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Sternwartenprogramm im Dezember 2024

Der Planet Jupiter ist in diesem Jahr im Sternbild Stier zu finden.  Am 7. Dezember durchläuft der Planet die Oppositionsstellung zur Sonne. Das bedeutete, dass die Erde genau zwischen Sonne und Jupiter wandert.  Er ist dann  nur 611 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und die ganze Nacht über sichtbar.  Die Sternfreunde beobachten den Planeten in diesen Wochen besonders intensiv.

Neben den  Wolkenstreifen auf der Oberfläche des Planeten,  kann man zu bestimmten Zeiten den Großen Roten Fleck erkennen, der als riesiger Wirbelsturm seit vielen Jahren sein Unwesen treibt. Interessant ist auch der Tanz der vier großen Jupitermonde um den Gasplanet Jupiter zu beobachten. Die vier Monde wurden bereits 1610 von Galileo Galilei entdeckt. Die Entdeckung eröffnete einen neuen Blick auf unser Sonnensystem.  Mit dem Sternwartenteleskop kann der Besucher der Sternwarte den Planeten viel besser sehen als Galileo Galilei vor 400 Jahren.  Die Sternwarte öffnet bei klarem Himmel am 6. Dezember und am 19. Dezember 2024 ab 20:30 Uhr.

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Sternwartenprogramm November 2024

Der Sternhimmel im November

Das Sternbild der Cassiopeia steht in diesen Abenden hoch am Sternhimmel. Die Anordnung der fünf hellsten Sterne ähnelt einem „W“. Deswegen wird das Sternbild, das an eine aithiopische Königin erinnern soll, im Volksmund gerne als Himmels-„W“ bezeichnet. Die Cassiopeia war die Frau des Königs Cepheus und die Mutter der Andromeda. Diese mythologischen Figuren sind ebenfalls als Sternbilder am Abendhimmel zu finden. Die Spitze des Sternenzugs zeigt übrigens auf den Polarstern und genau gegenüberliegend findet man das Sternbild des Großen Bären, das landläufig als Großer Wagen bezeichnet wird.  Die beiden Sternbilder umkreisen den Himmelspol wie zwei große Zeiger. Im Sternbild Cassiopeia findet man übrigens zahlreiche Sternhaufen, die im Band der Milchstraße angesiedelt sind, wie der Eulensternhaufen, der wegen seiner Erscheinung an einen Nachtvogel erinnert. .   Die Sternfreunde öffnen die Kuppel der Sternwarte am 01.11.24 und am 14.11.24 ab 20:30 Uhr für interessierte Besucher. Neben den Sternhaufen der Cassiopeia wird auch der Ringplanet Saturn zu sehen sein. Am 14.11.24 kann noch der fast volle Mond bewundert werden. Die Beobachtungen finden allerdings nur bei klarem Wetter statt.

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Astronomietag 2024

Tag der Astronomie

Am 19.Oktober 2024 ist der deutschlandweite Tag der Astronomie. Viele Planetarien und Sternwarten bieten dazu ein Programm an. Die Sternfreunde Borken laden ab 20 Uhr zur öffentlichen Beobachtung an der Josef Bresser-Sternwarte ein.  In diesem Jahr stehen der Mond und der Planet Saturn besonders im Fokus.  Mit etwas Glück kann man noch den Kometen C/2023A3 Tsuchinshan-ATLAS am Westhimmel beobachten.  Die Veranstaltung findet nur bei klarem Himmel statt.  Die Sternfreunde freuen sich auf Ihren Besuch. https://www.astronomietag.de

Vielleicht zu sehen: der Komet C2023A3 Tsuchinshan-ATLAS

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Sternwartenprogramm Oktober 2024

Die Nächte werden merklich länger und die Sommersternbilder ziehen sich in die Abenddämmerung zurück.  Der Herbsthimmel wird vom Sternbild des geflügelten Pferdes  Pegasus dominiert.  Das Sternbild erinnert an das mythische Pferd, das dem Hals der Medusa entsprang als der Held Perseus sie mit dem Schwert enthauptete.  Seine Hauptsterne bilden mit dem Hauptstern der  Andromeda ein großes Quadrat am Himmel.  Im Jahr 1995 geriet der Stern 51 Pegasus in die Schlagzeilen. Die beiden Astronomen Didier Queloz und Michel Mayor entdeckten bei  51 Pegasus den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.  Vor 5 Jahren wurden die beiden dafür mit dem Nobelpreis für Physik geehrt.  Auf dem Planeten herrschen extreme Bedingungen. Er umkreist seine Sonne in etwa 4 Tagen und er ist  halb so schwer wie der Jupiter. Auf seiner Oberfläche ist es 980°C heiß.  Der Stern  51 Pegasus wurde 2015 von der Internationalen Astronomischen Union auf Helvetios  getauft. Der Planet bekam in  Anspielung auf die halbe Jupitermasse den Namen Dimidium.  Mittlerweile wurden fast 7000 Planeten um andere Sterne entdeckt. Einige der entdeckten Exemplare sind vielversprechende  Kandidaten für außerirdisches Leben, andere wiederum sind Eiswelten oder Gluthöllen.  Die Besucher der Sternwarte können gerne einen Blick auf Helvetios werfen.  Der Planet ist leider nicht zu erkennen. Zum Ausgleich präsentiert sich aber der Ringplanet Saturn am abendlichen Himmel, so dass der Sternwartenbesucher einen  richtigen Planeten zu sehen bekommt.  Die öffentlichen Beobachtungsabende finden bei klarem Himmel am 4.Oktober und am 17.Oktober ab 20:30 Uhr statt.

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Sternwartenprogramm im September 2024

Der Ringplanet  Saturn im Blick

Der Planetensommer beschäftigt die Sternfreunde noch bis in den tiefen Herbst hinein.  In Zusammenarbeit mit der AFO-Gruppe der Universität Münster und dem Kulturbüro Borken gestalteten  die Sternfreunde den Planetenweg am Pröbstingsee noch informativer. Die Planeten sind nun auch an den öffentlichen Beobachtungsabenden im Fokus des Sternwarten-Teleskops.  Der September verspricht einen guten Blick auf den Ringplaneten Saturn. Anfang September geht der Planet  bereits um 20 Uhr auf und ist um Mitternacht am besten zu sehen.  In diesem Jahr ist der Ring nur sehr schmal zu erkennen, weil  wir fast auf die Ringkante schauen.  Während der Ring sich über 150.000 km weit ins Weltall erstreckt, so ist er nur etwa einen Kilometer dick.  Im März 2025, wenn wir genau auf die Kante des Ringes schauen,  ist der Ring kaum wahrnehmbar. 

Der Saturn am 9. August 2024 im 8″ Teleskop bei eher schlechten Sichtbedingungen

Der Saturn wirkt dann wie ein eine durchgeschnittene Kugel- ein Anblick, der erst wieder im Jahr 2040 zu sehen ist. Die Kuppel der Sternwarte ist  am Freitag, den 6. September und am Donnerstag den 19.September ab 21 Uhr geöffnet. Die Besucher können  bei  sternklarem Himmel mit fortschreitender Dämmerung  die späten Sommersternbilder sehen. Am 19. September kann  der fast volle Mond beobachtet werden.  Termine : 6.9.24 und 19.9.24 ab 21 Uhr, Josef Bresser Sternwarte in Hoxfeld.

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Das Perseiden-Polarlicht am 12/13.August 2024

Die meisten Sterngucker zog es am 11. August und am 12. August wohl wegen der Perseidensternschnuppen nach draußen. Bei tollstem Wetter im Münsterland waren die Nächte von Sonntag auf Montag und von Montag auf Dienstag besonders attraktiv.  Ungeplant kam für viele Beobachter die Beobachtung von Polarlichtern.

Die Sonne im H-Alpha-Licht am 10. August 2024. Sehr viele Aktive Gebiete sind auf der Sonnenoberfläche zu erkennen.

Mehrere Ausbrüche auf der aktiven Sonne sorgten für eine ordentliche Polarlichtaktivität. In der Nacht zum 12. August konnte die Kamera der Sternwarte gegen  2 Uhr  Polarlichter aufnehmen. Ich hatte das leider verpasst.

Die Überwachungskamera an der Sternwarte konnte am 12.8.2024 das Polarlicht aufnehmen. Ich hatte es leider verpasst.

Am darauffolgenden Abend hatte ich mir den Wecker für Mitternacht gestellt.  Nach zwei Stunden Schlaf krähte der elektronische Hahn. Ein kurzer Blick auf die Sternwartenkamera zeigte ein schwaches Polarlicht.  Ich habe mir schnell die Schuhe angezogen , die Kamera geschnappt  und bin im Schlafdress nach draußen gerannt.  Unser Nachbar hat leider ein Maisfeld erfolgreich im Anbau, so dass ich bis zur Hauptstraße laufen musste, um ein halbwegs gutes Blickfeld zu haben. Gut, dass diese Straße  zu dieser Zeit sehr vereinsamt ist und die Leute nachts keinen Blick für die Kleiderordnung haben. Jedenfalls konnte ich einen schönen

In der Nacht zum Dienstag war die Polarlichtaktivität wieder sehr hoch. In der warmen Sommernacht konnte man leicht bekleidet die warme Luft und das schöne Polarlicht genießen.

Polarlichtausbruch beobachten, der etwa eine Stunde anhielt.  Die Beamer waren sogar gut über dem Licht des Borkener Gewerbeparks zu erkennen.  Es war schon schade, dass ich nicht an einem dunklen Ort sein konnte.  Um 5 Uhr würde sich der andere elektronische Hahn melden und mich zur Arbeit schicken. Da wäre eine Fahrt weiterer Schlafentzug. Zudem weiß man nicht, wie lange das Polarlicht anhält. Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach, so ein altes Brieftaubenzüchtersprichwort.

Die Beamer waren visuell schwach zu erkennen. Die Kamera sieht bei 30 Sekunden Belichtungszeit mehr.

Ein paar Perseiden waren auch noch zu sehen.  Gegen 1 Uhr ging ich also wieder ins Bettchen und verpasste eine weitere schwächere Welle gegen halb 3 Uhr. Die konnte ich mir dann aber auf der Sternwartenkamera ansehen.  

Eine Stunde hielt die Aktivität auf hohem Niveau an. Später gab es noch eine kleine weitere Einlage, die ich verpasste.

Nach dem 11.05.24 war das wohl das hellste Polarlicht des Jahres. Gerne mehr davon…

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US 708, der schnellste Stern der Milchstraße

Wir sausen im Schlepptau der Sonne mit 220 km/s durch den interstellaren Raum und umkreisen das galaktische Zentrum in 225 Millionen Jahren. Astronomen bezeichnen diesen Zeitraum als Galaktisches Jahr. Unsere Erde ist somit ein wahrer Jungspund im Alter  von 20 Jahren- galaktischen Jahren.  Unsere Reisegeschwindigkeit wird von den Kepler`schen Gesetzen bestimmt und ist für Sterne, die 27000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt sind, nichts Besonderes.  Je  näher wir dem Zentrum der Milchstraße kommen, desto schneller sind die Sterne auf ihren Bahnen unterwegs. Hier unterscheiden sich die Gesetze der Milchstraße nicht von den Gesetzen des Sonnensystems.  Neulich entdeckten Astronomen einen Stern in der Nähe vom Milchstraßenzentrum, der nur 4 Jahre benötigt,  um das Schwarze Loch bei Sagittarius A* im Zentrum unsere Heimatgalaxie zu umkreisen. Sie errechneten eine Bahngeschwindigkeit von 8000 km/s.   Im Zentrum der Milchstraße wird also schnell „gefahren“.  Im November 2019 entdeckten Astronomen einen Stern in der Nähe des galaktischen Zentrums, der mit 1700km/s unterwegs ist. Er ist damit zwar deutlich langsamer als der vorhergenannte, aber sein Abstand ist groß genug um ihn die Flucht aus der Milchstraße zu ermöglichen.  Offenbar hat die nahe Begegnung mit dem Schwarzen Loch diesen Stern wie ein Katapult  beschleunigt.  Die Rekonstruktion der Bahn des Sterns führt ihn jedenfalls direkt aus der nahen Umgebung des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.

Die Hochgeschwindigkeits-Stern US708   

Diese Hochgeschwindigkeitssterne sind sehr selten. Im Jahr 2015 entdeckten Astronomen den Stern US 708 im Großen Bären. Weitab vom Zentrum der Milchstraße saust der Stern mit einer Geschwindigkeit von  immerhin 1200 km/s in Richtung des intergalaktischen Raums.  Der bis dahin schnellste Stern der Galaxis konnte seinen Rekord zwar nicht halten, dennoch ist er etwas Besonderes.  Die Astronomen klassifizieren ihn als Blauen Unterzwerg ein.  Bei diesem Stern schaut man direkt auf die brennende Heliumschale eines späten Sterns.  In späten Stadien eines Sterns, wenn also ein großer Teil des Wasserstoffs im Innern des Sterns verbrannt ist, beginnt das Schalenbrennen. Im Inneren des Sterns fusioniert dabei Helium zu schwereren Elementen und in den äußeren Bereichen kann der Wasserstoff weiterhin zu Helium fusionieren. Bei US708 soll dieser Ablauf ein jähes Ende gefunden haben, davon gehen die Astronomen aus.  US708 zeichnet  sich nicht nur durch  die große Eigengeschwindigkeit aus. Seine Rotationsgeschwindigkeit ist ebenfalls rekordverdächtig.  Der Stern rotiert am Äquator mit 115km/s.  Unsere Sonne zum Vergleich rotiert mit schneckenhaften 2 km/s  am Äquator. Der unscheinbare Stern 19. Größenklasse scheint eine bewegte Vergangenheit zu haben und wahrscheinlich eine sehr langweilige Zukunft.

Die Astronomen vermuten, dass US708 einst ein Doppelsternsystem war.  Der Partnerstern, ein sonnenähnlicher Stern, entwickelte sich schneller und kollabierte letztendlich zum Weißen Zwerg.  Als Weißer Zwerg war er in der Lage dem Begleitstern Materie zu entreißen.  Zudem näherte er sich seinem Begleitstern immer näher an.  Immer mehr Materie strömte zum Weißen Zwerg über. Das System beschleunigte sich auf diese Weise. Das Ende kam dann sehr plötzlich.  Der Weiße Zwerg hatte die Chandrasekhar-Grenze überschritten und es kam zur Supernova vom Typ IA. Wenn der Weiße Zwerg eine Masse von 1,4 Sonnenmassen angereichert hat, so errechnete der Physiker  Subrahmanyan Chandrasekhar, wird er zum Neutronenstern kollabieren.  Hier führte der Kollaps zur  Supernova.  Der Weiße Zwerg wurde dabei vollständig zerstört.  Die Explosion katapultierte den Begleitstern mit hoher Geschwindigkeit in den intergalaktischen Raum. Hier rast er nun unweigerlich mit 1200km/s und einer Rotationsgeschwindigkeit von 115 km/s in die Einsamkeit des intergalaktischen Raums.  Die Oberfläche des Sterns ist 45000°C heiß.  Am Ende wird US708 ebenfalls zum weißen Zwerg werden ohne kosmisches Feuerwerk.  Man könnte ihn als erlöschenden Funken des thermonuklearen Feuers  der Milchstraße bezeichnen.  Wenn US708 die Milchstraße verlassen hat und als Wanderer zwischen den Welten unterwegs ist, wird er viele Milliarden Jahre die Tiefe des Raums erkunden, bevor er vielleicht eine andere Galaxie erreicht.  Keine spannende Aussicht für US708.

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Sternwartenprogramm im August 2024

Der Große Kugelsternhaufen im  Sternbild Herkules gehört zu den schönsten Anblicken des nördlichen Sternhimmels. Bereits Edmund Halley, der Namenspate des berühmten Halley’schen Kometen, beobachtete ihn im Jahr 1714 ohne Teleskop.  Der Kometenentdecker Charles Messier beobachtete den Sternhaufen 1764 mit dem Teleskop und beschrieb ihn als Nebel ohne Sterne. Im Teleskop der Sternfreunde kann dieser Nebel sehr wohl in einzelne Sterne aufgelöst werden.  Den Beobachtern bietet sich ein Anblick auf viele Tausend Sterne, die kugelförmig und sehr eng beieinander stehen.  Die glitzernde Sternenkugel besteht aus über 500.000 Sterne, die am Himmel nur wenig kleiner als der Mond erscheint.  Ihr wahres Ausmaß übertrifft eine Ausdehnung von 150 Lichtjahren und auch ihre Entfernung zu uns ist mit etwa 26000 Lichtjahren beeindruckend.  Kugelsternhaufen umlaufen die Milchstraße als kleine Satellitensysteme.  Sie zählen mit einem Alter von 12 Milliarden Jahren  zu den ältesten Objekten des Universums.  Die Astronomen kennen 150 Kugelsternhaufen, die unsere Milchstraße umkreisen.   Mit dem Kugelsternhaufen im Herkules haben wir einen typischen Vertreter dieser Objektklasse vor Augen.   

Die Sternfreunde öffnen die Sternwarte am 2. August und am 15. August ab 22 Uhr. Das bietet die Gelegenheit, einen Blick auf den wunderschönen Sternhaufen zu werfen. 

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Leuchtende Nachtwolken

Das war schon ein außergewöhnlicher Abend, der 21.Juni 2019. Der ganze nördliche Himmel war bis über den Zenit mit Leuchtenden Nachtwolken verschönert. Ein silbriger Schleier, fast apokalyptisch wirkend, überzog den Himmel.  Die leichte Dynamik der Wolken war gut zu beobachten und mit der zunehmenden Dämmerung zogen sich die Wolken auch nach Norden zurück.  Tief im Norden konnte man sie noch eine lange Zeit sehen, aber nach Mitternacht waren auch dort keine Silberschleier  mehr sichtbar. Am darauffolgenden Tag war von den Leuchtenden Nachtwolken gar nichts zu sehen.  Sie sind eben doch selten und nicht vorhersagbar.  Die Chancen, diese Wolken zu Gesicht zu bekommen sind aber in den Monaten Mai bis August in unseren Breiten gar nicht schlecht. Ein Wolkenspektakel, wie an jenem Juniabend 2019 ist vielleicht die Ausnahme.

(NLCs über Borken am 21.Juni 2019)

Leuchtende Nachtwolken sind übrigens ein Phänomen, das erst in den letzten Jahren in Mode gekommen ist.  Die Geschichte dieser Wolken begann im Jahr 1883, als der Vulkan Krakatau in der Nähe von Java  ausbrach und Staub und Aerosole in die hohe Atmosphäre katapultierte. Die Vulkanasche sorgte in den nächsten Monaten weltweit für farbenprächtige Sonnenuntergänge.  Die bemerkenswerten Sonnenuntergänge inspirierten nicht nur Künstler, wie Edvard Munch, der die Atmosphäre auf dem Gemälde „Der Schrei“ festhielt.  Astronomen beobachteten zu dieser Zeit zum ersten Mal das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken. Es ist etwas kurios, warum die Wolken erst so spät entdeckt wurden. Die Astronomen beobachten den Himmel eigentlich schon seit vielen hundert Jahren. Offenbar gab es keine spektakulären Ausbrüche.  Die Erforschung der Wolken begann also erst  im Jahr 1885.   In Deutschland waren es die Astronomen Wilhelm Förster und Otto Jesse von der Berliner Sternwarte, die sich den Wolken wissenschaftlich näherten. Mit  Höhenbestimmungen durch Triangulation kamen die Sternforscher zu der Erkenntnis, dass diese Wolken in über 80 km Höhe entstehen. Sie haben also nichts mit dem normalen Wettergeschehen zu tun. Ihr Reich ist oberhalb der Mesosphäre, was die Forscher damals schon sehr verwunderte. Dieser Bereich der Atmosphäre ist heute auch fast ein weißer Bereich in der Atmosphärenforschung. Wetterballone und Flugzeuge erreichen diese Höhe von 80 km nicht.  Raketen durchstoßen diesen Bereich sehr schnell. Sicher ist aber, dass die Atmosphäre dort sehr dünn und sehr, sehr trocken ist. Auch ist sie mit -90°C sehr kalt, Werte bis -150°C wurden sogar gemessen.   Die Mesopause ist in den Sommermonaten besonders kalt. Es sind also umgekehrte Verhältnisse zu den bodennahen Schichten.  Für die Bildung von Wolken fehlen nun kleine Staubpartikel und etwas Wasser, welches an den Staubpartikeln kondensieren kann. Die Partikel liegen im Bereich von wenigen Nanometer Größe. Der Staub und andere Aerosole können durch Vulkanausbrüche in die hohe Atmosphäre getragen werden.  Auch Wasser kann auf diesen Weg in über 80km Höhe getragen werden. Wenn in den Sommermonaten die Sonne nicht tief unter den Horizont tritt, werden die Kondensationskeime noch von der Sonne angeleuchtet und treten dann als Leuchtende Nachtwolken in Erscheinung.  Die kondensierten Eiskristalle sind so klein, dass die förmlich mit dem Wind, der in der Mesopause herrscht, mitgetragen werden. Sie breiten sich dann mitunter mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h aus.

Die Erforschung der Leuchtenden Nachtwolken ist noch in den Kinderschuhen. Ein Einfluss der Sonnenaktivität ist zu vermuten, aber konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden.  Bei schwacher Sonnenaktivität können mehr Teilchen der kosmischen Strahlung in die Mesosphäre eindringen und Kondensationskeime bilden.  Auch wird vermutet, dass erhöhte Sonnenaktivität die Mesosphäre aufheizt.  Tatsächlich beobachtet man stärkere Aktivität der Leuchtenden Nachtwolken nach dem Sonnenaktivitätsminium. Das würde die negative Korrelation zwischen Sonnenaktivität und Auftreten  der Leuchtenden Nachtwolken bestätigen.

In den letzten Jahren wächst das Interesse an Leuchtende Nachtwolken.  Es scheint so, als ob die Leuchtenden Nachtwolken in der jüngsten Vergangenheit öfter zu beobachten sind. Sicherlich ist das gestiegene Interesse und die Möglichkeit der Kameraüberwachung ein Grund für die Mehrbeobachtungen.  Es gibt aber auch die Vermutung, dass der menschliche Einfluss sich sogar in der Mesopause bemerkbar macht.  Der Ausstoß von Treibhausgasen erwärmt die Atmosphäre, insbesondere die Troposphäre. Die Mesosphäre kühlt aber stärker ab. Und je kälter die Mesopause , desto größer die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Nachtleuchtender Wolken. Das Methan in der Atmosphäre spielte auch eine Rolle. Durch menschliche Aktivitäten erhöht sich der Anteil an Methan in der Atmosphäre seit 200 Jahren deutlich.  Der  erhöhte Methananteil sorgt dafür, dass Wasser in die hohe Atmosphäre kommen kann. UV-Strahlung zerstört das Methanmolekül. Der freiwerdende Wasserstoff bindet Sauerstoff und bildet Wasser,  das an den winzigen Staubpartikeln kondensieren kann.

 Nun werden noch Kondensationskeime vermehrt durch Überbleibsel der Weltraumfahrt in die Mesosphäre getragen.  Das Zusammenspiel unserer Aktivitäten begünstigt die Entstehung Nachtleuchtender Wolken.  Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Leuchtenden Nachtwolken erst am Ende des 19. Jahrhunderts bemerkt wurden.

Die Leuchtenden Nachwolken sind schön anzusehen und vielleicht ein Mahnzeichen für uns. Unsere Aktivitäten verändern den Planeten und auch die sensible Gashülle um ihn herum. Dessen sollten wir uns bewusst sein.

In Deutschland beschäftigt sich das Leibniz-Institut in Kühlungsborn mit der Beobachtung der Hochatmosphäre. Mit Hilfe von Radarmessungen werden dort die „Wetterverhältnisse“  im Bereich der Mesosphäre beobachtet.

Für den Beobachter von Leuchtenden Nachtwolken ist das OSWIN-Radar eine gute Hilfe. Die Online-Daten stehen unter : OSWIN – Mesosphäre – Forschung – Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik, Kühlungsborn (iap-kborn.de) zur Verfügung. Die Leuchtenden Nachtwolken erzeugen starke Echos, die auf Leuchtende Nachtwolken hinweisen. Allerdings sind die Messungen lokal. Ob wir in Borken, wo wir 500 km nordwestlich von Kühlungsborn leben, ebenso etwas sehen, ist  nicht sicher. Aber trotzdem sind die Daten aus dem Nordosten besser als keine Daten.

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Sternwartenprogramm Juli 2024

Zu den schönsten Himmelserscheinungen zählt das Polarlicht. Weniger bekannt sind die Leuchtenden Nachtwolken, deren Schönheit wir Nordeuropäer ebenfalls bewundern können. Nur in den Sommermonaten von Mitte Mai bis Ende Juli, wenn also die Sonne nachts nur wenige Grad unter den Nordhorizont wandert, sind die silbrigen Schleier am Nordhimmel zu sehen. Das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken ist erst im  19. Jahrhundert erstmalig beschrieben worden.  Mit dem Wetter haben diese Wolken nichts zu tun.  Sie entstehen in über 80 km Höhe in der sogenannten Mesopause. Dort kondensieren an kleinsten Partikeln Eiskristalle, die das Sonnenlicht reflektieren können. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Vulkanische Asche, Meteoraktivität und  die Raumfahrt können die kleinen Partikel in die Mesopause tragen. Neuere Erkenntnisse sehen  auch einen Zusammenhang vom häufigeren Auftreten der Nachtleuchtenden Wolken und den Klimawandel.  Der zunehmende Kohlendioxidanteil der Atmosphäre sorgt für eine Abkühlung der Mesopause. Das begünstigt die Entstehung der Nachtleuchtenden Wolken. Die Schönheit der Wolken hat wohlmöglich einen bitteren Beigeschmack. Es lohnt sich trotzdem nach den Silberschleiern am Nordhimmel Ausschau zu halten.

Die Josef Bresser-Sternwarte ist wegen Reparaturarbeiten im Juli leider geschlossen. Ab dem 2. August 2024 wird wieder ein Beobachtungsabende stattfinden.