Etwas westlich des Weihnachtsbaumsternhaufens gelegen findet man den goldgelben offenen Sternhaufen Trumpler 5. Visuell dürfte der Haufen eine schwere Nuss sein. Auf dem Foto erscheint er sehr sternreich und aufgelöst. Und er ist mit 6 Bogenminuten riesig. Der Haufen ist 9000 Lichtjahre entfernt und ist anscheinend ein sehr alter Haufen. Normalerweise sind offene Sternhaufen wenige 10 bis 100 Millionen Jahre alt. Trumpler 5 ist aber wohl über 2 Milliarden Jahre alt. Die rötliche Färbung erklärt sich aber mit der Lichtabschwächung durch Staub und Gas zwischen dem Sternhaufen und uns.
Im Jahr 2012 untersuchte eine Gruppe von Astronomen einen Lithiumreichen Stern im Haufen Trumpler 5. Sie untersuchten mit dem VLT in Chile den Stern #3416 in dem Sternhaufen und fanden eine sehr starke Signatur des Elements Lithium im Spektrum desselben.
Klingt nicht so aufregend, aber das Lithium ist schon etwas Besonderes. Jeder Haushalt hat zwar Lithium in Form von Akkus parat und auch die Industrie verwertet Lithium gerne als Rohstoff. Reines Lithium kommt in der Natur aber eigentlich nicht vor. Es ist mit 3 Protonen (und 3 oder 4 Neutronen zumeist) das leichteste Alkalimetall und damit sehr reaktiv. Die Lithiumvorkommen auf der Erde werden auf 80 Mio. t geschätzt. Damit kann man einige Akkus bestücken. In der Elementhäufigkeit der Erdhülle nimmt Lithium den 27. Platz ein.
Lithium gehört zu den primordialen Elementen, die in geringen Mengen nach dem Urknall entstanden sind. Etwa 300000 Jahre nach dem Urknall war der Kosmos soweit abgekühlt, dass sich die ersten Elemente synthetisieren konnten. Der größte Teil mit 92% war der Wasserstoff, etwa 8 % Helium und eben geringe Spuren von Lithium und Beryllium wurden ebenfalls gebildet. Von diesem primordialen Lithium ist leider nicht mehr allzuviel übrig. Die Kernfusion in Sternen zerstört das Lithium sehr effizient und der Lithiumgehalt des Weltalls nimmt seither ab. Nur in Braunen Zwergen, dort wo es nur eine dahinschleppende Kernfusion gibt, dort findet man noch beachtenswerte Lithiumsignaturen im Spektrum. Die Lithiumlinie ist sogar ein Charakteristikum für Braune Zwerge. Auch Planeten konservieren Lithium. Auf der Erde sind die Atome ja erstmal sicher.
Das Lithium gibt den Astronomen noch einige Rätsel auf. Die Bilanzen passen irgendwie nicht. So gibt es alte Sterne, die einen zu geringen Lithiumanteil haben. Einige jüngere Sterne haben zu viel Lithium. Unsere Sonne zum Beispiel müsste mehr Lithium nach der Vorstellung der Astronomen haben. Es scheint Alles im Allen komplexer zu sein, als gedacht. Die Erklärungsansätze sind vielseitig. Zum einen geht man davon aus, dass Lithium heute noch in den großen Molekülwolken entsteht, wenn dort Atomkerne zusammenprallen. Somit würden neue Lithiumatome ins Weltall kommen. Die Kernfusion in Sternen verbraucht zwar das Lithium. Aber auch da gibt es wohl Unterschiede. Je heißer der Stern, desto effizienter ist die Lithiumvernichtung. Diese geschieht aber trotzdem immer noch nahe des Sternzentrums, wo die Kernfusion stattfindet. Das Lithium kann durch verschieden Mechanismen dort hingebracht werden. Es sinkt wegen der größeren Dichte einfach ab oder es wird konvektiv ins Sterninnere geführt. Möglicherweise spielen auch die Gezeitenkräfte von Planeten eine Rolle. Die Sternmaterie wird ja von Planeten sozusagen umgerührt. Die genauen Umstände um das Schicksal des Lithiums sind noch nicht im Detail ermittelt.
Und nun findet man in Trumpler 5 noch einen weiteren Baustein des Lithiumrätsels- ein alter Stern mit hohen Lithiumanteil. Die Astronomen schließen daraus, dass nicht nur die großen Molekülwolken Lithium synthetisieren können. Auch in Sternen können unter bestimmten Bedingungen bedeutende Mengen Lithium entstehen. Es wäre natürlich möglich, dass sich Trumpler 5 #3416 gerade einen Braunen Zwerg einverleibt hat. Aber als wahrscheinlicher wird die Synthese angesehen. Es ist sogar davon auszugehen, dass das primordiale Lithium fast völlig verschwunden ist und das Lithium durch „sanfte“ Fusionsprozesse neu entsteht. Aus Supernovae kommt es wohl nicht. Diese Reaktionen sind zu energiereich und vernichten das Lithium in ihrer Umgebung.
Der eifrigste Supernovajäger des Planeten ist der Japaner Koichi Itagaki. Er entdeckte über 170 Supernovae und einige Kometen. Auch in Zeiten der Himmelsdurchmusterungen von PANSTARRS und Co taucht der Name Itagaki immer wieder in den Listen als Entdecker einer Supernova auf. So auch am 15.11.2024 als eine Supernova in der Spiralgalaxie NGC 2146 im Sternbild Giraffe gesichtet wurde. Itagaki entdeckte eine Supernova vom Typ II im westlichen Teil der Galaxie mit einer Helligkeit von 16,5mag. Ich erfuhr über das BAV-Forum der Vereinigung der Sternfreunde von der Supernova und erinnerte mich wage daran, vor langer Zeit schon mal eine Supernova in dieser Galaxie beobachtet zu haben. Und tatsächlich fand ich eine Aufnahme aus dem Jahr 2018 mit der Supernova 2018zd. Der Entdecker dieser Supernova war, wie bestimmt schon erahnt, Koichi Itagaki.
Ich nahm diese Supernova im November 2018 auf, also ziemlich genau vor 6 Jahren. Und nun, am 22.11.2024 konnte meine Kamera die Supernova 2024 abfl aufnehmen. Mittlerweile werden schon 4 Buchstaben benötigt, um alle Nova und Supernova -Entdeckungen des Jahres zu benennen. Die Nomenklatur geht nämlich so : Erste Supernova des Jahres ist beispielsweise SN 2024a, die zweite SN2024b, die 27zigste dann SN 2024aa usw. Im Jahr 2024 kamen über 40000 Novae und Supernovae zusammen. Aber das nur nebenbei.
Die erste Aufnahme der Supernova von 2024abfl, die ich am 22.11.2024 aufnahm überraschte mich etwas.
Augenscheinlich war die Supernova an der gleichen Stelle zu finden, wie die Supernova aus dem Jahr 2018. Aufgeregt darüber, beteiligte ich mich schnell an der Diskussion im Forum der BAV, in der Hoffnung einer großen Sache auf der Spur zu sein. Nun ja, nur wenige Minuten später bei weiterer Recherche wurde mir klar, dass ich etwas voreilig war. Bereits in der Entdeckungsnachricht wurde erwähnt, dass die SN2024abfl ziemlich nah der SN2018zd zu finden sei. Ein guter Rat bei jeder vermeintlichen Entdeckung ist : Prüfen,Prüfen und dann erst schreiben. Ich verglich anschließend die beiden Aufnahmen und konnte feststellen, dass die SN 2024abfl tatsächlich etwa 11 Bogensekunden westlich der SN 2018zd war. Trotzdem ist es ein bemerkenswertes Detail.
Die Galaxie NGC 2146 wird mit einer Distanz von 46 Millionen Lichtjahren zu uns angegeben. Die Distanz von 11 Bogensekunden entspräche dann einer Strecke von 2450 Lichtjahren. Man kann somit nicht einmal davon ausgehen, dass wir die Supernovae in chronologischer Abfolge beobachtet haben. Supernovae vom Typ II sind sogenannte Kernkollaps-Supernovae und diese sind das Ende massereicher Sterne, die nach dem Erliegen der Kernfusion in sich zusammenfallen. Bis zur Entstehung von Eisen wird bei der Kernfusion noch Energie freigesetzt und die Fusion schreitet fort. Hat der Stern aber dieses Stadium überschritten, kollabiert der Kern des Sterns innerhalb weniger Minuten und es kommt zu einer gewaltigen Explosion, einer Supernova. Allerdings wird nicht jeder Stern ein so feuriges Ende haben. Der Stern muss schon mindestens 8 Mal mehr Masse besitzen als die Sonne. Endstadien dieser Sterne sind Neutronensterne oder gar Schwarze Löcher. Sterne, die mehr als 30-40 Sonnenmassen besitzen beenden ihr Dasein als Supernova Ib oder Ic. In einer wilden Phase stoßen sie vorher noch viel Materie ab und zeigen sich als Wolf-Rayet-Sterne. Im Extremfall können sie sogar direkt zum Schwarzen Loch kollabieren. Die Supernova setzt in den wenigen Wochen ihrer Sichtbarkeit gewaltige Mengen an Energie frei und leuchtet heller als die ganze Heimatgalaxie. Für die Bewohner einer solchen Galaxis ist das schon eine Belastung. Gottseidank sind derartige Ereignisse selten. Die letzte Supernova in unserer Galaxis entdeckte Johannes Kepler am 19.Oktober 1604. Seitdem beobachten wir nur Supernovae in anderen Galaxien, wie die SN 1987a in der Großen Magellanschen Wolke, die uns ebenfalls recht nahe steht.
Es kann natürlich Zufall sein, dass die beiden Supernovae in NGC 2146 zeitlich so nah aufeinander folgten. Möglicherweise liegen zwischen den Ereignissen auch einige hundert Jahre. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die beiden Supernovae aus einer Sternentstehungsregion kommen, die unserem Orionnebel sehr ähnelt. Etwas fortgeschrittener als der Orionnebel, erreichen die hellsten Sterne bereits das Stadium der Supernova. Bei Sternen mit 8 Sonnenmassen sind das gerade mal 55 Millionen Jahre, die seit der Entstehung vergangen sein müssen. In einer großen Sternentstehungsregion können durchaus mehrere Sterne sehr zeitnah den Kollaps erleiden und die Galaxis mit einer Welle von Supernovae beglücken. In der Milchstraße ist es aber noch ruhig. Der Orionnebel ist etwa 3 Millionen Jahre alt. Die Sterne, die dort entstanden sind, werden uns noch einige Zeit in Ruhe lassen. Der bekannteste Supernova-Kandidat unserer Milchstraße ist Beteigeuze, der Schulterstern des Orion. Dieser könnte in den nächsten Jahren .. 1 Jahr…5 Jahren…10000 Jahren … zur Supernova werden.
Die Spitzenreitergalaxie in Sachen Supernovae ist übrigens NGC 6946 im Sternbild Cepheus. Bereits 10 Supernovae wurden in ihr beobachtet. Eiferer, die auf den Spuren Itagakis wandern möchten, sollten NGC 6946 unbedingt in ihr Beobachtungsprogramm aufnehmen. Und natürlich auch NGC 2146.
Das erste Transneptun-Objekt wurde 1930 entdeckt. Der Bauernsohn Clyde Tombaugh, ein begeisterter Amateurastronom, der seine Leidenschaft zum Job machte, wertete im Jahr 1930 astronomische Aufnahmen des Lowell-Teleskops in Flagstaff/Arizona aus. Er nutzte dabei einen Blinkkomperator, mit dem man 2 Aufnahmen des gleichen Bildfelds, die sinnvollerweise zeitlich versetzt aufgenommen werden, vergleichen kann. Wie ein Daumenkino wurden ihm abwechselnd zwei Aufnahmen gezeigt. Der aufmerksame Junge stieß dabei auf einen springenden Punkt- ein Objekt , das offensichtlich in Bewegung war. Die weitere Untersuchung ergab, dass das Objekt nicht zu den bekannten Objekten des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter gehörte. Nein, es war weiter draußen, viel weiter draußen sogar, jenseits der Bahn des Planeten Neptun. Die Nachricht war eine kleine Sensation. Die astronomische Gemeinde feierte die Entdeckung des Planeten Nummer Neun. Der Entdecker war der 25 jährige Bauernjunge Clyde Tombaugh, der die Entdeckung seines Lebens machte. Der Himmelskörper wurde nach dem römischen Gott der Unterwelt Pluto benannt ( oder nach dem Hund Pluto aus Disneys Micky Maus-Geschichten ). Clyde Tombaugh verstarb im Jahr 1997 und so musste er nicht mehr miterleben, wie sein Planet vom Thron gestoßen wurde. Im Jahr 2006 degradierte die Internationale Astronomische Union den Planeten Pluto zum Zwergplaneten Pluto und richtete damit eine neue Klasse von astronomischen Objekten ein. Im selben Jahr startete übrigens die Raumsonde New Horizons, die in Rekordzeit zum Pluto reisen sollte. An Bord der Raumsonde waren 30 Gramm Asche von Clyde Tombaugh, die 2015 den Pluto erreichten.
Warum ist Pluto kein Planet mehr ? Nun ja, die Astronomen hatten in der Zeit seit 1930 mehrere Objekte entdeckt, die ähnliche Eigenschaften hatten, wie Pluto. Und es war zu erwarten, dass bessere Teleskope weitere Objekte finden würden, die vielleicht Pluto übertreffen würden in Sachen Größe,etc. Wie sollte man damit umgehen ? Wollte man ein Sonnensystem, welches jenseits der großen Planeten noch unzählige kleine Planeten in sich barg? So war die Einführung der Klasse der Zwergplaneten eine vernünftige Entscheidung. Leider war man mit dem Pluto sehr streng und er wurde sofort zum größten Vertreter dieser neuen Klasse erklärt. Der US-Astronom Mike Brown ist dabei ein eifriger Sucher nach plutoähnlichen Objekten, sogenannten TNOs. Seine erste Entdeckung war der Zwergplanet Quaoar im Jahr 2002. Es folgten weitere Objekte, wie der Kleinplanet 2002 VR128 , Sedna ,Eris und Orcus im Jahr 2003 und Makemake im Jahr 2005. Eris ist dabei mit einem Durchmesser von 2326 km fast so groß wie Pluto. Er ist der Hauptgrund für die Degradierung von Pluto. Eris ist aber über 2,5 mal weiter von der Erde entfernt als Pluto. Sein Abstand zur Sonne kann zwischen 5,7 Milliarden Kilometer und 14,5 Milliarden Kilometer liegen. Im Moment ist Eris fast an seinem sonnenfernsten Punkt. Somit sind die Bedingungen schlecht, um ihn zu fotografieren. Seine Umlaufzeit um die Sonne dauert 560 Jahre. Für eine gute Aufnahme müsste man also 250 Jahre warten. Soviel Zeit hatte ich nicht. Deswegen richtete ich mein Teleskop (8“Newton) am 3.12.2024 auf Eris, der zu dieser Zeit im Sternbild Walfisch zu finden war. Es reichte eine kurze Wolkenlücke und eine Belichtung von 36 Minuten, um (136199) Eris abzubilden. Eris ist ein sehr weißer Körper, der 96% des empfangenen Lichtes wieder reflektiert. Trotz seine großen Distanz erreicht er eine Helligkeit von 18,6 mag. Das ist für die visuelle Beobachtung nicht zu erreichen.
Der Zwergplanet Eris nach 36 Minuten Belichtungszeit durch ein 8 Zoll Newtonteleskop. Südöstlich findet man die Galaxie LEDA 174107,die mit 17,1 mag Helligkeit angegeben wird. Der Stern unterhalb von Eris ist ein Stern mit einer Helligkeit von 13,79 mag. Links neben Eris findet man ein Sternchen 18.Größenklasse.
Eine mittelgute Amateurausrüstung reicht für die Beobachtung aber aus. Vermutlich ist eine Oberfläche aus Methaneis für das gute Rückstrahlvermögen , die Astronomen sprechen auch vom Albedo, verantwortlich.
Bereits im Frühjahr 2019 verfiel ich dem Gedanken, ein TNO aufzunehmen. Die Qual der Wahl führte mich zu Makemake, den Mike Brown und sein Team im Jahr 2005 entdeckten. Makemake wurde nach dem Schöpfergott der Ureinwohner der Osterinseln benannt. Das Objekt wurde am 31. März 2005 zur Osterzeit entdeckt und bekam den Arbeitsnamen Easter Bunny (Osterhase). So ist der Name Makemake schon gerechtfertigt. Wie gesagt, versuchte ich mich im März 2019 ebenfalls am Osterhasen, also 14 Jahre später. Makemake befand sich zu dieser Zeit im Haar der Berenike und hatte eine Helligkeit von 17 mag. Er war damit 4 mal heller als Eris im Jahr 2024. Damit war Makemake kein schwieriges Objekt. Ich nahm ihn an zwei Tagen auf und konnte die Veränderung der Position gut erkennen. Damit war die Identifikation des Himmelskörpers sehr leicht. Makemake war gute 7,7 Milliarden Kilometer von mir entfernt. Sein Durchmesser ist immerhin ca. 1500 km. Wie Pluto ist er etwas rötlicher als Eris. Sein Albedo beträgt 0,8. Er kann also 80% des Lichtes wieder reflektieren. Die Umlaufbahn um die Sonne führt ihn bis zu 7,9 Milliarden km von der Sonne weg. Im Perihel ist er aber nur 5,5 Milliarden km entfernt. Wir haben ein wenig Pech mit den TNOs. Sie scheinen alle in Sonnenferne zu stehen. Bei Makemake müssen wir fast 308 Jahre für einen Umlauf um die Sonne einkalkulieren. In 150 Jahren ist er also besser zu sehen-eine Aufgabe für unsere Enkelgeneration.
Der Zwergplanet Makemake war bereits Ziel meiner Beobachtung im Jahr 2019. Makemake war mit 17 mag . Der hellste Stern auf der Aufnahme hat die 10. Größenklasse.
Am 14. November entdeckte das Team um Mike Brown den TNO Sedna. Sedna, nach der Meeresgöttin der Inuit benannt, zählte damals zu den größten Objekten, die jenseits des Plutos entdeckt wurden. Die Sedna hat einen Durchmesser von 995km und ist somit kleiner als Eris und Makemake. Ihre exzentrische Bahn führt sie weit in die Tiefe des Weltraums. Sie kann sich 150 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernen. Das Licht der Sonne erreicht sie dann erst nach fast 6 Tagen. In Sonnennähe, im Perihel, ist sie nur 11,4 Milliarden Kilometer entfernt. Immerhin wäre das Licht noch 10,5 Stunden unterwegs. Bei Sedna sind wir in der glücklichen Situtation, dass sie in Kürze, im Jahr 2075, das Perihel erreichen wird. Sie ist somit im Moment schon recht nahe. Es trennen uns gerade mal 12 Milliarden Kilometer. Unglücklicherweise ist Sedna sehr dunkel. Ihre rötliche Oberfläche strahlt nur 30% des Lichtes zurück. Somit ist Sedna nur 20,7mag hell. Das ist schon eine kleine Herausforderung für das Amateurteleskop. Am 29. 11.24 und am 30.11.24 nahm ich die Herausforderung an. Der Himmel war an diesen Abenden sehr mäßig. Mit dem Sky Quality Meter erreichte ich gerade mal eine Dunkelheit von 20,4 bis 20,6mag/“2 . Der Himmel war also heller als das Objekt . Wie kann man es dann fotografieren? Man muss ausreichend Belichtungszeit einplanen und hoffen, dass man ausreichend viel Licht auf einem Punkt sammelt, der kleiner als die besagte Quadratbogensekunde ist. Optimal wäre also ein klarer Himmel bei, sagen wir mal 20,8 mag/“2 um bei unseren Möglichkeiten im Münsterland zu bleiben und einem guten Seeing, am besten kleiner oder viel kleiner als 2 Bogensekunden. Nun ja, beides war an den beiden Abenden nicht gegeben. Das Seeing lag auch eher bei 2-3 Bogensekunden. Ich plante dann mal ausreichend Belichtungszeit ein. An beiden Abenden hielt ich das Teleskop vier bis fünf Stunden an die ansonsten unspektakuläre Gegend im Sternbild Stier. Das Ergebnis sollte, nicht überraschend, ein noch unspektakulärer Punkt sein. Die Sedna ist schon nahe an der Grenze des Amateurmöglichen, denke ich. Deswegen lohnt sich der Aufwand.
Die erste Nacht vom 29.11.24 auf den 30.11.24 war ernüchternd. Nicht nur, dass der Himmel recht hell war und das Seeing schlecht war. Zu allem Überfluss zog noch dünne Schleierbewölkung durch. Bei der Untersuchung der Aufnahme stellte ich fest, dass die Suche nach Sedna ebenfalls schwierig war. Es gibt keine guten Referenzaufnahmen , die jenseits der zwanzigsten Größenklasse noch eindeutige Zuordnungen erlauben. Ich nutze für meine Auswertungen deswegen die ALADIN-Applikation, die die DSS2-Fotoplatten verwenden und die Astrometrie-Software Astrometrica. Die frischen Positionsdaten lieferte mir der Ephermeriden-Service des Minor Planet Centers. Die Bilddaten musste ich mir selber liefern. Auf der Aufnahme konnte ich an der Stelle, wo sich Sedna aufhalten sollte, nur eine Unregelmäßigkeit knapp über dem Bildrauschen erkennen. Jeder Statistiker hätte mich nicht mehr ernst genommen, wenn ich das Etwas als Signal betitelt hätte. Aber das Etwas musste Sedna sein, aufgenommen mit einem Achtzoll-Teleskop und einer gekühlten CMOS-Kamera.
Der nächste Abend war vielversprechender Die Helligkeit des Himmels war mit 20,6mag/“2 nur mittelmäßig. Lag es an der vielen Weihnachtsbeleuchtung, die überall schon installiert ist? Das Seeing war etwas besser als am Abend zuvor, also die üblichen 2 Bogensekunden. Aber es zogen keine Wolken durch. Wieder war das Teleskop vier Stunden auf Sedna gerichtet. Wieder wurde die Auswertung mit dem DSS2 und Astrometrica durchgeführt. Die zweite Nacht hatte sich gelohnt. Sedna war tatsächlich zu erkennen, wenn auch nicht gut. Der Vergleich der beiden Aufnahmen zeigt aber, dass die Aufhellungen auf den Aufnahmen, die Sedna darstellen sollten, nicht an den gleichen Orten waren. Sedna wandert nämlich mit 35 Bogensekunden pro Tag in westliche Richtung. Der Abstände der beiden Aufhellungen entsprachen ebenfalls der erwarteten Distanz. Sedna ist übrigens während der Belichtungszeit 6 Bogensekunden weitergewandert. In meiner Aufnahmekonstellation sind das immerhin 3 Pixel. Längere Belichtungszeiten würden in diesem Fall nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, die Aufnahmen auf die Bewegung des Zwergplaneten zu addieren oder zu stacken, wie es der Astrofotograf sagt. Astrometrica bietet diese Möglichkeit. Mein alter Rechner leider nicht. Zumindest stürzte das Programm ab beim Versuch 89 Aufnahmen aufeinander zu stacken… Schade.
Aber man möchte ja auch noch Zukunftsprojekte haben. Die Beschäftigung mit Segna ist trotz der vielleicht nicht so farbenprächtigen Bildausbeute sehr lohnenswert. Extreme Objekte zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass man sie extrem lange belichten muss. In den astronomischen Foren kursieren Bilder, deren Belichtungszeit 100 Stunden und mehr andauerten. Kleinplaneten und auch Zwergplaneten hingegen fordern neben der Belichtungszeit und einer verlässlichen Ausrüstung noch bestimmte Bedingungen an die Himmelsqualität. Vermutlich werden mir in Zukunft eindeutigere Bilder mit kürzerer Belichtungszeit von Segna gelingen können. Der Himmel muss nur ausreichend dunkel sein. Da reichen 0,2 bis 0,3 mag mehr schon aus. Das Seeing, also die Beeinträchtigung der Bildschärfe durch die Luftunruhe, sollte kleiner als 2 Bogensekunden liegen. Das wäre sehr hilfreich, aber eher selten.
Die Profiastronomen sind da schon weiter. Das entfernteste bekannte Objekt , Stand heute (Dezember 2024) ist der TNO 2018 AG37, der den Spitznamen Farfarout erhielt. Er löste den TNO 2018 VG18 , der als Farout unterwegs ist , ab. Diese Objekte sind noch 30 bis 40 Mal lichtschwächer mit einer scheinbaren Helligkeit von 25 Magnituden und weniger. Sie sind jenseits von 20 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt unterwegs. Das sind Amateurprojekte unserer Enkelgeneration, für die Sedna eine leichte Herausforderung ist.
Zugegeben, es ist kein leichtes Unterfangen, die Segna auf diesem Komposit von zwei Aufnahmen, die 4,75 und 4 Stunden durch ein 8“ Teleskop belichtet wurde. Der Stern unterhalb von Segna hat immerhin die Helligkeit von 19,5 mag. Segna ist nur 20,7 mag hell. Oberhalb von Segna sieht man eine anonyme Galaxie, die als Infrarotquelle im WISEA-Katalog zu finden ist Wenige Bogensekunden östlich davon findet man ebenfalls entfernte Galaxien, die nur als Infrarotquelle verzeichnet werden.
Der vergrößerte Ausschnitt zeigt innerhalb der grünen Markierung die Segna. Das cyanfarbene Quadrat markiert die berechnete Position von Segna durch Astrometrica. Die Datei MCORB war leider nicht aktuell. Deswegen kommt es zur Abweichung. Unterhalb ist der Stern 19,5mag Größe zu erkennen.
Zur Identifikation nutzte ich die Aufnahmen des DSS2 . Eingetragen habe ich die IR-Galaxien und den 19,5mag-Stern unterhalb von Segna. Die Position von Segna am 30.11.24 habe ich mit dem Kreuz markiert. Am Tag vorher war er 6 Bogensekunden östlich.
Die meisten Sterngucker zog es am 11. August und am 12. August wohl wegen der Perseidensternschnuppen nach draußen. Bei tollstem Wetter im Münsterland waren die Nächte von Sonntag auf Montag und von Montag auf Dienstag besonders attraktiv. Ungeplant kam für viele Beobachter die Beobachtung von Polarlichtern.
Die Sonne im H-Alpha-Licht am 10. August 2024. Sehr viele Aktive Gebiete sind auf der Sonnenoberfläche zu erkennen.
Mehrere Ausbrüche auf der aktiven Sonne sorgten für eine ordentliche Polarlichtaktivität. In der Nacht zum 12. August konnte die Kamera der Sternwarte gegen 2 Uhr Polarlichter aufnehmen. Ich hatte das leider verpasst.
Die Überwachungskamera an der Sternwarte konnte am 12.8.2024 das Polarlicht aufnehmen. Ich hatte es leider verpasst.
Am darauffolgenden Abend hatte ich mir den Wecker für Mitternacht gestellt. Nach zwei Stunden Schlaf krähte der elektronische Hahn. Ein kurzer Blick auf die Sternwartenkamera zeigte ein schwaches Polarlicht. Ich habe mir schnell die Schuhe angezogen , die Kamera geschnappt und bin im Schlafdress nach draußen gerannt. Unser Nachbar hat leider ein Maisfeld erfolgreich im Anbau, so dass ich bis zur Hauptstraße laufen musste, um ein halbwegs gutes Blickfeld zu haben. Gut, dass diese Straße zu dieser Zeit sehr vereinsamt ist und die Leute nachts keinen Blick für die Kleiderordnung haben. Jedenfalls konnte ich einen schönen
In der Nacht zum Dienstag war die Polarlichtaktivität wieder sehr hoch. In der warmen Sommernacht konnte man leicht bekleidet die warme Luft und das schöne Polarlicht genießen.
Polarlichtausbruch beobachten, der etwa eine Stunde anhielt. Die Beamer waren sogar gut über dem Licht des Borkener Gewerbeparks zu erkennen. Es war schon schade, dass ich nicht an einem dunklen Ort sein konnte. Um 5 Uhr würde sich der andere elektronische Hahn melden und mich zur Arbeit schicken. Da wäre eine Fahrt weiterer Schlafentzug. Zudem weiß man nicht, wie lange das Polarlicht anhält. Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach, so ein altes Brieftaubenzüchtersprichwort.
Die Beamer waren visuell schwach zu erkennen. Die Kamera sieht bei 30 Sekunden Belichtungszeit mehr.
Ein paar Perseiden waren auch noch zu sehen. Gegen 1 Uhr ging ich also wieder ins Bettchen und verpasste eine weitere schwächere Welle gegen halb 3 Uhr. Die konnte ich mir dann aber auf der Sternwartenkamera ansehen.
Eine Stunde hielt die Aktivität auf hohem Niveau an. Später gab es noch eine kleine weitere Einlage, die ich verpasste.
Nach dem 11.05.24 war das wohl das hellste Polarlicht des Jahres. Gerne mehr davon…
Wir sausen im Schlepptau der Sonne mit 220 km/s durch den interstellaren Raum und umkreisen das galaktische Zentrum in 225 Millionen Jahren. Astronomen bezeichnen diesen Zeitraum als Galaktisches Jahr. Unsere Erde ist somit ein wahrer Jungspund im Alter von 20 Jahren- galaktischen Jahren. Unsere Reisegeschwindigkeit wird von den Kepler`schen Gesetzen bestimmt und ist für Sterne, die 27000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt sind, nichts Besonderes. Je näher wir dem Zentrum der Milchstraße kommen, desto schneller sind die Sterne auf ihren Bahnen unterwegs. Hier unterscheiden sich die Gesetze der Milchstraße nicht von den Gesetzen des Sonnensystems. Neulich entdeckten Astronomen einen Stern in der Nähe vom Milchstraßenzentrum, der nur 4 Jahre benötigt, um das Schwarze Loch bei Sagittarius A* im Zentrum unsere Heimatgalaxie zu umkreisen. Sie errechneten eine Bahngeschwindigkeit von 8000 km/s. Im Zentrum der Milchstraße wird also schnell „gefahren“. Im November 2019 entdeckten Astronomen einen Stern in der Nähe des galaktischen Zentrums, der mit 1700km/s unterwegs ist. Er ist damit zwar deutlich langsamer als der vorhergenannte, aber sein Abstand ist groß genug um ihn die Flucht aus der Milchstraße zu ermöglichen. Offenbar hat die nahe Begegnung mit dem Schwarzen Loch diesen Stern wie ein Katapult beschleunigt. Die Rekonstruktion der Bahn des Sterns führt ihn jedenfalls direkt aus der nahen Umgebung des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.
Die Hochgeschwindigkeits-Stern US708
Diese Hochgeschwindigkeitssterne sind sehr selten. Im Jahr 2015 entdeckten Astronomen den Stern US 708 im Großen Bären. Weitab vom Zentrum der Milchstraße saust der Stern mit einer Geschwindigkeit von immerhin 1200 km/s in Richtung des intergalaktischen Raums. Der bis dahin schnellste Stern der Galaxis konnte seinen Rekord zwar nicht halten, dennoch ist er etwas Besonderes. Die Astronomen klassifizieren ihn als Blauen Unterzwerg ein. Bei diesem Stern schaut man direkt auf die brennende Heliumschale eines späten Sterns. In späten Stadien eines Sterns, wenn also ein großer Teil des Wasserstoffs im Innern des Sterns verbrannt ist, beginnt das Schalenbrennen. Im Inneren des Sterns fusioniert dabei Helium zu schwereren Elementen und in den äußeren Bereichen kann der Wasserstoff weiterhin zu Helium fusionieren. Bei US708 soll dieser Ablauf ein jähes Ende gefunden haben, davon gehen die Astronomen aus. US708 zeichnet sich nicht nur durch die große Eigengeschwindigkeit aus. Seine Rotationsgeschwindigkeit ist ebenfalls rekordverdächtig. Der Stern rotiert am Äquator mit 115km/s. Unsere Sonne zum Vergleich rotiert mit schneckenhaften 2 km/s am Äquator. Der unscheinbare Stern 19. Größenklasse scheint eine bewegte Vergangenheit zu haben und wahrscheinlich eine sehr langweilige Zukunft.
Die Astronomen vermuten, dass US708 einst ein Doppelsternsystem war. Der Partnerstern, ein sonnenähnlicher Stern, entwickelte sich schneller und kollabierte letztendlich zum Weißen Zwerg. Als Weißer Zwerg war er in der Lage dem Begleitstern Materie zu entreißen. Zudem näherte er sich seinem Begleitstern immer näher an. Immer mehr Materie strömte zum Weißen Zwerg über. Das System beschleunigte sich auf diese Weise. Das Ende kam dann sehr plötzlich. Der Weiße Zwerg hatte die Chandrasekhar-Grenze überschritten und es kam zur Supernova vom Typ IA. Wenn der Weiße Zwerg eine Masse von 1,4 Sonnenmassen angereichert hat, so errechnete der Physiker Subrahmanyan Chandrasekhar, wird er zum Neutronenstern kollabieren. Hier führte der Kollaps zur Supernova. Der Weiße Zwerg wurde dabei vollständig zerstört. Die Explosion katapultierte den Begleitstern mit hoher Geschwindigkeit in den intergalaktischen Raum. Hier rast er nun unweigerlich mit 1200km/s und einer Rotationsgeschwindigkeit von 115 km/s in die Einsamkeit des intergalaktischen Raums. Die Oberfläche des Sterns ist 45000°C heiß. Am Ende wird US708 ebenfalls zum weißen Zwerg werden ohne kosmisches Feuerwerk. Man könnte ihn als erlöschenden Funken des thermonuklearen Feuers der Milchstraße bezeichnen. Wenn US708 die Milchstraße verlassen hat und als Wanderer zwischen den Welten unterwegs ist, wird er viele Milliarden Jahre die Tiefe des Raums erkunden, bevor er vielleicht eine andere Galaxie erreicht. Keine spannende Aussicht für US708.
Das war schon ein außergewöhnlicher Abend, der 21.Juni 2019. Der ganze nördliche Himmel war bis über den Zenit mit Leuchtenden Nachtwolken verschönert. Ein silbriger Schleier, fast apokalyptisch wirkend, überzog den Himmel. Die leichte Dynamik der Wolken war gut zu beobachten und mit der zunehmenden Dämmerung zogen sich die Wolken auch nach Norden zurück. Tief im Norden konnte man sie noch eine lange Zeit sehen, aber nach Mitternacht waren auch dort keine Silberschleier mehr sichtbar. Am darauffolgenden Tag war von den Leuchtenden Nachtwolken gar nichts zu sehen. Sie sind eben doch selten und nicht vorhersagbar. Die Chancen, diese Wolken zu Gesicht zu bekommen sind aber in den Monaten Mai bis August in unseren Breiten gar nicht schlecht. Ein Wolkenspektakel, wie an jenem Juniabend 2019 ist vielleicht die Ausnahme.
(NLCs über Borken am 21.Juni 2019)
Leuchtende Nachtwolken sind übrigens ein Phänomen, das erst in den letzten Jahren in Mode gekommen ist. Die Geschichte dieser Wolken begann im Jahr 1883, als der Vulkan Krakatau in der Nähe von Java ausbrach und Staub und Aerosole in die hohe Atmosphäre katapultierte. Die Vulkanasche sorgte in den nächsten Monaten weltweit für farbenprächtige Sonnenuntergänge. Die bemerkenswerten Sonnenuntergänge inspirierten nicht nur Künstler, wie Edvard Munch, der die Atmosphäre auf dem Gemälde „Der Schrei“ festhielt. Astronomen beobachteten zu dieser Zeit zum ersten Mal das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken. Es ist etwas kurios, warum die Wolken erst so spät entdeckt wurden. Die Astronomen beobachten den Himmel eigentlich schon seit vielen hundert Jahren. Offenbar gab es keine spektakulären Ausbrüche. Die Erforschung der Wolken begann also erst im Jahr 1885. In Deutschland waren es die Astronomen Wilhelm Förster und Otto Jesse von der Berliner Sternwarte, die sich den Wolken wissenschaftlich näherten. Mit Höhenbestimmungen durch Triangulation kamen die Sternforscher zu der Erkenntnis, dass diese Wolken in über 80 km Höhe entstehen. Sie haben also nichts mit dem normalen Wettergeschehen zu tun. Ihr Reich ist oberhalb der Mesosphäre, was die Forscher damals schon sehr verwunderte. Dieser Bereich der Atmosphäre ist heute auch fast ein weißer Bereich in der Atmosphärenforschung. Wetterballone und Flugzeuge erreichen diese Höhe von 80 km nicht. Raketen durchstoßen diesen Bereich sehr schnell. Sicher ist aber, dass die Atmosphäre dort sehr dünn und sehr, sehr trocken ist. Auch ist sie mit -90°C sehr kalt, Werte bis -150°C wurden sogar gemessen. Die Mesopause ist in den Sommermonaten besonders kalt. Es sind also umgekehrte Verhältnisse zu den bodennahen Schichten. Für die Bildung von Wolken fehlen nun kleine Staubpartikel und etwas Wasser, welches an den Staubpartikeln kondensieren kann. Die Partikel liegen im Bereich von wenigen Nanometer Größe. Der Staub und andere Aerosole können durch Vulkanausbrüche in die hohe Atmosphäre getragen werden. Auch Wasser kann auf diesen Weg in über 80km Höhe getragen werden. Wenn in den Sommermonaten die Sonne nicht tief unter den Horizont tritt, werden die Kondensationskeime noch von der Sonne angeleuchtet und treten dann als Leuchtende Nachtwolken in Erscheinung. Die kondensierten Eiskristalle sind so klein, dass die förmlich mit dem Wind, der in der Mesopause herrscht, mitgetragen werden. Sie breiten sich dann mitunter mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h aus.
Die Erforschung der Leuchtenden Nachtwolken ist noch in den Kinderschuhen. Ein Einfluss der Sonnenaktivität ist zu vermuten, aber konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Bei schwacher Sonnenaktivität können mehr Teilchen der kosmischen Strahlung in die Mesosphäre eindringen und Kondensationskeime bilden. Auch wird vermutet, dass erhöhte Sonnenaktivität die Mesosphäre aufheizt. Tatsächlich beobachtet man stärkere Aktivität der Leuchtenden Nachtwolken nach dem Sonnenaktivitätsminium. Das würde die negative Korrelation zwischen Sonnenaktivität und Auftreten der Leuchtenden Nachtwolken bestätigen.
In den letzten Jahren wächst das Interesse an Leuchtende Nachtwolken. Es scheint so, als ob die Leuchtenden Nachtwolken in der jüngsten Vergangenheit öfter zu beobachten sind. Sicherlich ist das gestiegene Interesse und die Möglichkeit der Kameraüberwachung ein Grund für die Mehrbeobachtungen. Es gibt aber auch die Vermutung, dass der menschliche Einfluss sich sogar in der Mesopause bemerkbar macht. Der Ausstoß von Treibhausgasen erwärmt die Atmosphäre, insbesondere die Troposphäre. Die Mesosphäre kühlt aber stärker ab. Und je kälter die Mesopause , desto größer die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nachtleuchtender Wolken. Das Methan in der Atmosphäre spielte auch eine Rolle. Durch menschliche Aktivitäten erhöht sich der Anteil an Methan in der Atmosphäre seit 200 Jahren deutlich. Der erhöhte Methananteil sorgt dafür, dass Wasser in die hohe Atmosphäre kommen kann. UV-Strahlung zerstört das Methanmolekül. Der freiwerdende Wasserstoff bindet Sauerstoff und bildet Wasser, das an den winzigen Staubpartikeln kondensieren kann.
Nun werden noch Kondensationskeime vermehrt durch Überbleibsel der Weltraumfahrt in die Mesosphäre getragen. Das Zusammenspiel unserer Aktivitäten begünstigt die Entstehung Nachtleuchtender Wolken. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Leuchtenden Nachtwolken erst am Ende des 19. Jahrhunderts bemerkt wurden.
Die Leuchtenden Nachwolken sind schön anzusehen und vielleicht ein Mahnzeichen für uns. Unsere Aktivitäten verändern den Planeten und auch die sensible Gashülle um ihn herum. Dessen sollten wir uns bewusst sein.
In Deutschland beschäftigt sich das Leibniz-Institut in Kühlungsborn mit der Beobachtung der Hochatmosphäre. Mit Hilfe von Radarmessungen werden dort die „Wetterverhältnisse“ im Bereich der Mesosphäre beobachtet.
Für den Beobachter von Leuchtenden Nachtwolken ist das OSWIN-Radar eine gute Hilfe. Die Online-Daten stehen unter : OSWIN – Mesosphäre – Forschung – Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik, Kühlungsborn (iap-kborn.de) zur Verfügung. Die Leuchtenden Nachtwolken erzeugen starke Echos, die auf Leuchtende Nachtwolken hinweisen. Allerdings sind die Messungen lokal. Ob wir in Borken, wo wir 500 km nordwestlich von Kühlungsborn leben, ebenso etwas sehen, ist nicht sicher. Aber trotzdem sind die Daten aus dem Nordosten besser als keine Daten.
Ja, ich bin Polarlichtsüchtig und nein – ich bin nicht einsichtig. Seit ich vor fast 25 Jahren zum ersten Mal das magische Himmelsleuchten sehen konnte, verfolge ich es und es mich . Schon damals besuchte ich die einschlägigen Webseiten und meldete mich als Benutzer im polarlichtlastigen Meteoros-Forum an. Zu meiner Entlastung kann ich sagen, dass die meisten Benutzer, die dort früher schon aktiv waren, immer noch dabei sind und dass es viele Neuinfizierte gibt (Bitte keine Meldung ans RKI). Symptome sind das häufige Aufrufen von Wetterseiten und das Checken von Sonnenwinddaten , ebenso das Äugeln auf den Urlaubsplan und Unruhe zu bestimmten Zeiten, wenn die Bedingungen für Polarlicht gut sind .Ich kann Partnern von Polarlichtsüchtigen nur raten, den Betroffenen größten Freiraum zu geben. Er wird es ihnen danken. Gefährlich ist es nicht,denn außer Augenringe und müde Tage gibt es keine Nebenwirkungen. Es gibt keinen Grund zur Therapie Aber das will ich gar nicht erzählen. Am 8.Mai 2024 um 7 Uhr morgens kam es zu einer Explosion auf der Sonne. Ok, wir haben erst 8 Minuten später davon erfahren. Es sollte eine sehr starke Explosion sein, ein sogenannter X 1.0-Flare. Dieser wurde von einem heftigen Koronalen Massenauswurf (kurz CME für das englische Coronal Mass Ejection) begleitet. Der Ursprungsort war der Sonnenfleck AR3364, der zentral auf der Sonnenoberfläche zu finden war. Der große Sonnenfleck produzierte in den nächsten Stunden noch weitere Ausbrüche, die mindestens drei weitere CMEs ausblasen sollten. Am Ende gab es noch einen X5.0-Flare, der nochmalig 5 mal stärker war, als der eingangs erwähnte X1.0-Flare.
Am Morgen des 10. Mai ging die Sonne rot über Reken auf, als ich mit dem Rad zur Arbeit fuhr. Deutlich war der große Sonnefleck zu erkennen, der am gleichen Abend die Sucht der Polarlichtfreunde bedienen sollte. Die Experten kündigten für die zweite Nachthälfte das Eintreffen der ersten Partikelwolke der Sonne an. So gab es eine Polarlichtwarnung für einen G3 bis G4-Sonnensturm vom 11.05 bis zum 13.05.24. Aber der Amateur weiß, eine Warnung ist nur eine Warnung. Und im richtigen Leben ist alles anders. In der Vergangenheit traten Polarlichter auf, wenn niemand damit rechnete. Dann wurden die größten Events prognostiziert und nichts passiert. Die Teilchenwolke hatte schlichtweg die Erde verfehlt. Auch soll es vorgekommen sein, dass sich zwei unterschiedlich schnelle Wolken gegenseitig auslöschten… Pech gehabt. Aber dieses Mal war es anders. Um 18:38 Uhr MESZ traf eine Schockwelle auf den ACE-Satelliten, der 1,5 Millionen Kilometer vor der Erde geparkt ist. Mit 700 km/s trafen einige Minuten später die solaren Partikel auf das Magnetfeld der Erde und lösten schwere Störungen aus. In Borken war es aber noch taghell. Die Sonne sollte erst um 21:13 Uhr untergehen. Ausreichend dunkel für Polarlicht wird es erst nach 22 Uhr. Zeit genug, um ohne Hektik das Auto mit der Fotoausrüstung zu bepacken. Vielleicht noch die Akkus laden, bevor es losgeht, warm anziehen, Getränke einladen. Und ganz wichtig, einen Beobachtungsplatz finden. Normalerweise würde ich zur Sternwarte fahren. Aber leider haben einige Nachbarn der Sternwarte in Richtung Norden ihre Beleuchtung ordentlich aufgerüstet und eine Gärtnerei im Norden sorgt regelmäßig für einen hellen Nordhimmel. Zudem ist der Verkehr an der Sternwarte an solchen Abenden nicht zu verachten. Ich plante eine Beobachtung in Heiden und fuhr dann auch zeitig los. Bei der Inspektion der Lokation gefiel mir eine nahe Hauptstraße nicht, die unweigerlich mit aufs Bild geraten würde. Das ging nicht…Standortwechsel. Gelandet bin ich dann auf einem Wirtschaftsweg am Östricker Berg in Heiden. Es sah gut aus, dunkel, kaum Verkehr, ein Waldstück im Norden, ein einsamer Baum im Westen. Hier konnte ich bleiben.
Blitzschnell waren zwei Stative mit Kameras aufgestellt. Eine weitere Kamera und das Smartphone waren ebenfalls einsatzbereit. Zudem konnte ich auf die Überwachungskamera an der Sternwarte zugreifen. Der Liegestuhl wurde auch ausgepackt. Um 22:25 Uhr kam es zur ersten Fotoaufnahme. Zusehen war ein helles Polarlicht. An der Sternwarte war es ebenfalls zu sehen. Nun wurde ich etwas beweglicher. Ein Polarlichtsüchtiger kann Multitasking, wenn es darauf ankommt. Die Hauptkamera wurde positioniert und machte ab dann alle 30 Sekunden eine Einzelaufnahme. Die anderen beiden Kameras wurden flexibel in interessante Richtungen gehalten. Und geguckt wurde auch noch. Das Polarlicht begann mit roten Flächen, später war der Himmel im Norden grün. In mehreren Wellen kam es dann zu richtigen Ausbrüchen des Polarlichts. Strahlen waren bis in den Zenit zu sehen. Selbst im Süden war das Polarlicht zu sehen.
Es kam immer wieder zu kleinen Pausen und dann lebte das Polarlicht wieder auf. Erst war es mehrheitlich rot, dann flächig grün. Später war es sehr violett. Das Bildfeld meiner Kameras reichte nicht aus, um die Größe des Polarlichts zu erfassen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber superschön !!! Auch wenn man dort auf dem Östricker Berg sehr alleine ist, war ich doch dank des mobilen Telefons mit der ganzen Welt in Kontakt. So erfuhr ich von den Beobachtungen bekannter und unbekannter Leidensgenossen. Das war vor 20 Jahren noch nicht so. Die Polarlichtseite versorgte mich mit Echtzeitdaten der relevanten Messgeräte. Seien es die Daten des aktuellen Sonnenwinds oder auch die Daten des irdischen Magnetfelds, welches ordentlich zappelte. Es reichte letztendlich für KP9 und einen G5-Sturm. Welche Wirkung ein solches Ereignis auf einen Polarlichtsüchtigen hat, kann man sich denken. Kurz vor vier, etwas Müde nach einem 23-Stunden-Tag , packte ich in der Morgendämmerung zusammen. Eine letzte Probeaufnahme vor dem „Zubettegehen“ vor der Haustüre. Immer noch war das helle Polarlicht zusehen. Später sollte ich noch einige Polarlichtbilder einer Freundin aus Neuseeland zusehen bekommen, die wenige Stunden später die Dunkelheit genießen konnte. Einige Stunden Schlaf folgten….
Wie würde es weiter gehen ? Geht es weiter ? So waren die Gedanken des Samstags. Der Himmel sollte klar bleiben und die Aktivität blieb hoch. Abends meldete sich Ralf, der gerne mitkommen wollte. Unvergessen waren die tollen gemeinsamen Polarlichtnächte im Februar 2015 auf der Vulkaninsel Island. Unvergessen aber auch das unfassbar schlechte Wetter, welches einen dort im Winter ereilen kann. Aber heute war Mai und es war mindestens 25°C warm.
Ich wollte keine Experimente mache und schlug den gleichen Beobachtungsplatz vor, den ich abends zuvor eingenommen hatte. Leider entwickelten sich die Werte des Sonnenwinds eher schlechter, dass eine spektakuläre Show wohl nicht mehr zu erwarten war. Wieder war es gegen 22 Uhr, als wir auf dem Östricker Berg die Kameras starteten. Und tatsächlich war Polarlicht zu sehen. Das Magnetfeld der Erde hatte sich trotz nachlassender Aktivität noch nicht erholt. Auch der Livestream der Sternwartenkamera zeigte Polarlicht und man nahm einige Beobachter an der Sternwarte war. Unter normalen Bedingungen wäre ich mit der Ausbeute sehr glücklich gewesen. Aber die Eindrücke der vorherigen Nacht machten anspruchsvoll. Man muss wieder etwas runterkommen. Das wird unweigerlich in den nächsten Wochen passieren. Als Mitteleuropäischer Polarlichtsüchtiger ist man nämlich keineswegs anspruchsvoll. Helles Polarlicht ist selten, vielleicht nur alle 20 Jahre mal zusehen, Regen und Wolken sind häufig. Deswegen sind die gesundheitlichen Risiken überschaubar. Gegen 1 Uhr war ich bereits an jenem Sonntagmorgen wieder zu Hause. Allerdings fehlte mir auch Schlaf. Die Vernunft siegte einmal…. Aber nur einmal .
Der Komet P/Tsuchinshan (62P) durchwanderte Anfang März den Virgo-Galaxienhaufen . Am 6. Und 7. März 2024 zog er dabei noch an Abell 1553 vorüber. Dieser Galaxienhaufen ist 35 Bogenminuten westlich des 6mag hellen Sterns 20 Vir zu finden. Die Größe der Galaxien zeigen schon, dass der Galaxienhaufen sehr weit hinter dem Virgohaufen liegen muss. Es gibt dort ein Fenster mit sehr guter Fernsicht im Sternbild Jungfrau. Die Galaxien des Haufens scheinen ungefähr 10- 12 Bogensekunden groß zu sein. Wenn man von einer durchschnittlichen Größe von 100000 Lichtjahren ausgeht, dann würde man den Galaxienhaufen in etwa 1,75 Milliarden Lichtjahren verordnen. Der Virgohaufen ist nur etwa 65 Millionen Lichtjahre .Er hat allerdings einen Durchmesser von 9 Millionen Lichtjahren. Der Kernbereich von Abell 1553 umschließt dann gerade mal 4 Millionen Lichtjahre. Sein Durchmesser im Abell-Katalog wird mit 25,6 Bogenminuten angegeben. Seine Ausmaße wären dann drei Mal so groß. Was sagen die offiziellen Zahlen noch ? Die Galaxien von Abell 1553 entfliehen mit einer Geschwindigkeit von 45880 km/s. Die Rotverschiebung des Spektrums ist 0,167. Mit den üblichen Parametern des Kosmos errechnet sich eine Distanz von 2,1 Milliarden Lichtjahren. Die hellste Galaxie des Haufens (2MASX J12304890+1032464 — Brightest Galaxy in a Cluster (BCG) ) hat einen Durchmesser von 26 Bogensekunden und somit einen Durchmesser von 265000 Lichtjahre. Sie ist doppelt so groß, wie unsere Milchstraße. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Die größte bekannte Galaxie IC1101 hat einen Durchmesser von 3 Millionen Lichtjahren. Der hellste Bereich dieser Galaxie ist aber auch nur bei etwa 200000 Lichtjahren. Wegen der Distanz von 1 Milliarde Lichtjahre ist sie ebenfalls nicht so spektakulär von hier aus betrachtet. Sie ist ein schwacher Nebel 14.Größe,der ebenfalls im Sternbilder Jungfrau zu finden ist.
Das sind unvorstellbare Größenordnungen. Bleiben wir kurz in der kosmischen Nachbarschaft.Der Komet derweil war nur 83 Millionen Kilometer entfernt und zieht mit 31 Bogensekunden pro Stunde seine Bahn. Relativ zur Erde ist er mit 3,5 km/s eher langsam unterwegs. Relativ zur Sonne kann er aber mit 24,4 km/s aufwarten. Komet P/Tsuchinshan (62P) ist ein kurzperiodischer Komet, der uns alle 6,2 Jahre besucht. Seine Apheldistanz ist mit 5,48 AE (820 Mio km) etwas weiter als die Jupiterbahn. Im Perihel verfehlt er die Erdbahn um 40 Millionen Kilometer. Entdeckt wurde er am 1.Januar 1965 am Purple Mountain Observatorium in Nanking, China.
Etwa ein Grad nördlich des mittleren Gürtelsterns Alnitam des HimmelsJäger Orion findet man den Veränderlichen Stern V1130 Ori. Der Stern 8. Größe ist als alpha2 CVn Variabler klassifiziert. Das sind schon sehr exotische Veränderliche. Gerade mal 1 % aller Veränderlichen zählt man zu dieser Klasse . Bekanntester Stern dieser Art dürfte der Stern Alioth im Sternbild Großer Bär sein. In der Fachliteratur werden diese Sterne als Rotationsveränderlich beschrieben. Die Veränderlichkeit wird der inhomogenen Verteilung von „Metallen“ in den oberen Bereichen der Sternatmosphäre zu geschrieben, die Schwankungen im Magnetfeld des Sterns auslösen. Die starken Magnetfelder dieser Sterne können lokale Wolken schwerer Elemente auf der Oberfläche erzeugen, die zu einer optischen Helligkeitsveränderung führen. Die Sternflecken sind dann nicht, wie bei der Sonne , durch Temperaturunterschiede verursacht, sondern sind Verfärbungen durch schwere Elemente wie Silizium, Strontium usw.
Die Bok-Globule IC 426 und der Veränderliche V1130 Ori
Östlich des Sterns schließt sich eine bläuliche Staubwolke an, die als IC 426 im Index-Katalog aufgeführt ist. IC426 ist eine sogenannte Globule. Gelegentlich werden diese Objekte auch Bok-Globulen genannt, nach dem niederländischen Astronom Bart Bok. Bart Bok untersuchte die Globulen nach dem Zweiten Weltkrieg . Er erkannte sie als wichtige Bausteine der Sternentstehung.
Globulen sind die direkten Entstehungsorte von Sternensystemen. In den wasserstoffreichen Gaswolken großer Sternentstehungsgebiete, wie es die Orion-Region ist, können sich Bereiche durch Sternwinde heißer Sterne regelrecht abschnüren. In vielen dieser Wolken beobachtet man die Abschnürungen als „Elefanten“-Rüssel, in deren Umgebung neue Sterne entstehen. Bekanntes Beispiel sind die „Säulen der Schöpfung“ im Adlernebel , der im Sternbild Schlange zu finden ist.
Adlernebel Messier 16 mit den Säulen der Schöpfung
Kokonartig umschließt Staub den entstehenden jungen Stern und schützte die Gasverdichtung vor der Strahlung der anderen Sterne. Die Materie innerhalb des Kokons kann abkühlen und sich verdichten, bis die kritische Masse zur Sternentstehung erreicht ist. Ein neuer Stern, vielleicht sogar mit einigen Planeten , bildet sich. Im Innern sind diese Staubhüllen deswegen erstaunlich leer. Die Sternwinde werden dann in den folgenden Jahren, den Staub immer mehr verdrängen, so dass der neue Stern als leuchtendes Objekt zu sehen ist. Globulen sind vergängliche Objekte.
Die Region um IC426 (Guide 9)
Der Nebel IC 426 wurde im Jahr 1888 von der schottischen Astronomin Williamina Fleming entdeckt, die ebenfalls den Dunkelnebel IC434 entdeckte, der heute besser als Pferdekopfnebel bekannt ist.
IC426 zu der großen Orion-Molekülwolke und ist 1300 Lichtjahre von unserer Heimat entfernt. In der unmittelbaren Nachbarschaft findet man weitere Globulen, wie IC423, IC424, DG62,DG63.
Wow, 500 Billionen Sonnenleuchtkräfte, 2500 mal mehr als unsere gesamte Milchstraße- das ist ein wahres Energiemonster. Australische Forscher untersuchten den Stern 2Mass 05291579-4351519 und stellten überraschend fest, dass dieser Stern gar kein Stern ist. Die Lichtquelle entpuppte sich als Quasar, also ein aktiver Galaxienkern in weiter Ferne. So wurde aus 2Mass 05291579-4351519 der Quasar QSO J05291579-4351519. Die Bestimmung der Rotverschiebung ergab einen Wert von z=3,962. Sein Licht ist daher über 12 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Wegen der kosmischen Expansion dürfte er aber bereits 21 Milliarden Lichtjahre entfernt sein. Überrascht waren die Astronomen von der scheinbaren Helligkeit die etwa 16mag betrug. Der Quasar ist selbst für Amateure ein leichtes Ziel. Noch überraschender war es, dass es sich um ein einzelnes Objekt handelt. Einige helle Quasare werden durch vorgelagerte Objekte gravitativ gelinst. Gravitationslinsen verstärken das Licht entferntere Objekte. QSO J05291579-4351519 ist also wirklich so hell .Etwas Schade ist es nur, dass der Quasar im Sternbild Bildhauer hier nicht über den Horizont kommt. Er ist ein Objekt der Südhalbkugel. Aber zum Trost kann man sagen, dass wir am Nordhimmel auch einige Quasare sehen können. Und manchmal schleichen sie sich unerkannt mit aufs Bild.
Am 8.Januar 2024 wanderte der Komet C62P-Tsuchinshan1 westlich an der Galaxie NGC3968 im Sternbild Löwe vorbei. Der grüne Schweifstern dominierte das Bild, während man links die kleine Balkengalaxie zu sehen bekommt. Der Komet war zu diesem Zeitpunkt auch nur 76 Millionen Kilometer entfernt. NGC 3968 ist aus einer Entfernung von 285 Millionen Lichtjahren zu sehen. Aber sie ist eine unauffällige Balkengalaxie und kein Quasar. Für den genaueren Blick schauen wir uns mal einen Ausschnitt des Bildes an.
Wir finden dort die Galaxie NGC 3968 und zwei weitere kleinere Begleitgalaxien. Der hellste Stern ist Tycho 868 166, der ungefähr 150 Lichtjahre entfernt ist. Über drei Mal weiter entfernt als NGC 3968, ist eine Galaxie in 1,1 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Das entfernteste Objekt ist aber der Quasar J115503.1+115831 in einer Distanz von 9,7 Milliarden Lichtjahren . Sein Licht war etwa 7,8 Milliarden Jahr zu uns unterwegs. Die Helligkeit des Quasars liegt bei nur 18,5 mag. Der helle Quasar im Bildhauer ist 12 mal heller als das Objekt im Löwen, obwohl er 1,5 mal weiter entfernt ist. Insgesamt ist er damit fast 30 mal so hell wie QSO J115503.1+115831. Immerhin ist der Löwen-Quasar noch 83 Mal heller als unsere Milchstraße. Quasare sind, wie erwähnt, aktive Kerne ferner Galaxien. In ihren Zentren befinden sich schwere Schwarze Löcher mit Millionen von Sonnenmassen. Unsere Milchstraße beherbergt im Zentrum ein Schwarzes Loch mit etwa 3 Millionen Sonnenmassen. Dem Bildhauer-Quasar wird ein Schwarzes Loch mit 17 Milliarden Sonnenmassen zugesprochen. Um den Energieausstoß aufrecht zu erhalten, muss er eine Sonnenmasse pro Tag einverleiben… Er ist wirklich ein Monster. Das Schwarze Loch des Löwenquasars wird ebenfalls einige Sonnenmassen pro Jahr zu nehmen müssen. Über sehr lange Zeiträume gelingt es den Quasaren wohl nicht, derart extrem aufzutreten. Wenn kein Nachschub an Materie einfließt, schläft der Quasar und seine Leuchtkraft geht zurück. Das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße ist gerade in dieser Schlafphase. Und das ist auch gut so. Ein Quasar wird mit seiner energiereichen Strahlung wirkungsvoll die Heimatgalaxie keimfrei halten. Gemütliche Orte des Lebens sind ,oder besser, waren sie nicht.