Am 4. April und am 17. April öffnet die Josef Bresser- Sternwarte für die öffentliche Beobachtung ihre Kuppel. Wegen der Umstellung auf die Sommerzeit und auch die merkliche Zunahme der Tageslänge beginnen die Beobachtungsabende erst ab 21:30 Uhr . Am 4. April kann der zunehmende Mond sehr gut beobachtet werden. Er wird an diesem Abend hoch am Himmel im Sternbild Zwillinge zu finden sein. Etwas östlich davon kann man den Planeten Mars sehen, der aber aktuell wegen seiner großen Entfernung von 176 Mio. km auch im Teleskop kaum noch viel zu bieten hat. Am 17.April kann der Mond nicht beobachtet werden. Dafür ist ein guter Blick auf das Frühlingssternbild Löwe möglich.
Der Löwe liegt etwas abseits des Milchstraßenbandes und erlaubt deswegen einen Blick in die Tiefe des Weltalls. Die Astronomen entdeckten dort zahlreiche andere Milchstraßensysteme, die ansonsten hinter den Sternen der eigenen Milchstraße verborgen blieben. Einige von ihnen sind so hell, dass sie im Teleskop als nebelige Flecken erkannt werden können. Andere wiederum schickten ihr Licht vor vielen Milliarden Jahren auf die Reise und können wegen ihrer geringen Helligkeit nur mit den fotografischen Möglichkeiten erforscht werden. Die Sternfreunde geben an den Beobachtungsabenden gerne ihr Wissen über den Aufbau des Weltalls weiter und laden zu der faszinierenden Reise in die Weiten des Weltraums ein.
Der März hat für die Sternliebhaber gleich zwei besondere Ereignisse im Programm. Am 14. März tritt der Mond in den Schatten der Erde und wird dabei verfinstert.
Das Spektakel beginnt für die Frühaufsteher um 6:10 Uhr. Leider geht der Mond an diesem Morgen bereits um 6:52 Uhr unter, so dass wir nur die partielle Phase der Finsternis sehen können. Für die Beobachtung ist die freie Sicht nach Westen unabdingbar. Die Bewohner des nordamerikanischen Kontinents können die totale Phase der Mondfinsternis beobachten. Zwei Wochen später am 29.März wandert der Mond vor der Sonne vorbei und bedeckt sie teilweise. Wir erleben eine partielle Sonnenfinsternis. Der Beginn der Finsternis ist in Borken um 11:19 Uhr . Gegen 12:10 Uhr ist die maximale Bedeckung erreicht bei der 20% der Sonnenscheibe verdeckt wird. Das Schauspiel ist um 13:04 Uhr vorbei. Die Sonne ist dabei sehr hell und wir warnen davor, mit dem ungeschützten Auge in die Sonne zu schauen. Auch die Verwendung von Schweißgläsern oder Rettungsfolie kann die Augen nicht ausreichend schützen. Zur Beobachtung der Sonne eignen sich spezielle Sonnenfinsternisbrillen oder speziell ausgestattete Teleskope mit Objektivsonnenfiltern.
Diese filtern das Sonnenlicht und die Infrarotstrahlung ausreichend heraus. Am 29.3.25 ist der deutschlandweite Astronomietag. Viele astronomische Einrichtungen werden an diesem Tag einen ungefährlichen Blick auf die Sonne anbieten. Die Sternfreunde Borken sind auch dabei und bieten zur Sonnenfinsternis eine Beobachtung an der Sternwarte an. Wir starten am 29.03.25 um 11 Uhr und bieten Sonnenfinsternisbegeisterten die Möglichkeit, einen sicheren Blick auf die Sonne zu werfen. Abendliche Beobachtungen finden bei klarem Himmel am 7. März und am 20. März ab 20:30 Uhr an der Josef Bresser-Sternwarte statt.
Im Februar ist der Planet Mars in klaren Nächten im Sternbild Zwillinge gut zu beobachten. Der rote Planet ist gute 110 Millionen Kilometer entfernt und zeigt sich als 13 Bogensekunden großes Kügelchen am Himmel. Das entspricht der Größe einer 1 Cent-Münze im Abstand von 260 Metern. Selbst im Teleskop der Sternwarte wirkt der Nachbarplanet klein. Das Interesse am Mars aber ist ungebrochen. Obwohl seine Oberfläche besser untersucht ist als die Erdoberfläche, sind die Fragen nach Wasservorräten oder extraterrestrisches Leben noch ungeklärt. Möglicherweise werden die Fragen erst durch Mars-Astronauten beantwortet werden.
Der Mars fasziniert die Forscher aber schon seit vielen Jahren. Seine merkwürdige Bahn am Himmel mit den großen Oppositionsschleifen und sein auffälliger Helligkeitswandel gaben den Astronomen des Mittelalters Rätsel auf. Der deutsche Mathematiker Johannes Kepler lüftete das Marsgeheimnis und entdeckte mit seiner Hilfe die Gesetze der Planetenbewegung um die Sonne. 260 Jahre später entdeckte der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli bei Teleskopbeobachtungen ein Netz feiner Linien auf dem Mars, die, so wurde vermutet, künstlich angelegte Kanäle waren. Intelligente Marsbewohner wurden populär, so populär, dass ein Hörspiel von H.G.Wells 1938 im amerikanischen Radio über einen Angriff von Marsianern auf die Erde zu einer Massenpanik führte.
Marskanäle nach Schiaparelli (commons wikimedia)
Die Marsianer und die Kanäle verschwanden mit besseren Beobachtungsmöglichkeiten. Im Jahr 1976 fotografierte die Viking 1- Sonde ein merkwürdiges Gebilde auf dem Mars, das wie ein Gesicht aussah. Das Marsgesicht wurde von einigen Autoren populärwissenschaftlicher Bücher als Beweis einer frühen Marskultur gedeutet. Das Gebilde entpuppte sich später als Laune der Natur aus Licht und Schatten und war keine Hinterlassenschaft einer vergangenen Kultur. Der Mars beflügelt offenbar die Phantasie der Menschen. Die Sternfreunde öffnen am Freitag, den 7.Februar und am Donnerstag den 20. Februar ab 20:30 Uhr bei klarem Himmel die Sternwartenkuppel und werfen mit Interessierten einen Blick auf den roten Nachbarn.
Das Jahr 2025 hat für den Sternfreund einiges zu bieten. Bereits am 4.Januar sorgen Mond und Saturn für ein seltenes Himmelsschauspiel. Um 18:27 Uhr bedeckt der zunehmende Monde den Ringplaneten Saturn. Bei der Bedeckung verschwindet der Saturn am dunklen Rand des Mondes. Das Ereignis kann mit dem bloßen Auge verfolgt werden. Eindrucksvoller ist aber der Anblick der beiden Himmelskörper im Teleskop. Um 19:35 Uhr tritt der Saturn wieder an der hellen Seite des Mondes hervor. Das nächste Ereignis dieser Art findet erst wieder am 24.April 2031 statt nachmittags statt. Ein Stück westlich von Mond und Saturn ist übrigens die helle Venus zu sehen, die als Abendstern auftritt. Die Venus ist halb beleuchtet und ist, nach Sonne und Mond, der hellste Himmelskörper am Himmel. Der Begriff Abendstern ist fachlich nicht ganz richtig. Wie die Erde, ist die Venus ebenfalls ein Planet. Sie umläuft die Sonne von der Erde aus betrachtet auf einer inneren Bahn und zeigt deswegen Phasen wie der Mond. Aber Neuvenus oder Vollvenus können wir nicht sehen, weil die Venus dann zu nahe der Sonne zu suchen ist. Ganz selten, etwa alle 105 oder 121 Jahre, wandert die Venus innerhalb von 8 Jahren zwei Mal vor der Sonne her und ist als schwarze Kugel vor der Sonne zu sehen. Die beiden Gelegenheiten waren im Jahr 2004 und 2012. Der nächste sogenannte Venustransit wäre also im Jahr 2117. Die Venustransite fanden in den letzten 300 Jahren große Beachtung, weil man aus der Beobachtung den Abstand zur Sonne direkt ableiten und damit das Sonnensystem in irdische Maße überführen konnte. An der Sternwarte kann man mehr über die Venus und die Saturnbedeckung erfahren. Geöffnet hat die Josef Bresser-Sternwarte am Freitag, den 3. Januar und am Donnerstag, den 23.Januar 2025 ab 20:30 Uhr. Die Beobachtung mit dem Sternwartenteleskop kann allerdings nur bei klarem Himmel stattfinden.
Das Sternbild der Cassiopeia steht in diesen Abenden hoch am Sternhimmel. Die Anordnung der fünf hellsten Sterne ähnelt einem „W“. Deswegen wird das Sternbild, das an eine aithiopische Königin erinnern soll, im Volksmund gerne als Himmels-„W“ bezeichnet. Die Cassiopeia war die Frau des Königs Cepheus und die Mutter der Andromeda. Diese mythologischen Figuren sind ebenfalls als Sternbilder am Abendhimmel zu finden. Die Spitze des Sternenzugs zeigt übrigens auf den Polarstern und genau gegenüberliegend findet man das Sternbild des Großen Bären, das landläufig als Großer Wagen bezeichnet wird. Die beiden Sternbilder umkreisen den Himmelspol wie zwei große Zeiger. Im Sternbild Cassiopeia findet man übrigens zahlreiche Sternhaufen, die im Band der Milchstraße angesiedelt sind, wie der Eulensternhaufen, der wegen seiner Erscheinung an einen Nachtvogel erinnert. . Die Sternfreunde öffnen die Kuppel der Sternwarte am 01.11.24 und am 14.11.24 ab 20:30 Uhr für interessierte Besucher. Neben den Sternhaufen der Cassiopeia wird auch der Ringplanet Saturn zu sehen sein. Am 14.11.24 kann noch der fast volle Mond bewundert werden. Die Beobachtungen finden allerdings nur bei klarem Wetter statt.
Am 19.Oktober 2024 ist der deutschlandweite Tag der Astronomie. Viele Planetarien und Sternwarten bieten dazu ein Programm an. Die Sternfreunde Borken laden ab 20 Uhr zur öffentlichen Beobachtung an der Josef Bresser-Sternwarte ein. In diesem Jahr stehen der Mond und der Planet Saturn besonders im Fokus. Mit etwas Glück kann man noch den Kometen C/2023A3 Tsuchinshan-ATLAS am Westhimmel beobachten. Die Veranstaltung findet nur bei klarem Himmel statt. Die Sternfreunde freuen sich auf Ihren Besuch. https://www.astronomietag.de
Vielleicht zu sehen: der Komet C2023A3 Tsuchinshan-ATLAS
Der Planetensommer beschäftigt die Sternfreunde noch bis in den tiefen Herbst hinein. In Zusammenarbeit mit der AFO-Gruppe der Universität Münster und dem Kulturbüro Borken gestalteten die Sternfreunde den Planetenweg am Pröbstingsee noch informativer. Die Planeten sind nun auch an den öffentlichen Beobachtungsabenden im Fokus des Sternwarten-Teleskops. Der September verspricht einen guten Blick auf den Ringplaneten Saturn. Anfang September geht der Planet bereits um 20 Uhr auf und ist um Mitternacht am besten zu sehen. In diesem Jahr ist der Ring nur sehr schmal zu erkennen, weil wir fast auf die Ringkante schauen. Während der Ring sich über 150.000 km weit ins Weltall erstreckt, so ist er nur etwa einen Kilometer dick. Im März 2025, wenn wir genau auf die Kante des Ringes schauen, ist der Ring kaum wahrnehmbar.
Der Saturn am 9. August 2024 im 8″ Teleskop bei eher schlechten Sichtbedingungen
Der Saturn wirkt dann wie ein eine durchgeschnittene Kugel- ein Anblick, der erst wieder im Jahr 2040 zu sehen ist. Die Kuppel der Sternwarte ist am Freitag, den 6. September und am Donnerstag den 19.September ab 21 Uhr geöffnet. Die Besucher können bei sternklarem Himmel mit fortschreitender Dämmerung die späten Sommersternbilder sehen. Am 19. September kann der fast volle Mond beobachtet werden. Termine : 6.9.24 und 19.9.24 ab 21 Uhr, Josef Bresser Sternwarte in Hoxfeld.
Der Große Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules gehört zu den schönsten Anblicken des nördlichen Sternhimmels. Bereits Edmund Halley, der Namenspate des berühmten Halley’schen Kometen, beobachtete ihn im Jahr 1714 ohne Teleskop. Der Kometenentdecker Charles Messier beobachtete den Sternhaufen 1764 mit dem Teleskop und beschrieb ihn als Nebel ohne Sterne. Im Teleskop der Sternfreunde kann dieser Nebel sehr wohl in einzelne Sterne aufgelöst werden. Den Beobachtern bietet sich ein Anblick auf viele Tausend Sterne, die kugelförmig und sehr eng beieinander stehen. Die glitzernde Sternenkugel besteht aus über 500.000 Sterne, die am Himmel nur wenig kleiner als der Mond erscheint. Ihr wahres Ausmaß übertrifft eine Ausdehnung von 150 Lichtjahren und auch ihre Entfernung zu uns ist mit etwa 26000 Lichtjahren beeindruckend. Kugelsternhaufen umlaufen die Milchstraße als kleine Satellitensysteme. Sie zählen mit einem Alter von 12 Milliarden Jahren zu den ältesten Objekten des Universums. Die Astronomen kennen 150 Kugelsternhaufen, die unsere Milchstraße umkreisen. Mit dem Kugelsternhaufen im Herkules haben wir einen typischen Vertreter dieser Objektklasse vor Augen.
Die Sternfreunde öffnen die Sternwarte am 2. August und am 15. August ab 22 Uhr. Das bietet die Gelegenheit, einen Blick auf den wunderschönen Sternhaufen zu werfen.
Zu den schönsten Himmelserscheinungen zählt das Polarlicht. Weniger bekannt sind die Leuchtenden Nachtwolken, deren Schönheit wir Nordeuropäer ebenfalls bewundern können. Nur in den Sommermonaten von Mitte Mai bis Ende Juli, wenn also die Sonne nachts nur wenige Grad unter den Nordhorizont wandert, sind die silbrigen Schleier am Nordhimmel zu sehen. Das Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken ist erst im 19. Jahrhundert erstmalig beschrieben worden. Mit dem Wetter haben diese Wolken nichts zu tun. Sie entstehen in über 80 km Höhe in der sogenannten Mesopause. Dort kondensieren an kleinsten Partikeln Eiskristalle, die das Sonnenlicht reflektieren können. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Vulkanische Asche, Meteoraktivität und die Raumfahrt können die kleinen Partikel in die Mesopause tragen. Neuere Erkenntnisse sehen auch einen Zusammenhang vom häufigeren Auftreten der Nachtleuchtenden Wolken und den Klimawandel. Der zunehmende Kohlendioxidanteil der Atmosphäre sorgt für eine Abkühlung der Mesopause. Das begünstigt die Entstehung der Nachtleuchtenden Wolken. Die Schönheit der Wolken hat wohlmöglich einen bitteren Beigeschmack. Es lohnt sich trotzdem nach den Silberschleiern am Nordhimmel Ausschau zu halten.
Die Josef Bresser-Sternwarte ist wegen Reparaturarbeiten im Juli leider geschlossen. Ab dem 2. August 2024 wird wieder ein Beobachtungsabende stattfinden.
KIC 1114523 ist das rundeste Objekt im Weltall. Zumindest ist es das rundeste Objekt, das die Astronomen bisher entdeckt haben. KIC11145123 ist ein „gewöhnlicher“ Blauer Riesenstern, der 4000 Lichtjahre entfernt ist. Er gehört zu den Veränderlichen Sternen des Delta Scuti-Typs und… er besitzt mindestens einen Planeten. Ein ganz gewöhnlicher Stern ist er dann wohl nicht. Blaue Riesensterne sind in der Milchstraße eher rar. Es ist daher schon erstaunlich, dass dieser Stern fast eine perfekte Kugel darstellt. Sein Durchmesser von 3 Millionen Kilometer ist doppelt so groß, wie der unserer Sonne. Dabei ist der Äquatordurchmesser nur 3 km größer als der Poldurchmesser. Im Vergleich dazu ist unsere Sonne ein Ei. Der Äquatordurchmesser der Sonne ist 10 km größer als der Durchmesser an den Polen und das bei einem Gesamtdurchmesser von 1,395 Mio Kilometern. Sterne und Planeten sind in der Regel nicht perfekt rund. Wegen ihrer Eigenrotation werden sie zu Rotationsellipsoiden. Die Pole werden bei der Rotation etwas abgeflacht. Im Fall des Sterns KIC11145123 ist die Rotationsgeschwindigkeit erstaunlich gering. Er dreht sich in 99 Tagen um die eigene Achse. Die Sonne benötigt etwa 30 Tage für die Eigenrotation. In unserem Sonnensystem ist der Gasriese Jupiter wohl der Spitzenreiter in Sachen Abflachung. Seine Rotationsgeschwindigkeit lässt ihn in etwa 10 Stunden um die eigene Achse drehen. Jupiters Äquatordurchmesser beträgt 142984 km und der Poldurchmesser nur 133708 km. Diese Abflachung kann man bereits im Teleskop wahrnehmen.
Die Daten alleine sind schon beeindruckend. Wie aber hat man die Diagnose für das rundeste Objekt im Weltall anstellen können? Kein Teleskop der Welt kann diesen Stern als Kugel wahrnehmen, geschweige denn vermessen. Das Zauberwort heißt Asteroseismologie. Wir kennen den Begriff der Seismologie in Zusammenhang mit Erdbeben auf der Erde. Man könnte dies auf das Beben der Sterne übertragen. Sterne beben aber anders als die Erde. Erdbeben treten sehr unregelmäßig auf und variieren stark in der Amplitude. Bei Sternebeben beobachten wir eher das Schwingen eines Sterns. KIC11145123 pulsiert sehr leicht und diese Pulsationen machen sich durch einen Lichtwechsel bemerkbar.Das Kepler-Teleskop, welches speziell für die Messung von Helligkeitsschwankungen an Sternen eingesetzt wird, überwachte den Stern einige Jahre. Kepler beobachtete von 2009 bis 2018 ein Sternfeld im Sternbild Schwan um dort nach extrasolaren Planeten mittels der Transitmethode zu suchen. Als Beifang gelangen auch gute Datenaufnahmen für die Bestimmung der Pulsation des Sterns. Die Form der Pulsation gab eine gute Sinuskurve wieder. Daraus ermittelten die Astronomen die perfekte Kugelform des Sterns. Die Asteroseismologie ist eine noch nicht so alte Methode der Untersuchung von Sternen. In den 1960er Jahren entdeckte der amerikanische Physiker Robert B. Leighton ein Schwingungsmuster mit einer Frequenz von 5 Minuten bei unserer Sonne. Das war der Einstieg in die Helioseismologie und später in die stellare Seismologie.
Die Schwingungen eines Sterns sind die Folge der Energieerzeugung im Innern des Sterns. Der Stern gerät ins Pulsieren, weil es in der Schale um den Kern zu einem Energiestau kommt. Mit zunehmender Temperatur nimmt auch die Opazität zu. Der Energietransport wird blockiert bis zu einem kritischen Punkt, der dann eruptiv die Energie freisetzt. Schallwellen breiten sich aus und werden an der Sternoberfläche reflektiert. Auf der Wanderung ins Innere des Sterns kann sich der Schall wegen der immer größer werdenden Dichte schneller ausbreiten. Dadurch verändert er seine Richtung und gerät an anderer Stelle wieder an die Oberfläche des Sterns. Es entsteht ein Schwingungsmuster, welches den ganzen Stern erfasst und dass sich durch winzige Helligkeitsschwankungen bemerkbar macht. Man kann, wie bei den Schwingungen der irdischen Erdbeben Rückschlüsse auf den inneren Aufbau des Sterns machen.
Die Schwingungen liefern heute unter anderem Daten zum Alter eines Stern, natürlich der Erscheinungsform und dem inneren Aufbau des Sterns. Die Seismologie liefert aber keine absoluten Daten. Man kann mit ihnen aber gute Aussagen treffen, wenn man die seismologischen Daten im Kontext mit weiteren Messdaten betrachtet. Hierzu werden komplexe Simulationen an Sternmodellen durchgeführt.
Es ist immer wieder erstaunenswert mit welchen Methoden Wissenschaft betrieben wird und welche Werkzeuge dazu entwickelt werden. Sicherlich ist die Beobachtung von Gravitationswellen oder das Untersuchen von Schwarzen Löchern spektakulärer. Aber die subtilen, weniger prominenten Untersuchungsmethoden liefern auch spannende Ergebnisse. Die Schlagzeile im Jahr 2016 als KIC1114523 als rundester Stern des Universums bekannt wurde, wird Staunen und Kopfschütteln bei den Lesern ausgelöst haben. Vielleicht haben sich auch einige Leute gefragt, ob die Suche nach Kugeln im weiten Weltall die Forschungsgelder wert ist. Aber es ist eben ein interessanter Beifang, der ebenfalls verarbeitet werden kann. Das Bild vom Weltall und insgesamt der Natur ist ein riesiges Puzzle. Und ein noch so kleines Puzzleteil kann zum Gesamtbild beitragen. Die Asteroseismologie hilft uns jedenfalls beim Verständnis der Sterne und der Sonne.
Das kugelförmigste Objekt, das man bisher kennt, ist eine irdische Kugel, die von Wissenschaftlern in Braunschweig hergestellt wurde. Genauer gesagt, sind es zwei Kugeln von 9,375 cm Durchmesser. Die Abweichung von der Kugelform ist nur 70 Millionstel Millimeter. Das ist nochmal um den Faktor 10 weniger als der Stern, wenn man es maßstäblich betrachtet. Die Kugeln wurden benötigt, um die Masse des Urkilogramms genauer zu bestimmen.