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Ein Komet mit Aussicht

Der Komet P/Tsuchinshan (62P) durchwanderte Anfang März den Virgo-Galaxienhaufen . Am 6. Und 7. März 2024 zog er dabei noch an Abell 1553 vorüber. Dieser Galaxienhaufen ist  35 Bogenminuten westlich des 6mag hellen Sterns 20 Vir zu finden. Die Größe der Galaxien zeigen schon, dass der Galaxienhaufen sehr weit hinter dem Virgohaufen liegen muss.  Es gibt dort ein Fenster mit sehr guter Fernsicht  im Sternbild Jungfrau.  Die Galaxien des Haufens scheinen ungefähr 10- 12 Bogensekunden groß zu sein.  Wenn man von einer durchschnittlichen Größe von 100000 Lichtjahren ausgeht, dann würde man den Galaxienhaufen in etwa 1,75 Milliarden Lichtjahren verordnen. Der Virgohaufen ist nur etwa  65 Millionen Lichtjahre .Er hat allerdings einen Durchmesser von 9 Millionen Lichtjahren.   Der Kernbereich von Abell 1553 umschließt dann gerade mal 4 Millionen Lichtjahre. Sein Durchmesser im Abell-Katalog wird mit 25,6 Bogenminuten angegeben. Seine Ausmaße wären dann drei Mal so groß.  Was sagen die offiziellen Zahlen noch ?  Die Galaxien von Abell 1553 entfliehen mit einer Geschwindigkeit von 45880 km/s. Die Rotverschiebung des Spektrums ist 0,167. Mit den üblichen Parametern des Kosmos errechnet sich eine Distanz von 2,1 Milliarden Lichtjahren. Die hellste Galaxie des Haufens (2MASX J12304890+1032464 — Brightest Galaxy in a Cluster (BCG) ) hat einen Durchmesser von 26 Bogensekunden und somit einen Durchmesser von 265000 Lichtjahre.  Sie ist doppelt so groß, wie unsere Milchstraße. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Die größte bekannte Galaxie IC1101 hat einen Durchmesser von 3 Millionen Lichtjahren. Der hellste Bereich dieser Galaxie ist aber auch nur bei etwa 200000 Lichtjahren. Wegen der Distanz von 1 Milliarde Lichtjahre ist sie ebenfalls nicht so spektakulär von hier aus betrachtet. Sie ist ein schwacher Nebel  14.Größe,der ebenfalls im Sternbilder Jungfrau zu finden ist.

Das sind unvorstellbare Größenordnungen.  Bleiben wir kurz in der kosmischen Nachbarschaft.Der Komet derweil war nur 83 Millionen Kilometer entfernt und zieht mit 31 Bogensekunden pro Stunde seine Bahn. Relativ zur Erde ist er mit  3,5 km/s eher langsam unterwegs. Relativ zur Sonne kann er aber mit 24,4 km/s aufwarten.  Komet P/Tsuchinshan (62P) ist ein kurzperiodischer Komet, der uns alle 6,2 Jahre besucht. Seine Apheldistanz ist mit 5,48 AE (820 Mio km) etwas weiter als die Jupiterbahn. Im Perihel  verfehlt er die Erdbahn um 40 Millionen Kilometer. Entdeckt wurde er am 1.Januar 1965 am Purple Mountain Observatorium in Nanking, China.

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Beobachtungsprogramm April 2024

Die astronomische Fachwelt wartet gespannt auf  einen „neuen“  Stern, eine Nova. Sie soll hell im Sternbild der Nördlichen Krone erscheinen und dem Sternbild für einige Tage zu einem ungewohnten Anblick verhelfen. Die Astronomen wissen bereits, dass es sich hier um eine Sternenexplosion handelt, die sich etwa alle 80 Jahre wiederholt.  In diesem Fall umkreisen sich ein roter Riesenstern und ein ausgebrannter  Sternenrest, ein weißer Zwerg. Der weiße Zwerg zapft Wasserstoffgas vom roten Riesenstern ab, bis er eine kritische Masse erreicht hat. Es kommt zur thermonuklearen Explosion und diese lässt den Stern  für einige Tage sehr hell erstrahlen.  Der Stern T Coronae Borealis im Sternbild Nördliche Krone wird seit fast 160 Jahren beobachtet und in den Jahren 1866 und 1946 kam es zu hellen Nova-Ausbrüchen. Für spätestens 2026 wäre ein weiterer Ausbruch zu erwarten. Die Astronomen beobachten den Stern gerade sehr genau und es gibt starke Hinweise, dass die Nova bereits in den nächsten Wochen stattfinden wird. Der Stern wird dann für den irdischen Beobachter aus dem Nichts auftauchen. Eine Woche später wird er schon wieder verschwunden sein.  Solche Ereignisse sind äußerst selten.  Die Sternfreunde werden den Sternenhimmel in den nächsten Wochen im Auge behalten. An zwei Terminen, am 5. April und am 18.April werden die Sternfreunde ab 21 Uhr bei gutem Wetter öffentliche Beobachtungen an der Josef Bresser-Sternwarte anbieten. Mit etwas Glück kann die Nova beobachtet werden.

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März 2024..eine Nova in Aussicht

Warten auf den Ausbruch…

Die hellste rekurrierende Nova steht kurz vor einem Ausbruch. T Coronae Borealis, ein eruptiv Veränderlicher Stern, könnte in den nächsten Wochen das Erscheinungsbild der Nördlichen Krone verändern.  In vielen Presseartikeln wurde in den letzten Monaten darüber berichtet. Selbst in einer Frauenzeitschrift fand ich einen Artikel über die funkensprühende Supernova im Frühling. Ganz so auffällig wird sie wohl nicht werden.  Die Nova wird wahrscheinlich nur Mitmenschen auffallen, die etwas sternkundig sind. 

Eine rekurrierende Nova wiederholt sich in regelmäßigen Zeitabständen, wie es der Name schon vermuten lässt. Aufmerksam wurde man auf T  CrB , wie der Stern abgekürzt heißt,  am 12. Mai 1866.  Der Stern erschien mit einer Helligkeit von 2,2 mag und erreichte kurz darauf sogar 2mag.  Damit war er wenig heller als Gemma , der hellste der Stern der nördlichen Krone.  Innerhalb einer Woche fiel die Helligkeit des Sternes wieder rapide ab. Im  Juni 1866 erreichte er wieder die normale Helligkeit von 10,2 mag.  Etwas überraschend verlief dann ein Helligkeitsanstieg auf 8,5 mag nach weiteren 100 Tagen. Dieser hielt 90 Tage an bis der Stern wieder seine „normale“ Helligkeit erreichte.  Trotz intensiver Beobachtung des Sterns verpasste man seinen nächsten Ausbruch um einen Tag. Am 9. Februar 1946, etwa 80 Jahre später, wurde ein plötzlicher Ausbruch von T CrB beobachtet. Der Stern war aber bereits auf die 3. Größe zurückgegangen. Das Ausbruchsmuster war übereinstimmend mit den Beobachtungen aus dem Jahr 1866.  Da der Stern nach 1866 als Veränderlicher Stern bekannt war, wurde er regelmäßig seither beobachtet.  Der Stern schwankt regelmäßig um 0,4mag innerhalb von 113 Tagen. Im Jahr 1938 bemerkte man einen Helligkeitsanstieg des Sterns, insbesondere im blauen Bereich des Spektrums, um eine Größenklasse.  Der Stern sollte insgesamt 19 Jahre auf dem höheren Plateau bleiben.  Aber nach 7 Jahren kam es zu einem starken Helligkeitseinbruch von 1,5 mag. Ein Jahr darauf kam es dann zum Ausbruch des Sterns. Die Helligkeit stieg um 8,2 Größenklassen an, ein Anstieg um das 2000fache. Der weitere Verlauf der Helligkeit entsprach den Erfahrungen aus den vorhergegangenen  Beobachtungen des 19. Jahrhunderts.  Nach diesem Modell würde die Nova T CrB im Jahr 2026 wieder erscheinen.  Jedoch gibt es stichhaltige Hinweise darauf, dass die Nova bereits in den  nächsten Wochen  zu sehen seien wird. Seit 2015 beobachten wir den Helligkeitsanstieg des Sterns auf das hellere Plateau. Und im März des letzten Jahres 2023 sank die Helligkeit dann um 1,5 mag. Diese Beobachtungen nehmen die Astronomen als klare Indizien für einen baldigen Ausbruch.  Es könnte also jede Minute losgehen.  Hier sind auch Amateurbeobachter gefragt, die den Helligkeitsausbruch an die AAVSO melden können.

Was passiert bei T CrB eigentlich ?    T CrB ist ein Doppelsternsystem, ein Roter Riesenstern und ein  Weißer Zwerg umkreisen sich innerhalb von 227,6 Tagen. Das ist übrigens die Ursache für den 113tägigen Lichtwechsel.  Die Umlaufbahn der beiden liegt innerhalb der sogenannten Roche-Grenze, also der Grenze, wo die Gezeitenkräfte die Gravitationskraft des Roten Riesensterns übertrifft und der Weiße Zwerg Materie vom Roten Riesenstern absaugen kann. Im Normalzustand sehen wir also das Leuchten des Roten Riesen und die Helligkeit des akkretierenden Materials auf den Weißen Zwerg.  Sammelt sich hinreichend viel Material,  in diesem Fall in erster Linie Wasserstoff,  wird eine kritische Masse erreicht und der Wasserstoff zündet  die Kernfusion zu Helium. Dabei entstehen Temperarturen von über 100 Millionen Grad Celsius. Explosionsartig breitet sich die Hülle um den Weiße Zwerg aus und wir erleben einen Helligkeitsanstieg, der plötzlich stattfindet und nur wenige Tage anhält. Ungeklärt ist noch das merkwürdige Verhalten des Sternensystems vor und nach dem Ausbruch. Sowohl der Helligkeitsanstieg Jahre vor dem Ausbruch, noch der Helligkeitsabfall ein Jahr vor dem Ausbruch, können zufriedenstellend erklärt werden. Bisher sind sie aber gute Hinweise  auf einen bevorstehenden Ausbruch. Bei den rekurrierenden Novae überleben Stern und Weißer Zwerg die Explosion. Danach wiederholt sich das Ganze wieder.

In historischen Aufzeichnungen fand man übrigens Hinweise auf weitere Beobachtungen. Im Jahr 1217 beobachtete der Mönch Burchard von Ursberg  aus dem Kloster Ursberg in Bayern einen hellen Stern in der Nördlichen Krone, der nach wenigen Tagen verblasste. Eine weitere Beobachtung tat der Astronom und Priester  Francis Wollaston in London im Dezember 1787.  Er sah einen Stern 6. bis 7.Größe.  Wollastons Beobachtung lässt sich nicht in den 80jährigen Rhythmus einordnen. John Herschel verzeichnete den Stern 1842 als Stern 6. Größe.  Auch diese Beobachtung  zeigt, dass die Sterne immer für Überraschungen bereit sind.

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IC 426 -eine Globule

Etwa ein Grad nördlich des  mittleren Gürtelsterns Alnitam des HimmelsJäger Orion findet man den Veränderlichen Stern V1130 Ori.  Der Stern 8. Größe  ist als  alpha2 CVn Variabler klassifiziert. Das sind schon sehr exotische Veränderliche.  Gerade mal 1 % aller Veränderlichen zählt man zu dieser Klasse . Bekanntester Stern dieser Art dürfte der Stern Alioth im Sternbild Großer Bär sein.  In der Fachliteratur werden diese Sterne als Rotationsveränderlich beschrieben.  Die Veränderlichkeit wird der inhomogenen Verteilung von „Metallen“ in den oberen Bereichen der Sternatmosphäre zu geschrieben,  die Schwankungen im  Magnetfeld des Sterns auslösen.   Die starken Magnetfelder dieser Sterne können lokale Wolken schwerer Elemente auf der Oberfläche erzeugen, die zu einer optischen Helligkeitsveränderung führen.  Die Sternflecken sind dann nicht, wie bei der Sonne , durch Temperaturunterschiede verursacht, sondern  sind Verfärbungen  durch schwere Elemente wie Silizium, Strontium usw.

Die Bok-Globule IC 426 und der Veränderliche V1130 Ori

Östlich des Sterns schließt sich eine bläuliche Staubwolke an, die als IC 426 im Index-Katalog aufgeführt ist.  IC426 ist eine sogenannte Globule.  Gelegentlich werden diese  Objekte auch Bok-Globulen genannt, nach dem niederländischen Astronom Bart Bok. Bart Bok untersuchte die Globulen nach dem Zweiten Weltkrieg .  Er erkannte sie als wichtige Bausteine der Sternentstehung.

Globulen sind die direkten Entstehungsorte von Sternensystemen.  In den wasserstoffreichen Gaswolken großer Sternentstehungsgebiete,  wie es die Orion-Region ist, können sich Bereiche durch Sternwinde heißer Sterne regelrecht abschnüren.  In vielen dieser Wolken beobachtet man die Abschnürungen als  „Elefanten“-Rüssel,  in deren Umgebung neue Sterne entstehen.  Bekanntes Beispiel sind  die „Säulen der Schöpfung“ im Adlernebel , der im Sternbild Schlange zu finden ist.

Adlernebel Messier 16 mit den Säulen der Schöpfung

Kokonartig umschließt Staub den entstehenden  jungen Stern und schützte die Gasverdichtung vor der Strahlung der anderen Sterne.  Die Materie innerhalb des Kokons kann abkühlen und sich verdichten, bis  die kritische Masse zur Sternentstehung erreicht ist. Ein neuer Stern, vielleicht sogar mit  einigen Planeten , bildet sich. Im Innern sind diese Staubhüllen deswegen erstaunlich leer. Die Sternwinde werden dann in den folgenden Jahren, den Staub immer mehr verdrängen, so dass der neue Stern als  leuchtendes Objekt zu sehen ist. Globulen sind vergängliche Objekte.

Die Region um IC426  (Guide 9)

Der Nebel  IC 426 wurde im Jahr  1888 von der schottischen Astronomin Williamina Fleming entdeckt,  die ebenfalls den Dunkelnebel  IC434 entdeckte, der heute besser als Pferdekopfnebel  bekannt ist.

IC426 zu der großen Orion-Molekülwolke  und ist 1300 Lichtjahre von unserer Heimat entfernt. In der unmittelbaren Nachbarschaft findet man weitere Globulen, wie IC423, IC424, DG62,DG63.

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Sternwartenprogramm im März 2024

Am 20.März 2024 ist Frühlingsbeginn und damit die Tagundnachgleiche.  Die Sonne durchwandert den Frühlingspunkt  auf ihrer scheinbaren Bahn durch die Tierkreiszeichen. Der Frühlingspunkt oder auch Widderpunkt  markiert einen Schnittpunkt der Erdbahnebene um die Sonne und den Äquatorkreis der Erde. Wegen der langsamen Verschiebung des Frühlingspunktes in westlicher Richtung, findet man ihn seit fast 3000 Jahren nicht mehr im Sternbild Widder. Mittlerweile befindet sich die Sonne am 20.März im Sternbild Fische. Für den Osterhasen ist der 20.März ebenso ein wichtiger Tag. Der Ostertermin und damit alle beweglichen kirchlichen Feiertage ergeben sich nach dem Termin des ersten Frühlingsvollmonds.  Der darauffolgende Sonntag ist der Ostersonntag. Am 25 .März ist Vollmond und damit fällt Ostern in diesem Jahr auf den 31.März. Frühester Ostertermin ist übrigens der 22. März.  Ostern ist aber auch noch am 25. April möglich. Die beiden Extreme sind aber sehr selten.  Über den Lauf des Mondes und der Gestirne kann man bei einem Besuch der Sternfreunde  der Josef Bresser-Sternwarte mehr erfahren. Die Sternfreunde bieten öffentliche Beobachtungen am 1 .März  und am 14.März ab 20:30 Uhr an. Die Beobachtung findet nur bei klarem Himmel statt.

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Quasare …helle Leuchtfeuer im Weltall

Wow, 500 Billionen Sonnenleuchtkräfte, 2500 mal mehr als unsere gesamte Milchstraße- das ist ein wahres Energiemonster. Australische Forscher untersuchten den Stern 2Mass 05291579-4351519 und stellten überraschend fest, dass dieser Stern gar kein Stern ist. Die Lichtquelle entpuppte sich als  Quasar, also ein aktiver Galaxienkern in weiter Ferne. So wurde aus 2Mass 05291579-4351519 der Quasar QSO J05291579-4351519.  Die Bestimmung der Rotverschiebung ergab einen Wert von z=3,962. Sein Licht ist daher über 12 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Wegen der kosmischen Expansion dürfte er aber bereits 21 Milliarden Lichtjahre entfernt sein. Überrascht waren die Astronomen von der scheinbaren Helligkeit die etwa 16mag betrug. Der Quasar ist selbst für Amateure ein leichtes Ziel. Noch überraschender war es, dass es sich um ein einzelnes Objekt handelt. Einige helle Quasare werden durch vorgelagerte Objekte gravitativ gelinst. Gravitationslinsen verstärken das Licht entferntere Objekte. QSO J05291579-4351519 ist also wirklich so hell .Etwas Schade  ist es nur, dass der Quasar im Sternbild Bildhauer hier nicht über den Horizont kommt.  Er ist ein Objekt der Südhalbkugel. Aber zum Trost kann man sagen, dass wir am Nordhimmel auch einige Quasare sehen können. Und manchmal schleichen sie sich unerkannt mit aufs Bild.

Am 8.Januar 2024 wanderte der Komet C62P-Tsuchinshan1 westlich an der Galaxie NGC3968 im Sternbild Löwe vorbei. Der grüne Schweifstern dominierte das Bild, während man links die kleine Balkengalaxie zu sehen bekommt.  Der Komet war zu diesem Zeitpunkt auch nur 76 Millionen Kilometer entfernt. NGC 3968 ist aus einer Entfernung von 285 Millionen Lichtjahren zu sehen.  Aber sie ist eine unauffällige Balkengalaxie und kein Quasar. Für den genaueren Blick schauen wir uns mal einen Ausschnitt des Bildes an.

Wir finden dort die Galaxie NGC 3968 und zwei weitere kleinere Begleitgalaxien. Der hellste Stern ist Tycho 868 166, der ungefähr 150 Lichtjahre entfernt ist. Über drei Mal weiter entfernt als NGC 3968, ist eine Galaxie in 1,1 Milliarden Lichtjahren Entfernung.  Das entfernteste Objekt ist aber der Quasar J115503.1+115831 in einer Distanz von 9,7 Milliarden Lichtjahren . Sein Licht war etwa 7,8 Milliarden Jahr zu uns unterwegs. Die Helligkeit des Quasars liegt bei nur 18,5 mag. Der helle Quasar im Bildhauer ist 12 mal heller als das Objekt im Löwen, obwohl er 1,5 mal weiter entfernt ist. Insgesamt ist er damit fast 30 mal so hell wie QSO J115503.1+115831. Immerhin ist der Löwen-Quasar noch 83 Mal heller als unsere Milchstraße. Quasare sind, wie erwähnt, aktive Kerne ferner Galaxien. In ihren Zentren befinden sich schwere Schwarze Löcher mit Millionen von Sonnenmassen. Unsere Milchstraße beherbergt im Zentrum ein Schwarzes Loch mit etwa 3 Millionen Sonnenmassen.  Dem Bildhauer-Quasar wird ein Schwarzes Loch mit 17 Milliarden Sonnenmassen zugesprochen. Um den Energieausstoß aufrecht zu erhalten, muss er eine Sonnenmasse pro Tag einverleiben… Er ist wirklich ein Monster.  Das Schwarze Loch des Löwenquasars wird ebenfalls einige Sonnenmassen pro Jahr zu nehmen müssen. Über sehr lange Zeiträume gelingt es den Quasaren wohl nicht, derart extrem aufzutreten. Wenn kein Nachschub an Materie einfließt, schläft der Quasar und seine Leuchtkraft geht zurück. Das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße ist gerade in dieser Schlafphase. Und das ist auch gut so. Ein Quasar wird mit seiner energiereichen Strahlung wirkungsvoll die Heimatgalaxie keimfrei halten. Gemütliche Orte des Lebens sind ,oder besser, waren sie nicht.

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Der Pferdekopfnebel

Nur etwas Nostalgie…. der Meister der Astrofotografie in den 80er und 90er Jahren war wohl David Malin. Sein Bildband „Blick ins Weltall“ offenbarte mir als absoluter Neuling die bunte Welt der Sterne.  David Malin arbeitete am anglo-australischen Observatorium in Australien und war ein ausgezeichneter Fotograf am Teleskop und im Fotolabor. Seine Aufnahmen sind trotz überholter Fototechnik, heute ist das Fotolabor eher eine Software,  einzigartige Kunstwerke.  Und viele ikonische Objekte wurden durch seine Hand wirklich populär. Der Pferdekopfnebel zählt unweigerlich dazu.  Sucht man in den Weiten des Internets nach Aufnahmen vom Pferdekopfnebel,  so wird man von der Menge förmlich erschlagen. Warum also selbst nochmal einen Versuch starten, den Nebel abzulichten?  Mit David Malins Aufnahmen vor den Augen,  versuchte ich es in den 90ern auch,  die Region im Orion auf Dia-Film zu bannen. Welcher Erfolg das war, wenn sich ein roter Wasserstoffschimmer auf den Bildern zeigte.  Die digitale Fotografie zog aber nach der Jahrtausendwende schnell ein und die Möglichkeiten der Bearbeitung von Bildern überholten schnell die Möglichkeiten der Laborentwicklung.  So ist es kein Wunder, vielleicht nicht mal mehr die große Kunst,  Aufnahmen zu gewinnen,  die David Malins Errungenschaften in Nichts nachstehen.   Das sollte mich nicht abhalten,  die Kamera auf den Pferdekopfnebel zu richten. 

Der Pferdekopfnebel  , ein Dia aus dem Jahr 1998

Und das zum wiederholten Male.   Und er ist einfach immer noch umwerfend. Der Pferdekopfnebelkomplex besteht aus der Wasserstoffwolke IC434, die durch umliegende heiße Sterne zum Leuchten angeregt wird. Der rotleuchtenden Wolke ist der Dunkelnebel Barnard 33 vorgelagert. Die Erscheinung der Wolke erinnert ein wenig an ein aufspringendes Ross.  Der helle blaue Stern links ist Alnitak, der östliche Gürtelstern des Orions. Linksseitig des Nebels findet man den gelblich leuchtenden Flammennebel NGC2024, eine Wasserstoffwolke , die mit Staub durchsetzt ist.  Das tiefe Schwarz entsteht durch eine riesige Staubwolke, die das Licht der Sterne abschirmt .Die Dunkelwolke ist an manchen Stellen etwas dünner. Hier schimmern helle Sterne durch, die das umgebene Material anleuchten. Es sind daher Reflexionsnebel. In der Mitte findet man zum Beispiel den Reflexionsnebel NGC 2023 und etwas darunter IC 435.

Und eine Aufnahme aus dem Jahr 2024…

Der Staub in den Dunkelwolken schirmt die Strahlung der Sterne wirkungsvoll ab. Im Innern der Wolke kühlt sich die Materie stark ab. So kann die Gravitation die Oberhand gewinnen und die Wolken zum Kollabieren bringen.  Das ist der Mechanismus, der neue Sterne entstehen lässt.   Die neuen Sterne haben dann noch genügend Material um sich herum, um Sonnensysteme zu bilden.  Der Pferdekopfnebel, so ruhig und unveränderlich er auch aussehen mag, ist eine aktive Sternentstehungsregion. Seine Erscheinung ist kosmologisch nur von kurzer Dauer. In wenigen hunderttausend Jahren wird vom Pferdekopf nicht mehr viel zu erkennen sein. Vielleicht ist das auch ein Argument für das wiederholte Fotografieren des Nebels…

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Februar 2024 : Dunkle Sterne ?

Der große Durchbruch in der Kosmologie oder eine Seifenblase, die in Kürze zerplatzt ? Die Pressemitteilung der ESA zur Entdeckung von „ Dunklen Sternen“ scheint geradezu einem Science Fiction-Roman zu entspringen- zumindest vom Titel her. Gibt es Dunkle Sterne? Und was sind Dunkle Sterne?   Ist das seriös, was die verschiedenen Nachrichtenportale berichten?

Die Angelegenheit ist zu spannend, als das man sie in der Tagespresse abarbeitet. Ihre Geschichte geht 100 Jahre zurück.

In den 1930er Jahren untersuchte der Schweizer Astronom Fritz Zwicky die  Eigenschaften von Galaxien im Coma-Galaxienhaufen.  Er fand heraus, dass die Eigengeschwindigkeiten der Galaxien viel zu hoch waren um den Haufencharakter zu bewahren. Die beobachtete Masse der Galaxien reichte bei Weitem nicht aus, um die Galaxien gravitativ aneinander zu binden. Der Coma-Haufen sollte eigentlich regelrecht auseinanderfliegen. Zur gleichen Zeit untersuchte der Niederländer Jan Hendrik Oort die Eigenschaften der Milchstraße.

Es war die Zeit, als man noch darüber diskutierte, ob die Milchstraße das Universum sei oder ob die Milchstraße nur eine von vielen Welteninseln im Universum sei. Die Diskussion ging als Große Debatte in die Wissenschaftsgeschichte ein. Jener niederländische Astronom Jan Hendrik Oort, der sich unter anderem  mit den Geschwindigkeiten von Sternen in unserer eigenen Milchstraße  beschäftigte, wunderte sich über die noch recht hohen Eigengeschwindigkeiten der Sterne, die weiter vom Zentrum der Milchstraße unterwegs sind. Man ging davon aus, dass die Sterne, die weitab vom Zentrum der Milchstraße unterwegs sind, langsamer sein mussten. Doch die beobachteten Geschwindigkeiten hätten zu Folge gehabt, dass die Sterne der Gravitation der Milchstraße entkommen würden. Es fehlte offenbar an leuchtender Masse. Zwicky führte die Hypothese der Dunklen Materie ein, die das Massenproblem erklären sollte. Es sind nahezu 80% der Gesamtmasse, die man der Dunklen Materie zusprechen muss.  Die Dunkle Materie ist also keine Randnotiz. Sie gehört zu den dominanten Kräften der kosmischen Entwicklung. Tragischer Weise gibt bis heute keine zufriedenstellende Theorie zur Dunklen Materie.  Die Entdeckung der Dunklen Energie in den 1990er Jahren  war noch überraschender und stellt die  Kosmologie vor noch größere Rätsel. Aber das ist ein anderes Thema.

Viele Kandidaten wurden für die Dunkle Materie erdacht und man liest von MACHOS, WIMPS, Cold Dark Matter, Hot Dark Matter, Axionen oder der MOND-Theorie, die ohne Dunkle Materie auskäme. Aber wie gesagt, das Rennen ist offen und auch wenn die Existenz der Dunklen Materie als gesichert gilt, hat man sie dennoch nicht entdeckt.  Sie macht sich  nur durch die gravitative Wechselwirkung bemerkbar.

Für die beobachtende Astronomie gilt das James Webb-Teleskop (JWST), dass im Jahr 2022 seine Arbeit aufnahm, als  Meilenstein. Und das zu Recht. Schon in den ersten Monaten konnten ferne Galaxien entdeckt werden, die es eigentlich nach den bisherigen kosmologischen Vorstellungen nicht geben dürfte.  Je weiter entfernt eine Galaxie ist, desto jünger erscheint ihr Bild. Wir schauen schließlich mit zunehmender Tiefe in den Raum auch in die Zeit zurück.  So fand das JWST Galaxien, die nur wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall vorhanden waren.  Man rechnete nicht damit, dass sich diese komplexen Gebilde so schnell bilden konnten.

Im Sommer 2023 beobachtete das JWST drei Objekte, die noch mysteriöser erschienen. Es waren leuchtkräftige Objekte, die im Infrarotlicht zu beobachten sind. Diese Objekte existierten gute 400 Mio. Jahre nach dem Urknall.  Ihre Leuchtkraft von mehreren Millionen Sonnen deutet auf frühe Galaxien hin.  Dafür ist die Zeit aber zu knapp gewesen. Galaxien sollten sich erst nach etwa einer Milliarde Jahre gebildet haben.   Dieser Umstand führte zu einer sehr radikalen Hypothese. Diese 3 Objekte sind keine Galaxien- es sind riesige Sterne. Sterne einer besonderen Art, die nur wenig mit den heutigen Sternen gemein haben.

Davon ausgehend, dass neben den Elementen Wasserstoff und Helium im frühem Universum beachtliche Mengen an dunkler Materie vorhanden gewesen sein muss,  war man schon recht früh der Ansicht, dass die Dunkle Materie  ein entscheidender Faktor bei der Bildung von Galaxien gewesen sein muss. Die Dunkle Materie kann sich wegen der geringen Wechselwirkung mit anderen Teilchen leichter verklumpen und mit ihrer Masse als Keime der Galaxienbildung fungieren. Nun gehen die Astronomen noch weiter.  Ausgehend von der Existenz von WIMPs ( Weakly interacting massiv particles) als Bestandteil der Dunklen Materie , stellen sich die Wissenschaftler Sterne vor, die in ihrem Innern aus WIMPs und deren Antiteilchen bestehen.  Hierzu würde sich das sogenannte Neutralino anbieten, welches ein vorhergesagtes Teilchen der Supersymmetrie ist, einer Theorie der Teilchenphysik.  Dieses Neutralino würde wie ein fehlendes Puzzleteil passen.  Finden sich im frühen Universum bei hoher Dichte der Dunklen Materie die Neutralinos und ihre Gegenstücke, die Anti-Neutralinos, so würden sie sich in Energie zerstrahlen. Sie würden dann genau die Energie liefern, die unsere Dunklen Sterne zum Leuchten bringen.  Warum aber sieht man das dunkle Leuchten ? Hierzu benötige man herkömmliche Materie, wie Wasserstoff und Helium.  Die energiereiche Strahlung würde die Umgebung aufheizen und das frühe Gas zum Leuchten anregen und die Sterne sichtbar machen.  Dunkle Sterne wären übrigens riesig.  Sie hätten Radien von mehreren astronomischen Einheiten.  Ein typischer dunkler Stern würde sich vom Sonnenzentrum bis zur Jupiterbahn ausdehnen.  Noch sind diese Sterne nicht nachgewiesen. Dennoch liefern die dunklen Sterne eine Möglichkeit ihrer Existenz zu bestätigen. Die Strahlung des Sterns würde durch relativ kühle Wasserstoff und Heliumwolken des frühen Universums laufen und dort von den Atomen bei bestimmten Wellenlängen absorbiert werden. Würde man bei einer Wellenlänge von 1640 Angström die Heliumlinie nachweisen, so wäre die Existenz eines solchen Sterns fast sicher. Findet man nichts, so kann man die Theorie verwerfen.

Die Wissenschaftler würden die Existenz dunkler Sterne begrüßen. Sie erklären die schnelle Entstehung erster Sterne und würden auch die Bildung schwergewichtiger Schwarzer Löcher fördern. Die Schwarzen Löcher sind die „Keime“ entstehender Galaxien.  Die Dunkle Materie ist ein sehr wirksamer Katalysator für die Galaxienbildung in der Frühzeit des Universums.  Das Neutralino wurde auf der Erde bisher noch nicht direkt nachgewiesen. Die Beobachtung Dunkler Sterne sind aber ein gutes Indiz für die Existenz dieser Teilchen. 

Im Prinzip ist dies ein richtiger Glücksfall.  Vorhergesagte Teilchen der Supersymmetrie bestätigen die Dunkle Energie und liefern dabei eine Erklärung für die Entwicklung früher Galaxien. Zudem liefern sie mit der Beobachtung der Absorptionslinien des Heliums noch die Bestätigung oder Nichtbestätigung ihrer Existenz.  Das ist allerdings noch nicht gelungen. 

Wie gesagt, entweder liefern die drei Objekte einen Durchbruch in der Kosmologie mit Erkenntnissen zur Dunklen Materie. Oder die Angelegenheit wird widerlegt und ist eine Sackgasse!

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Herbig Haro Objekte im Stier

Die großen Sternentstehungsgebiete am heimischen Firmament sind gern besuchte Beobachtungsziele der Sterngucker.  Der imposante Nebel im Orion, der um die hellen Trapezsterne leuchtend eine sehr aktive Sternentstehungsregion darstellt, ist wohl die  bekannteste Region. Aber auch der Lagunennebel und der Schwanennebel in der Sommermilchstraße sind Orte intensiver Sternentstehung. Die Nebel aus rotleuchtendem Wasserstoffgas, das durch die Anwesenheit heller, leuchtkräftiger Sterne zum Leuchten angeregt wird, sind visuell und auch fotografisch sehr auffällig.

Sterne entstehen aber nicht nur in den leuchtenden Wolken der Milchstraße. Auch in den dunklen Ecken des der Milchstraße beginnen junge Sterne ihre Entwicklung.  In der Region des Sternbilds Stier gibt es eine riesige Staubwolke aus der an einigen Stellen die Geburtsstätten der neuen Sterne durchschimmern – der Taurus-Molekül-Komplex.

Sternfeldaufnahme im Stier. Die riesige Taurus-Molekülwolke nimmt praktisch den östlichen Teil des Sternbild Stiers ein.  Das Rechteck markiert den Himmelsausschnitt einer Aufnahme mit 400 mm Brennweite  durch eine Canon DSLR.

Einige Ausläufer der Molekülwolke finden sich auch nördlich des Sterns Aldebaran. Der Staubnebel aus Lynds Dark Nebula-Katalog (LDN)  1549 ist so ein Nebel.  Dieser Dunkelnebel scheint ein Fenster zu haben, durch das man in das Innere des Nebels schauen kann.  Der Nebel  Sharpless 2-239 schimmert  durch den dunklen Staub der Molekülwolke. Wie der Eingang zur Hölle könnte man meinen,  sieht man das feurige Herz einer Sternentstehungsregion. Die Region ist hochdynamisch. Junge Sterne räumen in heftigen  Ausbrüchen mit dem Sternenwind ihre Umgebung frei.  Dabei wird der Staub und das Gas aus der Sternentstehungsregion mit mehreren 10 bis 100 Kilometern pro Sekunde fortgeblasen und stößt mit dem Staub der umgebenden Materie zusammen.  Astronomen bezeichnen diese Art von Objekten als Herbig-Haro-Objekte.

Der Dunkelnebel LDN 1549 mit dem Nebel Sharpless 2-239  (Teleobjektiv 400mm Brennweite, mod. Canon 700D).

Der Nebel Sharpless 2-239 beinhaltet einige Herbig-Haro-Objekte. In der direkten Umgebung findet man 14 dieser dynamischen Wolken, die von den jungen  Sternen fortgetrieben werden.  Mit Amateurmitteln sind vier dieser Wolken gut zu beobachten, zumindest fotografisch. Die Wolken HH28, HH29, HH 151 und H30  findet man auf langbelichteten Aufnahmen der Region um Sharpless 2-239.

Im Dezember 2019 beschäftigte ich mein Teleskop einige Nächte damit, den Nebel mit 800 mm Brennweite aufzunehmen. Die Objekte sind sehr lichtschwach, so dass insgesamt 12 Stunden Belichtungszeit nötig waren, um ein einigermaßen tiefes Bild zu bekommen. Die Aufnahmen entstanden mit einem 8“ Newton und einer Artemis 4021 –Kamera (LRGB –Filtersatz ). Der Himmel war während der Aufnahmen nicht immer optimal. Leichter Dunst sorgte für ein Himmelshelligkeit von bis zu 20,2 mag/arcsec mit dem SQM gemessen.

Die Aufnahme nach 12 Stunden Belichtung.  Der feuerrote Nebel SH2-239 inmitten des Dunkelnebels LDN 1249.

Der Taurus-Molekülwolkenkomplex wird mit einer Entfernung von 450 Lichtjahren angegeben. Das ist für Milchstraßenverhältnisse nicht sehr weit. Die theoretische Auflösung meiner Fotoausrüstung beträgt 1,88 Bogensekunden pro Pixel. In einer Entfernung von 450 Lichtjahren entspricht das einer Größe von ca. 260 Astronomischen Einheiten oder 38 Milliarden Kilometer pro Bildpixel. Das ist schon eine beschauliche Strecke…

In den 50er Jahren wurde der gesamte Nordhimmel am Palomar Observatorium auf Fotoplatten gebannt. Diese Fotoplatten wurden in den 1980er Jahren eingescannt und als DSS –Fotoplatten digital veröffentlicht. Die Aufnahmen sind online verfügbar und es ist möglich, eigene aktuelle Aufnahmen mit den Aufnahmen des DSS zu vergleichen.

Ich habe dazu eine Aufnahme  aus dem Jahr 1955 mit der aktuellen Aufnahme aus dem Dezember 2019 verglichen. Es liegen also fast 65 Jahre zwischen den beiden Bildern. Was hat sich da getan?

Bei der direkten Überlagerung der Aufnahmen fielen zwei Bereiche besonders auf. Die Nebelfetzen der Herbig Haro-Objekte HH28 und HH29 haben sich um zwei bis drei Pixel nach rechts verschoben. Dies scheint eine Ausdehnung zu sein, die etwa 600 bis 700 Astronomischen Einheiten entspricht.  (oder etwa 100 Milliarden Kilometer) . Für die Zurücklegung einer derartigen Distanz muss sich die Wolke mit sagenhaften 50km pro Sekunde bewegen. Das ist eine Geschwindigkeit, die für Herbig Haro-Objekte nicht untypisch ist.

Das Hubble Space-Teleskop hat sich ebenfalls für diese Region interessiert und vor einiger Zeit das Herbig Haro-Objekt HH30 angeschaut. Zugegebenermaßen eine sehr hochaufgelöste Aufnahme, die deutlich den  typischen Materiejet des Herbig Haro-Objekts zeigt. Aus dem Veränderlichen V1213 schießen hochfokussierte Jets . Oberhalb der Jets befinden sich leuchtende Materie aus Gas und Staub.

Die tolle Aufnahme lässt erahnen, welche Naturgewalten dort in Aktion sind.  Mit Amateurmitteln ist es zwar nicht möglich, die ganze Dramatik sichtbar zu machen. Dennoch macht es Spaß, sich mit den Aufnahmen auseinanderzusetzen. Die Forschungen um diese Objekte begannen erst in den 1940er Jahren und sind mit den Namen der Astronomen George Herbig und Guillermo Haro verbunden, die unabhängig voneinander diese Objekte studierten.

Das erste entdeckte Herbig Haro-Objekt war übrigens der Nebel um den Stern T Tauri, ebenfalls des großen Molekülkomplexes im Sternbild Stier zugehörig.  Der Nebel wurde bereits 1852 vom Astronomen John Russel Hind entdeckt und ist als Hinds veränderlicher Nebel bekannt.

Hinds veränderlicher Nebel ist das erste bekannte Herbig Haro-Objekt um den Veränderlichen T Tauri

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Sternwartenprogramm Februar 2024

In den Abendstunden ist das Sternbild des Stiers bereits hoch am Himmel zu finden. Der rotfunkelnde Stern Aldebaran soll das Auge des Stiers symbolisieren.  Der Stern ist  ein Roter Riese und leuchtet 500 Mal heller als die Sonne. Wegen seiner großen Entfernung zu uns, benötigt sein Licht 67 Jahre um unser Auge zu erreichen.  Im Hintergrund erkennt man bereits mit dem bloßen Auge die Hyaden oder  volkstümlich das Regengestirn. Dieser offene Sternhaufen ist mehr als doppelt so weit entfernt, wie der Stern Aldebaran.  Nördlich der Hyaden findet man den schönen Sternhaufen der Plejaden, der sehr oft für den Kleinen Wagen gehalten wird. Dabei sind die Plejaden kein eigenes Sternbild, sondern „nur“ ein  großer Sternhaufen in 440 Lichtjahren Entfernung. Der volkstümliche Name Siebengestirn ist etwas eigenartig, weil es kaum Beobachter gibt, die genau sieben Sterne sehen. In Wirklichkeit zählen über 400 Sterne zu den Plejaden.  Die auffällige Konstellation von Plejaden und Hyaden hatte für unsere Vorfahren eine besondere Bedeutung.  Deswegen wird der Bereich des Himmels zwischen Regengestirn und Siebengestirn auch als Goldenes Tor der Ekliptik bezeichnet. Am 16.Februar 2024 kann man beobachten, wie der Mond durch das Goldene Tor, sehr nahe an den Plejaden, vorbei schreitet. Menschen früherer Kulturen, die nach dem Mondrhythmus lebten, nutzten diese Konstellation für kalendarische Zwecke. Am 2.Februar 2024 und am 15. Februar 2024 öffnen die Sternfreunde ab 20:30 Uhr die Kuppel ihrer Sternwarte, um interessierten Besuchern den Sternhimmel zu zeigen. Hyaden und Plejaden zählen zu den Attraktionen des Abends. Die öffentliche Beobachtung findet aber leider nur bei klarem Himmel statt.