto größer die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nachtleuchtender Wolken. Das Methan in der Atmosphäre spielte auch eine Rolle. Durch menschliche Aktivitäten erhöht sich der Anteil an Methan in der Atmosphäre seit 200 Jahren deutlich.  Der  erhöhte Methananteil sorgt dafür, dass Wasser in die hohe Atmosphäre kommen kann. UV-Strahlung zerstört das Methanmolekül. Der freiwerdende Wasserstoff bindet Sauerstoff und bildet Wasser,  das an den winzigen Staubpartikeln kondensieren kann.

 Nun werden noch Kondensationskeime vermehrt durch Überbleibsel der Weltraumfahrt in die Mesosphäre getragen.  Das Zusammenspiel unserer Aktivitäten begünstigt die Entstehung Nachtleuchtender Wolken.  Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Leuchtenden Nachtwolken erst am Ende des 19. Jahrhunderts bemerkt wurden.

Die Leuchtenden Nachwolken sind schön anzusehen und vielleicht ein Mahnzeichen für uns. Unsere Aktivitäten verändern den Planeten und auch die sensible Gashülle um ihn herum. Dessen sollten wir uns bewusst sein.

In Deutschland beschäftigt sich das Leibniz-Institut in Kühlungsborn mit der Beobachtung der Hochatmosphäre. Mit Hilfe von Radarmessungen werden dort die „Wetterverhältnisse“  im Bereich der Mesosphäre beobachtet.

Für den Beobachter von Leuchtenden Nachtwolken ist das OSWIN-Radar eine gute Hilfe. Die Online-Daten stehen unter : OSWIN – Mesosphäre – Forschung – Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik, Kühlungsborn (iap-kborn.de) zur Verfügung. Die Leuchtenden Nachtwolken erzeugen starke Echos, die auf Leuchtende Nachtwolken hinweisen. Allerdings sind die Messungen lokal. Ob wir in Borken, wo wir 500 km nordwestlich von Kühlungsborn leben, ebenso etwas sehen, ist  nicht sicher. Aber trotzdem sind die Daten aus dem Nordosten besser als keine Daten.

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Sternwartenprogramm Juli 2024

Zu den schönsten Himmelserscheinungen zählt das Polarlicht. Weniger bekannt sind die Leuchtenden Nachtwolken, deren Schönheit wir Nordeuropäer ebenfalls bewundern können. Nur in den Sommermonaten von Mitte Mai bis Ende Juli, wenn also die Sonne nachts nur wenige Grad unter den Nordhorizont wandert, sind die silbrigen Schleier am Nordhimmel zu sehen. Das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken ist erst im  19. Jahrhundert erstmalig beschrieben worden.  Mit dem Wetter haben diese Wolken nichts zu tun.  Sie entstehen in über 80 km Höhe in der sogenannten Mesopause. Dort kondensieren an kleinsten Partikeln Eiskristalle, die das Sonnenlicht reflektieren können. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Vulkanische Asche, Meteoraktivität und  die Raumfahrt können die kleinen Partikel in die Mesopause tragen. Neuere Erkenntnisse sehen  auch einen Zusammenhang vom häufigeren Auftreten der Nachtleuchtenden Wolken und den Klimawandel.  Der zunehmende Kohlendioxidanteil der Atmosphäre sorgt für eine Abkühlung der Mesopause. Das begünstigt die Entstehung der Nachtleuchtenden Wolken. Die Schönheit der Wolken hat wohlmöglich einen bitteren Beigeschmack. Es lohnt sich trotzdem nach den Silberschleiern am Nordhimmel Ausschau zu halten.

Die Josef Bresser-Sternwarte ist wegen Reparaturarbeiten im Juli leider geschlossen. Ab dem 2. August 2024 wird wieder ein Beobachtungsabende stattfinden.

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Sternwartenprogramm im Juni 2024

Wenn die Sonne abends untergeht und die Dämmerung hereinbricht,  erscheinen mit zunehmender Dunkelheit die ersten Sterne am Himmel. Genau genommen sind  sie immer da und die hellsten unter ihnen können sogar tagsüber gesichtet werden. Im Juni sind es die beiden Sterne Vega und Arkturus, die sich zuerst gegen den tiefblauen Himmel durchsetzen können. Die Sterne Atair und Deneb folgen ihnen bald. Der Stern Arkturus ist der hellste der auftretenden Sterne. Die weiße Vega ist nur etwas lichtschwächer, so dass es schwierig zu entscheiden ist, welcher Stern als erstes zu erspähen wäre. Arkturus befindet sich am helleren Westhimmel, während die Vega hoch im Zenit zu suchen ist. Dieser Premiumplatz kann den entscheidenden Vorteil bringen. Weiterer Faktor ist das Wetter. Bei sehr transparentem  Himmel kann sich der Arkturus doch durchsetzen. In der Regel ist es aber so, dass beide Sterne fast zeitgleich entdeckt werden können. Der orangeschimmernde Arkturus  ist 37 Lichtjahre entfernt und ein Roter Riesenstern mit dem 25fachen Durchmesser der Sonne. Er gilt als hellster Stern des Nordhimmels und als vierthellster Stern überhaupt, nach Sonne, Sirius und Canopus. Vega ist nur wenig schwächer und nimmt den Platz sechs ein. Sein weißes Licht ist 25 Jahre zu uns unterwegs. Sie ist ein blauer Hauptreihenstern, dessen Durchmesser die Sonne um das 2,7fache übertrifft.  Weiß man genau, wo die Sterne am Tage zu finden sind, können sie mit dem Teleskop oder sogar mit einem Fernglas gesehen werden. Der Planet Venus ist sogar ohne Hilfsmittel am Tage zu erkennen.  Die Suche ist aber dennoch nicht einfach, weil der Blick ins Blaue das Scharfstellen der Augen erschwert.  Leichter ist es , mit den Sternfreunden an der Josef Bresser-Sternwarte einen Blick in den Himmel zu werfen.  Möglich ist ein Blick durchs Teleskop am 7. Juni  ab 22:30 Uhr. Bei bewölktem Himmel fällt die Beobachtung leider aus.

Ab dem 7. Juni finden Wartungsarbeiten an der Sternwarte statt, so dass der gewohnte Donnerstagstermin ausfallen muss.

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Das Polarlicht am 10/11. Mai 2024

Ja, ich bin Polarlichtsüchtig und nein – ich bin nicht einsichtig. Seit ich vor fast 25 Jahren zum ersten Mal das magische Himmelsleuchten sehen konnte, verfolge ich es und es mich . Schon damals besuchte ich die einschlägigen Webseiten und meldete mich als Benutzer im polarlichtlastigen Meteoros-Forum an.   Zu meiner Entlastung kann ich sagen, dass die meisten Benutzer, die dort früher schon aktiv waren, immer noch dabei sind und dass es viele Neuinfizierte gibt (Bitte keine Meldung ans RKI). Symptome sind das häufige Aufrufen von Wetterseiten und das Checken von Sonnenwinddaten , ebenso das Äugeln auf den Urlaubsplan und Unruhe zu bestimmten Zeiten, wenn die Bedingungen für Polarlicht gut sind .Ich kann Partnern von Polarlichtsüchtigen  nur raten, den Betroffenen größten Freiraum zu geben. Er wird es ihnen danken. Gefährlich ist es nicht,denn außer Augenringe und müde Tage gibt es keine Nebenwirkungen. Es gibt keinen Grund zur Therapie  Aber das will ich gar nicht erzählen.  Am 8.Mai 2024 um 7 Uhr morgens kam es zu einer Explosion auf der Sonne. Ok, wir haben erst 8 Minuten später davon erfahren. Es sollte eine sehr starke Explosion sein, ein sogenannter  X 1.0-Flare.  Dieser wurde von einem heftigen Koronalen Massenauswurf (kurz CME für das englische Coronal Mass Ejection) begleitet. Der Ursprungsort war der Sonnenfleck AR3364, der zentral auf der Sonnenoberfläche zu finden war. Der große Sonnenfleck  produzierte in den nächsten Stunden noch weitere Ausbrüche, die  mindestens drei weitere CMEs  ausblasen sollten. Am Ende gab es noch einen X5.0-Flare, der nochmalig 5 mal stärker war, als der eingangs erwähnte X1.0-Flare.

Am Morgen des  10. Mai ging die Sonne rot über Reken auf, als ich mit dem Rad zur Arbeit fuhr. Deutlich war der große Sonnefleck zu erkennen, der am gleichen Abend die Sucht der Polarlichtfreunde bedienen sollte.  Die Experten kündigten für die zweite Nachthälfte  das Eintreffen der ersten Partikelwolke der Sonne an. So gab es eine Polarlichtwarnung für einen G3 bis G4-Sonnensturm vom 11.05 bis zum 13.05.24. Aber der Amateur weiß, eine Warnung ist nur eine  Warnung. Und im richtigen Leben ist alles anders.  In der Vergangenheit traten Polarlichter auf, wenn niemand damit rechnete. Dann wurden die größten Events prognostiziert und nichts passiert. Die Teilchenwolke hatte schlichtweg  die Erde verfehlt. Auch soll es vorgekommen sein, dass sich zwei unterschiedlich schnelle Wolken gegenseitig auslöschten… Pech gehabt.  Aber dieses Mal war es anders. Um 18:38 Uhr MESZ traf eine Schockwelle auf den ACE-Satelliten, der 1,5 Millionen Kilometer vor der Erde geparkt ist. Mit 700 km/s trafen einige Minuten später die solaren Partikel auf das Magnetfeld der Erde und lösten schwere Störungen aus.  In Borken war es aber noch taghell. Die Sonne sollte erst um 21:13 Uhr untergehen. Ausreichend dunkel für Polarlicht wird es erst nach 22 Uhr. Zeit genug,  um ohne Hektik das Auto mit der Fotoausrüstung  zu bepacken. Vielleicht  noch die Akkus laden, bevor es losgeht, warm anziehen, Getränke einladen. Und ganz wichtig, einen Beobachtungsplatz finden. Normalerweise würde ich zur Sternwarte fahren. Aber leider haben einige Nachbarn der Sternwarte in Richtung Norden ihre Beleuchtung ordentlich aufgerüstet und eine Gärtnerei im Norden sorgt regelmäßig für einen hellen Nordhimmel. Zudem ist der Verkehr an der Sternwarte an solchen Abenden nicht zu verachten. Ich plante eine Beobachtung in Heiden und fuhr dann auch zeitig los. Bei der Inspektion der Lokation gefiel mir eine nahe Hauptstraße nicht, die unweigerlich mit aufs Bild geraten würde. Das ging nicht…Standortwechsel. Gelandet bin ich dann auf einem Wirtschaftsweg am Östricker Berg in Heiden. Es sah gut aus, dunkel, kaum Verkehr, ein Waldstück im Norden, ein einsamer Baum im Westen. Hier konnte ich bleiben.

Blitzschnell waren zwei Stative mit Kameras aufgestellt. Eine weitere Kamera und das Smartphone waren ebenfalls einsatzbereit. Zudem konnte ich auf die Überwachungskamera an der Sternwarte zugreifen. Der Liegestuhl wurde auch ausgepackt. Um 22:25 Uhr kam es zur ersten Fotoaufnahme. Zusehen war ein helles Polarlicht. An der Sternwarte war es ebenfalls zu sehen. Nun wurde ich etwas beweglicher. Ein Polarlichtsüchtiger kann Multitasking, wenn es darauf ankommt. Die Hauptkamera wurde positioniert und machte ab dann alle 30 Sekunden eine Einzelaufnahme. Die anderen beiden Kameras wurden flexibel in interessante Richtungen gehalten. Und geguckt wurde auch noch. Das Polarlicht begann mit roten Flächen, später war der Himmel im Norden grün. In mehreren Wellen kam es dann zu richtigen Ausbrüchen des Polarlichts. Strahlen waren bis in den Zenit zu sehen. Selbst im Süden war das Polarlicht zu sehen.

 Es kam immer wieder zu kleinen Pausen und dann lebte das Polarlicht wieder auf. Erst war es mehrheitlich rot, dann flächig grün. Später war es sehr violett. Das Bildfeld meiner Kameras reichte nicht aus, um die Größe des Polarlichts zu erfassen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber superschön !!! Auch wenn man dort auf dem Östricker Berg sehr alleine ist,  war ich doch dank des mobilen Telefons mit der ganzen Welt in Kontakt. So erfuhr ich von den Beobachtungen bekannter und unbekannter Leidensgenossen. Das war vor 20 Jahren noch nicht so. Die Polarlichtseite versorgte mich mit Echtzeitdaten der relevanten Messgeräte. Seien es die Daten des aktuellen Sonnenwinds oder auch die Daten des irdischen Magnetfelds, welches ordentlich zappelte. Es reichte letztendlich für KP9 und einen G5-Sturm. Welche Wirkung ein solches Ereignis auf einen  Polarlichtsüchtigen hat, kann man sich denken.  Kurz vor vier, etwas Müde nach einem  23-Stunden-Tag , packte ich in der Morgendämmerung zusammen. Eine letzte Probeaufnahme vor dem „Zubettegehen“ vor der Haustüre. Immer noch war das helle Polarlicht zusehen. Später sollte ich noch einige Polarlichtbilder einer Freundin aus Neuseeland zusehen bekommen, die wenige Stunden später die Dunkelheit genießen konnte. Einige Stunden Schlaf folgten….

Wie würde es weiter gehen ? Geht es weiter ?  So waren die Gedanken des Samstags. Der Himmel sollte klar bleiben und die Aktivität blieb hoch.  Abends meldete sich Ralf, der gerne mitkommen wollte. Unvergessen waren die tollen gemeinsamen Polarlichtnächte im Februar 2015 auf der Vulkaninsel  Island. Unvergessen aber auch das unfassbar schlechte Wetter, welches einen dort im Winter ereilen kann. Aber heute war Mai und es war mindestens 25°C warm.

 Ich wollte keine Experimente mache und schlug den gleichen Beobachtungsplatz vor, den ich abends zuvor eingenommen hatte. Leider entwickelten sich die Werte des Sonnenwinds eher schlechter, dass eine spektakuläre Show wohl nicht mehr zu erwarten war.  Wieder war es gegen 22 Uhr, als wir auf dem Östricker Berg die Kameras starteten.  Und tatsächlich war Polarlicht zu sehen. Das Magnetfeld der Erde hatte sich trotz nachlassender Aktivität noch nicht erholt. Auch der Livestream der Sternwartenkamera zeigte Polarlicht und man nahm einige Beobachter an der Sternwarte war. Unter normalen Bedingungen wäre ich mit der Ausbeute sehr glücklich gewesen. Aber die Eindrücke der  vorherigen Nacht  machten anspruchsvoll.  Man muss wieder etwas runterkommen.  Das wird unweigerlich in den nächsten Wochen passieren. Als Mitteleuropäischer Polarlichtsüchtiger ist man nämlich keineswegs anspruchsvoll. Helles Polarlicht ist selten, vielleicht nur alle 20 Jahre mal zusehen, Regen und Wolken sind häufig.  Deswegen sind die gesundheitlichen Risiken überschaubar. Gegen 1 Uhr war ich bereits an jenem Sonntagmorgen wieder zu Hause. Allerdings fehlte mir auch Schlaf. Die Vernunft siegte einmal…. Aber  nur einmal .

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Mai 2024: Der rundeste Stern der Milchstraße

KIC 1114523 ist das rundeste Objekt im Weltall. Zumindest ist es das rundeste Objekt, das die Astronomen bisher entdeckt haben.  KIC11145123 ist ein „gewöhnlicher“ Blauer Riesenstern, der 4000 Lichtjahre entfernt ist. Er gehört zu den Veränderlichen Sternen  des Delta Scuti-Typs und… er besitzt mindestens einen Planeten. Ein ganz gewöhnlicher Stern ist er dann wohl nicht. Blaue Riesensterne sind in der Milchstraße eher rar.  Es  ist daher schon erstaunlich, dass dieser Stern fast eine perfekte Kugel darstellt. Sein Durchmesser von 3 Millionen Kilometer ist doppelt so groß, wie der unserer Sonne. Dabei ist der Äquatordurchmesser nur 3 km größer als der Poldurchmesser.  Im Vergleich dazu ist unsere Sonne ein Ei.  Der Äquatordurchmesser der Sonne ist 10 km größer als der Durchmesser an den Polen und das bei einem  Gesamtdurchmesser von 1,395 Mio Kilometern. Sterne und Planeten sind in der Regel nicht perfekt rund.  Wegen ihrer Eigenrotation werden sie zu Rotationsellipsoiden. Die Pole werden bei der Rotation etwas abgeflacht.  Im Fall des Sterns KIC11145123 ist die Rotationsgeschwindigkeit erstaunlich gering. Er dreht sich in 99 Tagen um die eigene Achse. Die Sonne benötigt etwa 30 Tage für die Eigenrotation.  In unserem Sonnensystem ist der Gasriese Jupiter wohl der Spitzenreiter in Sachen Abflachung. Seine Rotationsgeschwindigkeit lässt ihn in etwa 10 Stunden um die eigene Achse drehen.  Jupiters  Äquatordurchmesser beträgt 142984 km und der Poldurchmesser nur 133708 km. Diese Abflachung kann man bereits im Teleskop wahrnehmen.

KIC11145123  Rekt:         19h 41m 25,34s Dekl: +48° 45′ 15″

Die Daten alleine sind schon beeindruckend. Wie aber hat man die Diagnose für das rundeste Objekt im Weltall anstellen können?  Kein Teleskop der Welt kann diesen Stern als Kugel wahrnehmen, geschweige denn vermessen.   Das Zauberwort heißt Asteroseismologie. Wir kennen den Begriff der Seismologie in Zusammenhang mit Erdbeben auf der Erde.  Man könnte dies auf das Beben der Sterne übertragen.  Sterne beben aber anders als die Erde.  Erdbeben treten sehr unregelmäßig auf und variieren stark in der Amplitude.  Bei Sternebeben beobachten wir eher das Schwingen eines Sterns. KIC11145123 pulsiert sehr leicht und diese Pulsationen machen sich durch einen Lichtwechsel bemerkbar.Das Kepler-Teleskop, welches speziell für die Messung von Helligkeitsschwankungen an Sternen eingesetzt wird,  überwachte den Stern einige Jahre. Kepler beobachtete von 2009  bis 2018 ein Sternfeld im Sternbild Schwan um dort nach extrasolaren Planeten mittels der Transitmethode zu suchen. Als Beifang gelangen auch gute Datenaufnahmen für die Bestimmung der Pulsation des Sterns.  Die Form der Pulsation gab eine gute Sinuskurve wieder. Daraus ermittelten die Astronomen die perfekte Kugelform des Sterns.  Die Asteroseismologie ist eine noch nicht so alte Methode der Untersuchung von Sternen. In den 1960er Jahren entdeckte der amerikanische Physiker Robert B. Leighton ein Schwingungsmuster mit einer Frequenz von 5 Minuten  bei unserer Sonne. Das war der Einstieg in die Helioseismologie und später in die stellare Seismologie.

Die Schwingungen eines Sterns sind die  Folge der Energieerzeugung im Innern des Sterns. Der Stern gerät ins Pulsieren, weil es in der Schale um den Kern zu einem Energiestau kommt.  Mit zunehmender Temperatur nimmt auch die Opazität zu.  Der Energietransport wird blockiert bis zu einem kritischen Punkt, der dann eruptiv die Energie freisetzt. Schallwellen breiten sich aus und werden an der Sternoberfläche reflektiert. Auf der Wanderung ins  Innere des Sterns kann sich der Schall wegen der immer größer werdenden Dichte schneller ausbreiten. Dadurch verändert er seine Richtung und gerät an anderer Stelle wieder an die Oberfläche des Sterns. Es entsteht ein Schwingungsmuster, welches den ganzen Stern erfasst und dass sich durch winzige Helligkeitsschwankungen bemerkbar macht. Man kann, wie bei den Schwingungen der irdischen Erdbeben Rückschlüsse auf den inneren Aufbau des Sterns machen.

Die Schwingungen liefern heute unter anderem Daten zum Alter eines Stern, natürlich der Erscheinungsform und dem inneren Aufbau des Sterns.  Die Seismologie liefert aber keine absoluten Daten. Man kann mit ihnen aber gute Aussagen treffen, wenn man die seismologischen Daten im Kontext mit weiteren Messdaten betrachtet. Hierzu werden komplexe Simulationen an Sternmodellen durchgeführt.

Es ist immer wieder erstaunenswert mit welchen Methoden Wissenschaft betrieben wird  und welche Werkzeuge dazu entwickelt werden. Sicherlich ist die Beobachtung von Gravitationswellen oder das Untersuchen von Schwarzen Löchern spektakulärer.  Aber die subtilen, weniger prominenten Untersuchungsmethoden liefern auch spannende Ergebnisse.  Die Schlagzeile im Jahr 2016 als KIC1114523 als rundester Stern des Universums bekannt wurde, wird Staunen und Kopfschütteln bei den Lesern ausgelöst haben. Vielleicht haben sich auch einige Leute gefragt, ob die Suche nach Kugeln im weiten Weltall die Forschungsgelder wert ist.  Aber es ist eben ein interessanter Beifang, der ebenfalls verarbeitet werden kann. Das Bild vom Weltall und insgesamt der Natur ist ein riesiges Puzzle. Und ein noch so kleines Puzzleteil kann zum Gesamtbild beitragen. Die Asteroseismologie hilft uns jedenfalls beim Verständnis der Sterne und der Sonne.

Das kugelförmigste Objekt, das man bisher kennt, ist eine irdische Kugel, die von Wissenschaftlern in Braunschweig hergestellt wurde. Genauer gesagt, sind es zwei Kugeln von 9,375 cm  Durchmesser. Die Abweichung von der Kugelform ist nur 70 Millionstel Millimeter. Das ist nochmal um den Faktor 10 weniger als der Stern, wenn man es maßstäblich betrachtet. Die Kugeln wurden benötigt, um die Masse des Urkilogramms genauer zu bestimmen.

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Sternwartenprogramm Mai 2024

Ein Blick aufs Navigationsgerät und wir wissen genau wo wir uns gerade befinden. Signale aus dem All, die von künstlichen Satelliten in 36000km Höhe gesendet werden, helfen dem elektronischen Wegbegleiter dabei.  Bei der Navigation haben GPS und Co den Sextanten abgelöst.  Die Orientierung am Sternenhimmel ist aber dennoch nicht aus der Mode gekommen. Polarstern , Großer und Kleiner Wagen sind den meisten Besuchern der Sternwarte geläufig.  Der Große Wagen wird schon von Kindern erkannt , der Kleine Wagen wird eher seltener gefunden.  Offiziell  heißen die beiden Sternbilder Großer Bär und Kleiner Bär.  Zu Fahrzeugen wurden sie durch den Volksmund.  Großer und Kleiner Bär sind ein guter Einstieg bei der Orientierung am Himmel.  Großer und Kleiner Bär helfen nämlich, die Nordrichtung zu bestimmen. Verlängert man den Abstand der hinteren Kastensterne des Großen Wagens um das  Fünffache nach oben, so stößt man auf den Polarstern. Dieser Stern ist fast genau über dem Himmelspol platziert und seine Höhe über den Nordhorizont entspricht dem Breitengrad des Beobachters. Nebenbei  ist der Polarstern noch der hellste Stern des Kleinen Bären.   Im Mai finden wir die beiden Bären hoch über unseren Köpfen.  Das ist eine ideale Zeit für die Beobachtung. Von dort aus ist es ein Einfaches, den Bärenhüter und das Sternbild Löwe zu finden und weitere Sternbild kennen zu lernen.  Die Sternfreunde geben gerne fachkundliche Hilfestellung an den öffentlichen Beobachtungsabenden am  3. Mai  und am 16. Mai  ab 22:30 Uhr an der Josef Bresser-Sternwarte. Die Beobachtung findet nur bei klarem Himmel statt.

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Ein Komet mit Aussicht

Der Komet P/Tsuchinshan (62P) durchwanderte Anfang März den Virgo-Galaxienhaufen . Am 6. Und 7. März 2024 zog er dabei noch an Abell 1553 vorüber. Dieser Galaxienhaufen ist  35 Bogenminuten westlich des 6mag hellen Sterns 20 Vir zu finden. Die Größe der Galaxien zeigen schon, dass der Galaxienhaufen sehr weit hinter dem Virgohaufen liegen muss.  Es gibt dort ein Fenster mit sehr guter Fernsicht  im Sternbild Jungfrau.  Die Galaxien des Haufens scheinen ungefähr 10- 12 Bogensekunden groß zu sein.  Wenn man von einer durchschnittlichen Größe von 100000 Lichtjahren ausgeht, dann würde man den Galaxienhaufen in etwa 1,75 Milliarden Lichtjahren verordnen. Der Virgohaufen ist nur etwa  65 Millionen Lichtjahre .Er hat allerdings einen Durchmesser von 9 Millionen Lichtjahren.   Der Kernbereich von Abell 1553 umschließt dann gerade mal 4 Millionen Lichtjahre. Sein Durchmesser im Abell-Katalog wird mit 25,6 Bogenminuten angegeben. Seine Ausmaße wären dann drei Mal so groß.  Was sagen die offiziellen Zahlen noch ?  Die Galaxien von Abell 1553 entfliehen mit einer Geschwindigkeit von 45880 km/s. Die Rotverschiebung des Spektrums ist 0,167. Mit den üblichen Parametern des Kosmos errechnet sich eine Distanz von 2,1 Milliarden Lichtjahren. Die hellste Galaxie des Haufens (2MASX J12304890+1032464 — Brightest Galaxy in a Cluster (BCG) ) hat einen Durchmesser von 26 Bogensekunden und somit einen Durchmesser von 265000 Lichtjahre.  Sie ist doppelt so groß, wie unsere Milchstraße. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Die größte bekannte Galaxie IC1101 hat einen Durchmesser von 3 Millionen Lichtjahren. Der hellste Bereich dieser Galaxie ist aber auch nur bei etwa 200000 Lichtjahren. Wegen der Distanz von 1 Milliarde Lichtjahre ist sie ebenfalls nicht so spektakulär von hier aus betrachtet. Sie ist ein schwacher Nebel  14.Größe,der ebenfalls im Sternbilder Jungfrau zu finden ist.

Das sind unvorstellbare Größenordnungen.  Bleiben wir kurz in der kosmischen Nachbarschaft.Der Komet derweil war nur 83 Millionen Kilometer entfernt und zieht mit 31 Bogensekunden pro Stunde seine Bahn. Relativ zur Erde ist er mit  3,5 km/s eher langsam unterwegs. Relativ zur Sonne kann er aber mit 24,4 km/s aufwarten.  Komet P/Tsuchinshan (62P) ist ein kurzperiodischer Komet, der uns alle 6,2 Jahre besucht. Seine Apheldistanz ist mit 5,48 AE (820 Mio km) etwas weiter als die Jupiterbahn. Im Perihel  verfehlt er die Erdbahn um 40 Millionen Kilometer. Entdeckt wurde er am 1.Januar 1965 am Purple Mountain Observatorium in Nanking, China.

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Beobachtungsprogramm April 2024

Die astronomische Fachwelt wartet gespannt auf  einen „neuen“  Stern, eine Nova. Sie soll hell im Sternbild der Nördlichen Krone erscheinen und dem Sternbild für einige Tage zu einem ungewohnten Anblick verhelfen. Die Astronomen wissen bereits, dass es sich hier um eine Sternenexplosion handelt, die sich etwa alle 80 Jahre wiederholt.  In diesem Fall umkreisen sich ein roter Riesenstern und ein ausgebrannter  Sternenrest, ein weißer Zwerg. Der weiße Zwerg zapft Wasserstoffgas vom roten Riesenstern ab, bis er eine kritische Masse erreicht hat. Es kommt zur thermonuklearen Explosion und diese lässt den Stern  für einige Tage sehr hell erstrahlen.  Der Stern T Coronae Borealis im Sternbild Nördliche Krone wird seit fast 160 Jahren beobachtet und in den Jahren 1866 und 1946 kam es zu hellen Nova-Ausbrüchen. Für spätestens 2026 wäre ein weiterer Ausbruch zu erwarten. Die Astronomen beobachten den Stern gerade sehr genau und es gibt starke Hinweise, dass die Nova bereits in den nächsten Wochen stattfinden wird. Der Stern wird dann für den irdischen Beobachter aus dem Nichts auftauchen. Eine Woche später wird er schon wieder verschwunden sein.  Solche Ereignisse sind äußerst selten.  Die Sternfreunde werden den Sternenhimmel in den nächsten Wochen im Auge behalten. An zwei Terminen, am 5. April und am 18.April werden die Sternfreunde ab 21 Uhr bei gutem Wetter öffentliche Beobachtungen an der Josef Bresser-Sternwarte anbieten. Mit etwas Glück kann die Nova beobachtet werden.

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März 2024..eine Nova in Aussicht

Warten auf den Ausbruch…

Die hellste rekurrierende Nova steht kurz vor einem Ausbruch. T Coronae Borealis, ein eruptiv Veränderlicher Stern, könnte in den nächsten Wochen das Erscheinungsbild der Nördlichen Krone verändern.  In vielen Presseartikeln wurde in den letzten Monaten darüber berichtet. Selbst in einer Frauenzeitschrift fand ich einen Artikel über die funkensprühende Supernova im Frühling. Ganz so auffällig wird sie wohl nicht werden.  Die Nova wird wahrscheinlich nur Mitmenschen auffallen, die etwas sternkundig sind. 

Eine rekurrierende Nova wiederholt sich in regelmäßigen Zeitabständen, wie es der Name schon vermuten lässt. Aufmerksam wurde man auf T  CrB , wie der Stern abgekürzt heißt,  am 12. Mai 1866.  Der Stern erschien mit einer Helligkeit von 2,2 mag und erreichte kurz darauf sogar 2mag.  Damit war er wenig heller als Gemma , der hellste der Stern der nördlichen Krone.  Innerhalb einer Woche fiel die Helligkeit des Sternes wieder rapide ab. Im  Juni 1866 erreichte er wieder die normale Helligkeit von 10,2 mag.  Etwas überraschend verlief dann ein Helligkeitsanstieg auf 8,5 mag nach weiteren 100 Tagen. Dieser hielt 90 Tage an bis der Stern wieder seine „normale“ Helligkeit erreichte.  Trotz intensiver Beobachtung des Sterns verpasste man seinen nächsten Ausbruch um einen Tag. Am 9. Februar 1946, etwa 80 Jahre später, wurde ein plötzlicher Ausbruch von T CrB beobachtet. Der Stern war aber bereits auf die 3. Größe zurückgegangen. Das Ausbruchsmuster war übereinstimmend mit den Beobachtungen aus dem Jahr 1866.  Da der Stern nach 1866 als Veränderlicher Stern bekannt war, wurde er regelmäßig seither beobachtet.  Der Stern schwankt regelmäßig um 0,4mag innerhalb von 113 Tagen. Im Jahr 1938 bemerkte man einen Helligkeitsanstieg des Sterns, insbesondere im blauen Bereich des Spektrums, um eine Größenklasse.  Der Stern sollte insgesamt 19 Jahre auf dem höheren Plateau bleiben.  Aber nach 7 Jahren kam es zu einem starken Helligkeitseinbruch von 1,5 mag. Ein Jahr darauf kam es dann zum Ausbruch des Sterns. Die Helligkeit stieg um 8,2 Größenklassen an, ein Anstieg um das 2000fache. Der weitere Verlauf der Helligkeit entsprach den Erfahrungen aus den vorhergegangenen  Beobachtungen des 19. Jahrhunderts.  Nach diesem Modell würde die Nova T CrB im Jahr 2026 wieder erscheinen.  Jedoch gibt es stichhaltige Hinweise darauf, dass die Nova bereits in den  nächsten Wochen  zu sehen seien wird. Seit 2015 beobachten wir den Helligkeitsanstieg des Sterns auf das hellere Plateau. Und im März des letzten Jahres 2023 sank die Helligkeit dann um 1,5 mag. Diese Beobachtungen nehmen die Astronomen als klare Indizien für einen baldigen Ausbruch.  Es könnte also jede Minute losgehen.  Hier sind auch Amateurbeobachter gefragt, die den Helligkeitsausbruch an die AAVSO melden können.

Was passiert bei T CrB eigentlich ?    T CrB ist ein Doppelsternsystem, ein Roter Riesenstern und ein  Weißer Zwerg umkreisen sich innerhalb von 227,6 Tagen. Das ist übrigens die Ursache für den 113tägigen Lichtwechsel.  Die Umlaufbahn der beiden liegt innerhalb der sogenannten Roche-Grenze, also der Grenze, wo die Gezeitenkräfte die Gravitationskraft des Roten Riesensterns übertrifft und der Weiße Zwerg Materie vom Roten Riesenstern absaugen kann. Im Normalzustand sehen wir also das Leuchten des Roten Riesen und die Helligkeit des akkretierenden Materials auf den Weißen Zwerg.  Sammelt sich hinreichend viel Material,  in diesem Fall in erster Linie Wasserstoff,  wird eine kritische Masse erreicht und der Wasserstoff zündet  die Kernfusion zu Helium. Dabei entstehen Temperarturen von über 100 Millionen Grad Celsius. Explosionsartig breitet sich die Hülle um den Weiße Zwerg aus und wir erleben einen Helligkeitsanstieg, der plötzlich stattfindet und nur wenige Tage anhält. Ungeklärt ist noch das merkwürdige Verhalten des Sternensystems vor und nach dem Ausbruch. Sowohl der Helligkeitsanstieg Jahre vor dem Ausbruch, noch der Helligkeitsabfall ein Jahr vor dem Ausbruch, können zufriedenstellend erklärt werden. Bisher sind sie aber gute Hinweise  auf einen bevorstehenden Ausbruch. Bei den rekurrierenden Novae überleben Stern und Weißer Zwerg die Explosion. Danach wiederholt sich das Ganze wieder.

In historischen Aufzeichnungen fand man übrigens Hinweise auf weitere Beobachtungen. Im Jahr 1217 beobachtete der Mönch Burchard von Ursberg  aus dem Kloster Ursberg in Bayern einen hellen Stern in der Nördlichen Krone, der nach wenigen Tagen verblasste. Eine weitere Beobachtung tat der Astronom und Priester  Francis Wollaston in London im Dezember 1787.  Er sah einen Stern 6. bis 7.Größe.  Wollastons Beobachtung lässt sich nicht in den 80jährigen Rhythmus einordnen. John Herschel verzeichnete den Stern 1842 als Stern 6. Größe.  Auch diese Beobachtung  zeigt, dass die Sterne immer für Überraschungen bereit sind.

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IC 426 -eine Globule

Etwa ein Grad nördlich des  mittleren Gürtelsterns Alnitam des HimmelsJäger Orion findet man den Veränderlichen Stern V1130 Ori.  Der Stern 8. Größe  ist als  alpha2 CVn Variabler klassifiziert. Das sind schon sehr exotische Veränderliche.  Gerade mal 1 % aller Veränderlichen zählt man zu dieser Klasse . Bekanntester Stern dieser Art dürfte der Stern Alioth im Sternbild Großer Bär sein.  In der Fachliteratur werden diese Sterne als Rotationsveränderlich beschrieben.  Die Veränderlichkeit wird der inhomogenen Verteilung von „Metallen“ in den oberen Bereichen der Sternatmosphäre zu geschrieben,  die Schwankungen im  Magnetfeld des Sterns auslösen.   Die starken Magnetfelder dieser Sterne können lokale Wolken schwerer Elemente auf der Oberfläche erzeugen, die zu einer optischen Helligkeitsveränderung führen.  Die Sternflecken sind dann nicht, wie bei der Sonne , durch Temperaturunterschiede verursacht, sondern  sind Verfärbungen  durch schwere Elemente wie Silizium, Strontium usw.

Die Bok-Globule IC 426 und der Veränderliche V1130 Ori

Östlich des Sterns schließt sich eine bläuliche Staubwolke an, die als IC 426 im Index-Katalog aufgeführt ist.  IC426 ist eine sogenannte Globule.  Gelegentlich werden diese  Objekte auch Bok-Globulen genannt, nach dem niederländischen Astronom Bart Bok. Bart Bok untersuchte die Globulen nach dem Zweiten Weltkrieg .  Er erkannte sie als wichtige Bausteine der Sternentstehung.

Globulen sind die direkten Entstehungsorte von Sternensystemen.  In den wasserstoffreichen Gaswolken großer Sternentstehungsgebiete,  wie es die Orion-Region ist, können sich Bereiche durch Sternwinde heißer Sterne regelrecht abschnüren.  In vielen dieser Wolken beobachtet man die Abschnürungen als  „Elefanten“-Rüssel,  in deren Umgebung neue Sterne entstehen.  Bekanntes Beispiel sind  die „Säulen der Schöpfung“ im Adlernebel , der im Sternbild Schlange zu finden ist.

Adlernebel Messier 16 mit den Säulen der Schöpfung

Kokonartig umschließt Staub den entstehenden  jungen Stern und schützte die Gasverdichtung vor der Strahlung der anderen Sterne.  Die Materie innerhalb des Kokons kann abkühlen und sich verdichten, bis  die kritische Masse zur Sternentstehung erreicht ist. Ein neuer Stern, vielleicht sogar mit  einigen Planeten , bildet sich. Im Innern sind diese Staubhüllen deswegen erstaunlich leer. Die Sternwinde werden dann in den folgenden Jahren, den Staub immer mehr verdrängen, so dass der neue Stern als  leuchtendes Objekt zu sehen ist. Globulen sind vergängliche Objekte.

Die Region um IC426  (Guide 9)

Der Nebel  IC 426 wurde im Jahr  1888 von der schottischen Astronomin Williamina Fleming entdeckt,  die ebenfalls den Dunkelnebel  IC434 entdeckte, der heute besser als Pferdekopfnebel  bekannt ist.

IC426 zu der großen Orion-Molekülwolke  und ist 1300 Lichtjahre von unserer Heimat entfernt. In der unmittelbaren Nachbarschaft findet man weitere Globulen, wie IC423, IC424, DG62,DG63.