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Mondfinsternis im Abendprogramm

Die Sternfreunde beobachten die Mondfinsternis am 7. September 2025 .

Dunkel wars , der Mond schien helle… nein. So war es nicht- im Gegenteil: Hell war es noch draußen und vom Mond war nichts zu sehen. Dennoch trafen sich Sternfreunde und Interessierte an der Sternwarte um die Mondfinsternis am 7.9.2025 zu beobachten. Es war zwar kein offizieller Termin, aber es fanden trotzdem viele Besucher an diesem Sonntag den Weg nach Hoxfeld.

Nicht nur die Sternwarte wurde genutzt. Viele Sternbegeisterte stellten sich mit ihren Geräten auf die Zufahrtstraßen und schauten gebannt in Richtung Borken.

Man konnte dem Ereignis auch kaum ausweichen. Den ganzen Tag über wurde das Spektakel im Radio angekündigt. Wer das überhört hatte, der wurde über die Online-Nachrichtenkanäle an das Ereignis erinnert. Um 20: 05 Uhr sollte der Mond bereits verfinstert im Osten aufgehen. Die Sonne war gerade gegenüber untergegangen und die Dämmerung war somit voll im Gange. Gebannt schauten die Sternfreunde in den blauen Himmel über Borken. Kleine Teleskope, Kameras auf Stativen, Ferngläser wurden ausgepackt und auf die vermeintliche Position des Mondes ausgerichtet.

Gespannt warteten Sternfreunde und Gäste an der Sternwarte in der Abenddämmerung

Nicht nur die Sternfreunde hatten ihre Ausrüstung dabei. Man beobachtete so manchen Besucher, der die Szenerie mit eigenen Mitteln aufnehmen wollte. Manche recht professionell, andere mit dem Händy, das ja mittlerweile wie ein Schweizer Taschenmesser viele Aufgaben erfüllen kann. Aber den Mond herbeizaubern konnte es noch nicht. Im Osten sah man ein dichtes Wolkenband. Auch hier gab das smarte Helferlein Auskunft. Langsam zog nämlich ein Wolkenband in westlicher Richtung. Sehr schade, weil es ansonsten mehr oder weniger klar war. So aber gucken viele Besucher im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre und sahen wenig.

Ein Wolkenband ziert den ansonsten klaren Himmel und versteckte den Mond.

Gegen 20:45 Uhr dann der befreiende Ruf. Der Mond wurde gesichtet. Schwach und blass schimmerte er durch die Wolken und wirkte recht dunkel. Die rötliche Farbe war nicht leicht zu erkennen. Auf den Bildern zeigte sich der Eindruck vom roten Mond deutlicher. Die Besucher und Sternfreunde atmeten auf und erfreuten sich am Anblick. Mit zunehmender Dunkelheit war der Mond dann immer besser zu sehen. Man muss eben Geduld haben. Um 20:55 Uhr war es mit der Totalität vorbei. Erst zeigte sich die östliche Seite des Mondes aufgehellt und schon eine Stunde später war der Mond wieder fast ganz zu sehen. In voller Helligkeit erstrahlte er freilich noch nicht, er befand sich im Halbschatten der Erde. Viele Besucher harrten bis zum Ende der des Austritts des Kernschattens aus. Der Austritt aus dem Halbschatten verfolgte wohl niemand mehr. Vielleicht war es nicht die beeindruckendste Mondfinsternis in der Geschichte der Astronomie. Spaß hat es trotzdem gemacht. Die Gespräche mit den Besuchern, der schöne Anblick des abendlichen Himmels an diesem Spätsommerabend waren eine gute Alternative zum Sonntagstatort. Der kann ja in der Mediathek noch bewundert werden. Das Naturerlebnis Mondfinsternis ist einmalig , immer wieder.

Der Mond hatte dennoch seinen verfinsterten Auftritt , hier eine Aufnahme zu Beginn des Austritts aus dem Kernschatten.

Dunkel wars , der Mond schien helle…. Später passte es dann besser.

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Staub und ferne Galaxien

Die Milchstraße ist voller Staub. Das vermuteten die Putzkräfte unseres Planeten wahrscheinlich schon seit langem . Der Staub an sich ist aber dunkel und leuchtet nicht selbstständig. Deswegen ist er uns weitgehend verborgen. Wir sehen in als Reflexionsnebel in der Nähe heller Sterne oder tatsächlich als schwarze, sternloser Bereich im Band der Milchstraße. Die sogenannten Dunkelnebel sind schon lange bekannt, wurden aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erforscht. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten Astronomen noch mehr Staub zwischen den Sternen. Bereits 1976 fand der amerikanische Astronom Allan Sandage den „Galaktischen Zirrus“ . Hierbei zeigt sich der staubige Hintergrund der Galaxie durch die Reflexion des Lichts der Milchstraße. In Fachkreisen wird der Galaktische Zirrus auch als Integrated Flux Nebula (INF) bezeichnet. Man kann sich sicher vorstellen, dass das Leuchten dieser allgegenwärtigen Staubwolken besonders schwach ist. In den 2010er Jahren erreichten die amateurastronomischen Gerätschaften die Leistungsfähigkeit , den Galaktischen Zirrus abzubilden. Sehr lange Belichtungszeiten sind erforderlich, aber die Ergebnisse verschlagen einem oft die Sprache. Der Staub ist nicht gleichmäßig in der Milchstraße verteilt. Es gibt Bereiche, die recht arm an Staub sind. Andere Bereich zeigen schöne Verdichtungen und wolkenartige Strukturen, die wie Gemälde aussehen.

Das Team von Astronomen um Leo Magnani, Leo Blitz und Laurie Mundy untersuchte diese Staub- oder Molekülwolken und katalogisierte sie dazu. Man findet ihre Arbeit als MDM-Objekte.

Ich bin per Zufall auf einem hellen Bereich des Galaktischen Zirrus gekommen, als ich die Himmelsdurchmusterung des DSS2 in Augenschein nahm. Im nördlichen Bereich des Sternbild Pegasus, an der Grenze zur Andromeda fand ich eine Struktur, die für mich wie ein flüchtender Vogel aussah. In einer Septembernacht , genauer am 19. September 2025, nahm ich meine ersten Bilder dieses Bereichs auf, der nördlich des Sterns SAO73272 und südlich der Nebelregion LBN 467 lag. LBN 467 ist übrigens ein Eintrag des Lynds Bright Nebula-Katalogs und damit bestimmt auch ein lohnenswertes Ziel. Insgesamt waren gute 6 Stunden Belichtungszeit erforderlich, um den galaktischen Staub sichtbar zu machen, obwohl er schon zu den helleren Wolken seiner Art gehört.

Ich musste ein wenig recherchieren bis ich herausfand, ob diese anonyme Region des Galaktischen Zirrus bisher benannt worden ist. Aber weil sie wirklich sehr auffällig und hell ist, war sie im MDM-Katalog unter dem Eintrag 56 bekannt. Auch im PGCC Katalog für Gasnebel fand sich einen Eintrag unter PGCC G102.72-25.98 . Die Region ist offensichtlich schon früheren Astronomen aufgefallen.

Also wenn man schon mal einen Himmelsbereich solange ablichtet, dass der Galaktische Zirrus in Erscheinung tritt, dann hat die Aufnahme eine gewisse Tiefe. Und die Tiefe kann man dann wörtlich nehmen , weil man auch tief ins Weltall schauen kann. Die Wolken werden nur 500 bis 1000 Lichtjahre entfernt sein. Genau Angaben wird man nicht machen können, weil es keine kompakten Objekte sind. Entfernungsangaben sind in diesem Fall nicht sinnvoll.

Aufnahme von MDM56 (Sternbild Andromeda) 8″Newton /ZWO Asi 294mm

Untersucht man die Aufnahme, stößt man auf unzählige Galaxien, die sich weit hinter der Milchstraße im Galaktischen Zirrus verstecken wollen. Zum Beispiel WISEA J232647.19 +330610.8 (4) . Diese kleine Galaxie ist 1600 Millionen Lichtjahre entfernt oder die Galaxie WISEA J232555.13+332842.2 (1) , die nur ca. 700 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Man findet diese Objekte in der NASA Extra Galactic Database (NED). Auch findet man Messdaten zu den Objekten, wobei die Rotverschiebung z für die Abschätzung der Entfernung relevant ist. Bei fernen Galaxien findet man keine Entfernungsangaben mehr. Oftmals wird nur z als Rotverschiebung angegeben. Die Entfernungen muss man dann selbst errechnen. Sie sind auch von den kosmischen Parametern abhängig. Gute Hilfe ist der NED Wrights Cosmology calculator, der entsprechende Berechnungen durchführt.

Etwas schwindelig werde ich als hart geprüfter Hobbyastronom, wenn es um Objekte jenseits von 2 Milliarden Lichtjahren Distanz geht. Die Entfernungen sind kosmologisch. Das ist einfach unvorstellbar. Obwohl die Distanz von einem Lichtjahr schon unvorstellbar ist. Wenn man oft in diesen Dimensionen arbeitet, gewöhnt man sich etwas an diese Zahlen. Eine wahre Vorstellung hat man nicht. Welche Strecke kann man sich überhaupt noch vorstellen ? Sind es 100, 1000 oder 10000km . Das ist wohl eine philosophische Frage. Der Mond ist jedenfalls nur 385000 km entfernt und das ist etwas mehr als eine Lichtsekunde.

Aber zurück zur Aufnahme von MDM 56 und der Beifang , der mit aufs Bild wollte. Insbesondere SDSS J232657.37+332312.5 (2) , eine Galaxie, die als hellste Galaxie eines Galaxienhaufens aufgeführt ist. Dies Galaxie zeigt eine Rotverschiebung z von 0,40578 . Das bedeutet, dass sie mit mehr als 98000 km/s vor uns flüchtet. Das sind auf jedenfall kosmologische Werte. Besagter NED Wright Cosmology Calculator wirft bei entsprechender Dateneingabe (Hubble-Parameter 72km/s pro MPC und flaches Universum) eine Distanz oder besser gesagt, eine Lichtlaufzeit von 5 Milliarden Lichtjahren heraus. Das Licht der Galaxie wurde ausgesendet, als die Sonne und das Sonnensysttem noch gar nicht da war. . Ich würde auf meiner Aufnahme ein gutes Dutzend Galaxien ausmachen, die zu dem Galaxienhaufen gehören. Übrigens wäre noch zu erwähnen, dass wir die Galaxien in dem Zustand sehen, wie er vor 5 Milliarden Jahren gewesen ist. Das gilt nicht nur für die äußere Erscheinung. Auch die räumliche Erscheinung ist zu berücksichtigen, was folgendes bedeutet. Das Universum war vor 5 Milliarden Jahren kleiner als heute und die Galaxien waren näher beisammen. Die Expansion treibt die Galaxien und Galaxienhaufen immer weiter auseinander. Auch der Galaxienhaufen um SDSS J232657.37+332312.5 war uns näher, nämlich 3,56 Milliarden Lichtjahre. Das ist immer noch unfassbar weit. Unser Bild der Galaxie zeigt sie , wie sie vor 3,56 Milliarden Jahren aussah. Aufgrund der Expansion des Weltalls sehen wir also sozusagen ein Jugendfoto des Galaxienhaufens. Der Blick in die Vergangenheit ist nicht so tief, wie es die jetzige Entfernung erwarten lassen würde.

Wer nun noch Freude hat und noch nicht tief genug in die Aufnahme abgetaucht ist, der kann sich noch in die Welt der Quasare begeben. Exemplarisch zu nennen wäre der Doppelquasar SDSS J232624.65+331600.2 (3), der vielleicht sogar eine Gravitationslinse darstellen könnte. Das bedeutet im Prinzip, dass es sich um einen Quasar handelt, dessen Licht durch eine große Masse zwischen dem Quasar und uns durch die Raumzeitverzerrung so verändert wird, dass wir zwei Lichtquellen sehen. Diese sind können, wie bei einer richtigen Linse, etwas heller erscheinen. Die Rotverschiebung der beiden Objekte ist fast gleich gemessen mit z=1,688. Dieser Wert würde eine Lichtlaufzeit von 9,5 Milliarden Jahren ergeben. Das Universum war zu dieser Zeit gute 4 Milliarden Jahre alt. Der Vorläuferstern unserer Sonne durchwanderte die Milchstraße vielleicht noch. Mit der Vorstellung dieser Dimensionen ist es zu entschuldigen, dass wir nur zwei schwache Pünktchen auf der Aufnahmen sehen.

Aber wir müssen an dieser Stelle vielleicht mal festhalten, dass das ferne Licht von einem kleinem Teleskop mit 20cm Öffnung und einer Amateur-üblichen Kamera aufgenommen wurde. Ich finde das immer noch sehr beeindruckend nach all der Zeit, die ich mich mit den Sternen beschäftige.

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Ferne Explosion in NGC 83

Die Supernova NGC 83 SN2025 wwk

Am 3. September wurde in der linsenförmigen Galaxie NGC 83 die Supernova SN2025 wwk entdeckt. Die Entdeckung wird dem chinesischen Astronom Mi Zhang zugeschrieben. Meine Aufnahme wurde erst am 28. September aufgenommen. Die Supernova vom Typ IA war bereits im Abklang. Auf der Aufnahme hatte sie eine Helligkeit von 16,6 mag . Im Maximum erreichte die Supernova eine Helligkeit von 15,9 mag. Supernova vom Typ Ia sind sehr hell und ihre absolute Helligkeit liegt bei ungefähr -19,3 mag. Mittels des Entfernungsmoduls ( L= 5*log(r/10pc) ) kann man eine Distanz von 357 Millionen Lichtjahren errechnen. Die Galaxie NGC 83 zeigt eine Rotverschiebung von 0,020514. Daraus ergibt sich eine Lichtlaufdistanz von ca. 280 Millionen Lichtjahren. Die Supernova hätte ihr Maximum bei 15,36 mag haben können, wäre sie ein Musterbeispiel. Die natürliche Realität sieht anders aus. Die Abweichung von 22 % ist groß, aber wahrscheinlich nicht unerklärbar. In der Literatur wird die Entfernung zu NGC 83 mit einer Distanz von 280 Mio. Lj +/- 20 Mio Lichtjahren angegeben. Auch muss berücksichtigt werden, dass das Licht der Supernova durch Staub innerhalb der Galaxie geschwächt wird.

NGC83 SN2025wwk aufgenommen mit einem 8″Newton , 28.9.25 in Borken

So würde ich schon sagen, dass die beobachteten Daten im zu erwartenden Rahmen liegen.

Die Beobachtungen von Supernovae sind immer sehr reizvoll. Die Ansprüche an die Ausrüstung und die Aufnahmequalität halten sich im Rahmen und die Freude an der Auswertung ist groß.

NGC 83 ist mit 280 Mio. Lichtjahren schon sehr weit entfernt und es ist eine atemberaubende Explosion, die den einzelnen Stern für kurze Zeit so hell erscheinen lässt, wie das Zentrum der gesamten Galaxie..

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Supernova in NGC 7331 SN2025rbs

NGC 7331 mit Stephans Quintett (unten mittig)

Die letzten Gäste hatten gerade die Sternwarte verlassen. Nur noch die Mitglieder der Sternfreunde, die zuvor die 30 Gäste betreuten, waren da. Nachdem wir also sämtliche Stars des Abends begutachtet hatten, richtete ich das Teleskop auf die Galaxie NGC 7331 im Sternbild Pegasus. Ich hatte zuvor gelesen, dass dort vor kurzen eine Supernova erschienen ist und ich war neugierig, ob der „neue“ Stern auch im Teleskop zu sehen ist.  Bei relativ hoher Vergrößerung von 250 fach zeigte sich die Galaxie als feiner Nebelstreif, der ein mittiges helles Zentrum hatte. Neben dem Zentrum erkannte ich einen hellen Stern, die Supernova. Meine Mitbeobachter konnten sie auch wahrnehmen  und zeigten sich begeistert vom seltenen Anblick eines Sterns, dessen Licht so weit gereist war.  Später am Abend richtete ich mein eigenes Teleskop auf die Supernova und versuchte eine Farbaufnahme der Galaxie zu gewinnen.  Mittlerweile war der Mond aufgegangen und der Himmel hellte schon etwas auf. Spannend war der Versuch, die Supernova mit dem 10 Zoll Dobson zu erspähen. Die Helligkeit der Supernova überschritt gerade die 15. Größenklasse und sollte an der Grenze zur Sichtbarkeit sein.  Ich würde sagen, es war eine harte Nuss, aber mit der nötigen Aufmerksamkeit und indirektem Sehen war der schwache Stern nahe dem Zentrum der Galaxie zu finden. Ohne das bewusste Hinschauen hätte ich ihn aber übersehen. 

Die Supernova SN2025rbs im 8″ Teleskop ( Aufnahme mit einer ZWO Asi 533mc)

Die Supernova SN 2025rbs wurde am 15.7. 25 vom GOTO-Projekt in  der Galaxie NGC 7331 entdeckt.  Sie war zur Zeit der Entdeckung nur 17,07 mag hell , erreichte aber schon wenige Tage später die 14.Größenklasse. Sie wurde als Supernova vom Typ Ia eingestuft.  Hierbei zündet eine starke Kernreaktion auf der Oberfläche eines Weißen Zwergs, der über längere Zeit  Materie von seinem Begleitstern abgesaugt hat, bis die „kritische Masse“ erreicht wurde. Dabei kann sich die Helligkeit des Sterns um viele hundertausendfach steigern. Die Explosion zerreißt dem Weißen Zwerg.  Zur Beobachtungszeit leuchtete die Supernova heller als 192 Millionen Sonnen. Und sie wird noch einige Wochen zu sehen sein. In dieser Zeit setzt sie so viel Energie frei, wie unsere Sonne in 8 Milliarden Jahren freisetzen würde.   Diese gewaltige Explosion fand schon vor 46 Millionen Jahren statt. Der Blick zur Galaxie NGC 7331 führt uns tief in die Vergangenheit.

Nachtrag vom 23.7.2025

Die Supernova hat die Helligkeit von 12,9mag erreicht. Ihre absolute Helligkeit beträgt ca. -17,84 mag . Damit ist sie 1,21 Milliarden mal heller als die Sonne. Supernovae vom Typ Ia können -19mag hell werden. Damit wäre sie 3,5 Milliarden mal heller als die Sonne. Mal schauen, wie sie sich entwickelt, die Supernova 2025rbs

01.08.25 Update:

Mittlerweile scheint sie die maximale Helligkeit erreicht und die 12.Größe überschritten zu haben. Letzte Messungen am 25.7. geben eine Helligkeit von 11,8 mag an. Damit ist die absolute Helligkeit bei etwa -18,5 mag- ein Wert, der für Supernovae vom Typ IA typisch ist. Die Fotometrie meiner Aufnahme vom 01.08.25 ergibt eine Helligkeit von 11,76 mag , wobei die Unsicherheit bei +/- 0,3 mag liegen wird. Die absolute Helligkeit könnte -19mag erreicht haben und die Supernova würde damit heller als 3,75 Milliarden Sonnen sein.

12.09.25 Update:

Die Supernova klingt seit einiger Zeit in der Helligkeit ab. Am 12.09.25 konnte ich sie abends noch mal mit 13,8 mag messen.

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Saurons Auge sieht Supernova…

Naja.. fast. Aber der Titel ist ein guter Aufhänger 🙂

Am 17.2.2025 entdeckte das ATLAS-Projekt die Supernova in NGC 4156.  Diese Galaxie ist 300 Mio.Lichtjahre entfernt und ist etwas größer als die Milchstraße. Südöstlich davon findet man die helle Galaxie NGC 4151, welche etwa 46 Mio. Lichtjahre entfernt ist.  Letztere ist ein beliebtes Ziel für Hobbyastronomen, welche ihr den Namen „Saurons Auge“ gegeben haben. Ihr Erscheinungsbild soll an das wachende Auge des Zauberers Sauron in der Geschichte „ Der Herr der Ringe“ erinnern.  Das Auge ist in Wirklichkeit das aktive Zentrum der Galaxie. NGC 4151 ist nämlich eine Seyfert – Galaxie. Die Supernova ist SN 2025bvm in NGC 4156 ist aber viel weiter entfernt.  Es ist nach SN 1974a die zweite Supernova in NGC 4156, die beobachtet wurde. Wir haben es mit einer Supernova vom Typ Ia zu tun. Mit einer Helligkeit von 16 mag kommt sie auf eine absolute Helligkeit von -19 mag. Das ist ein typischer Wert für eine Supernova Ia.

Vermutlich haben viele Amateurastronomen diese Supernova zufällig fotografiert oder beobachtet, weil die Galaxien im Frühjahr gut im Sternbild Jagdhunde zu sehen sind.

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Supernova 2020 ifo in Messier 61

(von Werner Loock)

Im Mai 2020 entdeckte das Zwicky Transist Facility (ZFT) eine helle Supernova in der Galaxie Messier 61. Sie war 2 Monate zu sehen und fiel erst im August 2020 in der Helligkeit stark ab. Werner beobachtete die Supernova damals und stellte uns seine Beobachtung zur Verfügung.

Liebe Sternfreunde,
M61 mit SN2020jfo ist immer noch interessant, obwohl inzwischen, wie Dieter schon schrieb, schwer zu erreichen. Ich habe es in der ersten Sommernacht trotzdem versucht.

Ab Mitternacht waren 20 sec. Belichtung zwar schon recht hell, aber das brauchte man mindestens, um die Supernova überhaupt erahnen zu können.

Zu Hause habe ich dann nach Darkabzug die Helligkeit der Supernova mit Fitswork bestimmt und in Relation gesetzt zu den beiden Sternen 1 u. 2, die ja wohl zur Milchstraße gehören. Ich hatte damit drei Quotienten ½, SN/1 u. SN/2, deren Werte ich ermittelte. ½ war erwartungsgemäß mehr oder weniger konstant, so dass sich damit Helligkeitsschwankungen der SN darstellen lassen müssten, wenn es denn welche gab.

Zu meiner großen Überraschung zeigte sich, dass es zwar leichte Schwankungen bei der Helligkeit der SN gab, es konnte sich aber noch kein signifikanter Helligkeitsabfall, den ich erwartet hatte, darstellen. Die SN brennt also unverändert seit zwei Monaten. Ich bin mal gespannt, wann sie erlischt.

Lieben Gruß und clear skys!
Werner

Nach einigen Jahren kann man natürlich mehr sagen… siehe Supernova 2020jfo in M61

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SN2025coe, eine Supernova auf der Flucht

Bei etwas schlechteren Bedingungen nahm ich folgende Supernova auf…. So könnte man diesen Bericht beginnen.  Für schöne tiefe Aufnahmen war der Himmel am 28.2.25 wirklich nicht zu gebrauchen, aber eine alte Astronomenweisheit sagt:  Eine Supernova geht immer .  Auf der Webseite von Latest Supernovae wird man in der Regel  fündig und meine Wahl fiel auf die SN2025coe in der Galaxie NGC 3277, die  am Frühlingshimmel im Kleinen Löwen zu finden ist. Die Supernova wurde am 24.2.25 von Koichi Itagaki entdeckt. Er dürfte der zurzeit erfolgreichste Supernova- Entdecker der Amateurszene sein. Der 77 jährige Japaner entdeckte mehr als 170 Supernovae.

Die SN2025coe ist eine Supernova vom Typ Ib , bei der ein 8 bis 10 Sonnenmassen schwerer Stern kollabiert. Zuvor hat er seine Wasserstoffhülle abgestoßen, weswegen er keine Wasserstofflinien im Spektrum zeigt. Das unterscheidet Supernovae vom Typ  I und Typ II. 

Aufnahme 8″f3,9 Newton, ZWO ASI 294m

Das alles ist noch nicht so merkwürdig.  Interessant ist eine andere Begebenheit.  Die Supernova ist weit von der Galaxie entfernt.  Deswegen war man sich zuerst nicht sicher, ob man es hier mit einer heimischen Nova in der eigenen Milchstraße zu tun hat. Die genaue Untersuchung ergab eindeutig den Bezug zu NGC 3277.  Die Galaxie ist 64,6 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.  Die Helligkeit der Supernova mit 16,4mag ist ein typischer Wert, so dass die  Datenlage schon eindeutig ist.  Wenn ich meine Aufnahme grob vermesse, dann beträgt der Abstand zum Zentrum der Galaxie 313,2 Bogensekunden.  Der Durchmesser der Galaxie liegt bei 116 Bogensekunden.  Daraus kann man errechnen, dass die Galaxie einen Durchmesser von 36000 Lichtjahren besitzt  und sie damit zu den eher kleineren ihrer Art gehört. Unsere eigene  Milchstraße ist immerhin ca. 100.000 Lichtjahre im Durchmesser groß.  Des Weiteren kann man errechnen, dass die Supernova 98045 Lichtjahre vom Zentrum  der Galaxie entfernt ist.  Die Frage ist, wie kommt sie dahin ? 

Sterne mit einer Masse von 8 bis 10 Sonnenmassen werden nicht sehr alt.  Sie leuchten 30-55 Millionen Jahre, bevor ihr feuriges Ende kommt.   Irgendein Ereignis muss den Stern also bewegt haben den weiten Weg in den interstellaren Raum zu finden. Gehen wir mal davon aus, dass der Stern  in 30.000 Lichtjahre vom Zentrum entstanden ist, also in ähnlicher Distanz, wie unsere Sonne in der hiesigen Milchstraße. Und angenommen, er wäre senkrecht zu unsere Sichtachse aus dem System geflüchtet, dann hätte er bestenfalls 55 Millionen Jahre Zeit gehabt um eine Distanz von 67000 Lichtjahren zurück zulegen.  Er wäre also mit einer Geschwindigkeit von 370 km/s  unterwegs. Diese Geschwindigkeit wäre die Untergrenze.  Hätte er nur 30 Mio. Jahre Zeit, so müsste er bereits mit 680 km/s reisen.  Eine Neigung der Sichtachse  würde sich noch dramatischer bemerkbar machen.  Man müsste die Geschwindigkeit noch durch den Sinus des Neigungswinkels  teilen. Bei einer Neigung von 45° käme man auf  v‘= v/sin (45) = 680km/s /sin(45)=3896 km/s .  Das wäre schon rekordverdächtig. Der  Stern US 708, der als schnellster Stern der Milchstraße gilt oder galt (nichts ist unaktueller als die Daten im Internet ) , ist nur mit 1200 km/s unterwegs.

Es spricht aber vieles für einen sehr geringen Neigungswinkel des Fluchtweges, allerdings müssen wir  uns den in der Realität als Wurfparabel vorstellen.  Vergleicht man die Rotverschiebungen  von Galaxie (z=0,004768) und Supernova (Z=0,004720), die man entsprechend der Internetquellen nachschlagen  kann, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die Supernova mit 14,4 km/s auf uns zu kommt.  Der Großteil der Bewegung wird also entlang der Senkrechten zu finden sein.  Aber wie gesagt, das ist nur eine Momentaufnahme. Weil der Stern einen Parabelflug absolvieren sollte, wird seine Reisedistanz um einiges größer sein  als die 67000 Lichtjahre.   Eine genaue  Rekonstruktion der Bahn wäre nötig.  Was wir aber schon sagen können  ist , dass eine Supernova in dieser Distanz zur Heimatgalaxie gut möglich ist, auch wenn das nur selten beobachtet wird.

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Beobachtungsbericht: Mond

Am 8. März konnte ich den Mond im Alter von ca. 8,75 Tagen fotografieren . Dabei habe ich zwei Regionen speziell unter die Lupe genommen- die Region zwischen Plato, Montes Caucasus, Montes Apenninus und Eratosthenes und die Region um Rupes Recta.

Beide Regionen sind bei einem Alter von 8-9 Tage ziemlich spektakulär, weil die Sonne dort gerade aufgeht und dadurch ein sehr drei dimensionales Bild erzeugt wird mit dramatischen Schattenwürfen.

Dieses Bild zeigt die erste Region – ganz oben im Bild der fast kreisrunde Krater Plato am Nordrand vom Mare Imbrium (Siehe unten für eine beschriftete Version des Bildes). Auf dem Bild ist Mare Imbrium rechts von zwei Bergketten umgeben; Montes Caucasus im nördlichem Teil und Montes Apenninus im Südlichem Teil. Ganz im Süden der Montes Apenninus finden wir den Krater Eratosthenes als Vorläufer des Kraters Copernicus. Rechts der Bergketten finden wir das Mare Serenitatis.

Lasst uns der Region etwas näher unter die Lupe nehmen, es gibt einige spannende Sachen zu entdecken. Die meiste Features sind mit mittleren Amateur- Teleskopen gut zu sehen. Es könnte aber abhängig vom Mondalter sein, wie gut sie zu sehen sind.

Sicherlich eines der Highlights überhaupt auf dem Mond ist der Krater Plato. Der Krater oder Wallebene, hat einen Durchmesser von ungefähr 100 Km und ist fast 2000m tief. Diese Tiefe ist allerdings relativ; der Nordrand ist eingebettet in die Montes Alpes, welche ungefähr 1500m höher liegen als Mare Imbrium im Süden. Mit der Webseite Quickmap von LROC können wir in Höhenprofil von Nord nach Süd erstellen, welche wie folgt aussieht:

Plato ist ein Krater, welcher mit Lava geflutet wurde und dadurch eine sehr glatte Oberfläche hat. Auf dem Boden des Kraters sind weitere kleine Krater vorhanden, die durch Einschläge entstanden sind nachdem der Krater mit Lava geflutet wurde. Wenn man das Bild bei voller Auflösung anschaut kann man etwa drei bis vier Krater erkennen, die je einen Durchmesser von ungefähr 2 km haben.

Südlich von Plato liegt eine Gruppe von „Inseln“ im Mare Imbrium. Im Bild geht die Sonne ganz rechts (westlich) gerade auf den Montes Recti, wobei Recti β bereits beleuchtet ist, aber Recti ϵ noch im Dunkeln verborgen bleibt. Links (östlich) von Montes Recti liegen die Montes Teneriffe, welche auf meinem Bild gut zu erkennen sind. Die Gruppe besteht aus etwa vier Berge, die eine Höhe von ca. 1500 bis 2000 m über den Mare haben. Weiter südwestlich liegt der majestätische Mons Pico (2300m) und wenn man eine Linie von Montes Teneriffe über den Krater Piazzi Smyth zieht kommt man bei Mons Pyton (2300m) heraus. Die ganze Region ist im Teleskop ein echt toller Anblick, vor allem wenn die Sonne über die Bergen aufgeht. Ich finde, die glatte Oberfläche vom Mare sieht aus wie ein grauschwarzes Meer, in dem die Berge wie Inseln im Meer verteilt liegen. Verstärkt wird der Eindruck durch die Dorsa, die wie große Wellen aussehen. Ein Dorsum ist ein Art Höhenzug, welcher sich über die Mare verteilt hinziehen. Den Anblick ähnelt Wurzeln, die unter der Erde wachsen oder man kann sie sich als „Wellen“ auf die Mare vorstellen. Sie sind am besten zu beobachten, wenn die Sonne in einen flachen Winkel die Region anstrahlt.

Weiter nach Süden liegen die drei Krater Aristillus, Autolycus und Archimedes. Interessant zu beobachten sind die unterschiedlichen Strukturen der Krater; Archimedes ist, wie Plato, ein sogenannter gefluteter Krater mit ein sehr glattem Boden. Aristillus hat dagegen einen ‚Zentraler Gipfel‘. Diese zentralen Gipfel (Central Peaks) kann man bei vielen Kratern zwischen so 20 bis 200 km Durchmesser beobachten. Es ist nicht ganz sicher, weshalb und wie diese Gipfel entstehen. Früher dachte man dies seien Vulkane, heute geht man davon aus, dass diese zentralen Gipfel beim Einschlag großer Objekte entstanden sind, wodurch der Krater entstanden ist und wobei, wie bei ein Wassertropfen der in ein Glas fällt, der flüssige Stein in der Mitte ein Rückprall hat, welche dann zum Gipfel erstarrt. Bei Autolycus kann man beobachten wir der Kraterrand sogenannte Terrassen geformt hat.

Ein ganz besonderen Anblick ist der inoffiziell genannte ‚Thor’s Hammer‘; ein Höhenzug die als Hammer gut zu erkennen ist und nordwestlich von Aristillus zu finden ist. Der eigentlich Name ist Piton γ.

Ost-Südöstlich von Archimedes liegt eine ganz besondere Gegend. Hier ist Apollo 15 gelandet. Die Ladung erfolgte am 30. Juli 1971 zwischen Rima Hadley und Mons Hadley, beide auf dem Bild gut zu erkennen. Rima Hadley ist ein Graben von ungefähr einem Kilometer Breite und 100m Tiefe, wobei Mons Hadley fast 4km hoch ist! Im Teleskop ist die Rille gut zu sehen, allerdings bei gutem Seeing und ausreichender Öffnung. Ich beobachte sehr gerne mit meinem Teleskop die Bergketten und schweife dann über Mare Imbrium.

Folgt man die Montes Apenninus nun in südwestlicher Richtung, erreicht man Eratosthenes, ein Krater mit einem Durchmesserr von 58 Km, welche als Vorbote für Copernicus gilt.

Es gibt, für die Adleraugen unter uns, noch eine kleine Challenge; Rima Conon. Inmitten die Montes Apenninus liegt ein mittelgroßer Krater: Conon. Mit ein Durchmesser von etwas mehr als 20 km und eine Tiefe von doch guten anderthalb Kilometer, liegt es im Hochland westlich von Mons Bradley und dem Gipfel der Montes Apenninus. Zieht Man eine Linie rechts nach unten bzw. Süden, dann kann man eine schlangenartige Rille finden. Das ist der gut 36 Km langen Rima Conon.

Zu guter Letzt noch eine sehr große „Rima“; Rima Hyginus; diese über 200km langen Rima liegt ganz unten in Bild. Mittelpunkt der Rima ist der Krater Hyginus. Der Rima besteht aus verschiedene zusammenhängende Krater und Rillen. Man glaubte derzeit, dass die Rima durch das Zusammenbrechen der Oberfläche entlang einer Reihe von Lavaöffnungen entstanden ist.

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Das Lithiumproblem

Etwas westlich des Weihnachtsbaumsternhaufens gelegen findet man den goldgelben offenen Sternhaufen Trumpler 5.  Visuell dürfte der Haufen eine schwere Nuss sein. Auf dem Foto erscheint er sehr sternreich und aufgelöst. Und er ist mit 6 Bogenminuten riesig. Der Haufen ist 9000 Lichtjahre entfernt und ist anscheinend ein sehr alter Haufen.  Normalerweise sind offene Sternhaufen wenige 10 bis 100 Millionen Jahre alt. Trumpler 5 ist aber wohl über 2 Milliarden Jahre alt. Die rötliche Färbung erklärt sich aber mit der  Lichtabschwächung durch Staub und Gas zwischen dem Sternhaufen und uns.

Im Jahr 2012 untersuchte eine  Gruppe von Astronomen einen Lithiumreichen Stern im Haufen Trumpler 5. Sie untersuchten mit dem VLT in Chile den Stern #3416 in dem Sternhaufen und fanden eine sehr starke Signatur des Elements Lithium im Spektrum desselben.

Klingt nicht so aufregend, aber das Lithium ist schon etwas Besonderes.  Jeder Haushalt hat  zwar Lithium in Form von Akkus  parat und auch die Industrie verwertet Lithium gerne als Rohstoff.  Reines Lithium kommt in der Natur aber eigentlich nicht vor. Es ist mit 3 Protonen (und 3 oder 4 Neutronen zumeist) das leichteste Alkalimetall und damit sehr reaktiv. Die Lithiumvorkommen auf der Erde werden auf 80 Mio. t geschätzt.  Damit kann man einige Akkus bestücken.  In der Elementhäufigkeit der Erdhülle nimmt Lithium den 27. Platz ein. 

Lithium  gehört zu den primordialen Elementen, die in geringen Mengen nach dem Urknall entstanden sind. Etwa 300000 Jahre nach dem Urknall war der Kosmos soweit abgekühlt, dass sich die ersten Elemente synthetisieren konnten. Der größte Teil mit 92% war der Wasserstoff, etwa 8 % Helium und eben geringe Spuren von Lithium und Beryllium wurden ebenfalls gebildet.   Von diesem primordialen Lithium ist leider nicht mehr allzuviel übrig.  Die Kernfusion in Sternen zerstört das Lithium sehr effizient und der Lithiumgehalt des Weltalls nimmt seither ab. Nur in Braunen Zwergen, dort wo es nur eine dahinschleppende Kernfusion gibt, dort findet man noch beachtenswerte Lithiumsignaturen im Spektrum.  Die Lithiumlinie ist sogar ein Charakteristikum für Braune Zwerge.  Auch Planeten konservieren Lithium. Auf der Erde sind die Atome ja erstmal sicher.

Das Lithium gibt den Astronomen noch einige Rätsel auf.  Die Bilanzen passen irgendwie nicht. So gibt es alte Sterne, die einen zu geringen Lithiumanteil haben. Einige jüngere Sterne haben zu viel Lithium. Unsere Sonne zum Beispiel müsste mehr Lithium nach der Vorstellung der Astronomen haben.   Es scheint Alles im Allen komplexer zu sein, als gedacht.  Die Erklärungsansätze sind vielseitig.  Zum einen geht man davon aus, dass Lithium heute noch in den großen Molekülwolken entsteht, wenn dort Atomkerne zusammenprallen.  Somit würden neue Lithiumatome ins Weltall kommen. Die Kernfusion in Sternen verbraucht zwar das Lithium. Aber auch da gibt es wohl Unterschiede.  Je heißer der Stern, desto effizienter ist die Lithiumvernichtung. Diese geschieht aber trotzdem immer noch nahe des Sternzentrums, wo die Kernfusion stattfindet.  Das Lithium kann durch verschieden Mechanismen dort hingebracht werden. Es sinkt wegen der größeren Dichte einfach ab oder es wird konvektiv ins Sterninnere geführt. Möglicherweise spielen auch die Gezeitenkräfte von Planeten eine Rolle.  Die Sternmaterie wird ja von Planeten sozusagen umgerührt. Die genauen Umstände um das Schicksal des Lithiums sind noch nicht im Detail ermittelt.

Und nun findet man in Trumpler 5 noch einen weiteren Baustein des Lithiumrätsels- ein alter Stern mit hohen Lithiumanteil.  Die Astronomen schließen daraus, dass nicht nur die großen Molekülwolken Lithium synthetisieren können.  Auch in Sternen können unter bestimmten Bedingungen bedeutende Mengen Lithium entstehen.  Es wäre natürlich möglich, dass sich Trumpler 5 #3416 gerade einen Braunen Zwerg einverleibt hat. Aber als wahrscheinlicher wird die Synthese angesehen.  Es ist sogar davon auszugehen, dass das primordiale Lithium fast völlig verschwunden ist und das Lithium durch „sanfte“ Fusionsprozesse neu entsteht. Aus Supernovae kommt es wohl nicht. Diese Reaktionen sind zu energiereich und vernichten das Lithium in ihrer Umgebung.

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Die doppelte Supernova in NGC 2146

Der eifrigste Supernovajäger des Planeten ist der Japaner Koichi Itagaki. Er entdeckte über 170 Supernovae und einige Kometen. Auch in Zeiten der Himmelsdurchmusterungen von PANSTARRS und Co taucht der Name Itagaki immer wieder in den Listen als Entdecker einer Supernova auf.  So auch am 15.11.2024 als eine Supernova in der Spiralgalaxie NGC 2146 im Sternbild Giraffe gesichtet wurde. Itagaki entdeckte eine Supernova vom Typ II  im westlichen Teil der Galaxie mit einer Helligkeit von 16,5mag. Ich erfuhr über das BAV-Forum der Vereinigung der Sternfreunde  von der Supernova und erinnerte mich wage daran, vor langer Zeit schon mal eine Supernova in dieser Galaxie beobachtet zu haben. Und tatsächlich fand ich eine Aufnahme aus dem Jahr 2018 mit der Supernova 2018zd.  Der Entdecker dieser Supernova war, wie bestimmt schon erahnt, Koichi Itagaki. 

Ich nahm diese Supernova im November 2018 auf, also ziemlich genau vor 6 Jahren.  Und nun, am 22.11.2024 konnte meine Kamera die Supernova 2024 abfl aufnehmen. Mittlerweile werden schon 4 Buchstaben benötigt, um alle Nova und Supernova -Entdeckungen des Jahres zu benennen. Die Nomenklatur geht nämlich so :  Erste Supernova des Jahres ist  beispielsweise SN 2024a, die zweite SN2024b, die 27zigste dann SN 2024aa usw.  Im Jahr 2024 kamen über 40000 Novae und Supernovae zusammen.   Aber das nur nebenbei.

Die erste Aufnahme der Supernova von 2024abfl, die ich am 22.11.2024 aufnahm  überraschte mich etwas.

Augenscheinlich war die Supernova an der gleichen Stelle zu finden, wie die Supernova aus dem Jahr 2018.  Aufgeregt darüber, beteiligte ich mich schnell an der Diskussion im Forum der BAV, in der Hoffnung einer großen Sache auf der Spur zu sein. Nun ja, nur wenige Minuten später bei weiterer Recherche wurde mir klar, dass ich etwas voreilig war.  Bereits in der Entdeckungsnachricht wurde erwähnt, dass die SN2024abfl ziemlich nah der SN2018zd zu finden sei.  Ein guter Rat bei jeder vermeintlichen Entdeckung ist : Prüfen,Prüfen und dann erst schreiben.  Ich verglich anschließend die beiden Aufnahmen und konnte feststellen, dass die SN 2024abfl tatsächlich etwa 11 Bogensekunden westlich der SN 2018zd war. Trotzdem ist es ein bemerkenswertes Detail.    

Die Galaxie NGC 2146 wird mit einer Distanz von 46 Millionen Lichtjahren zu uns angegeben. Die Distanz von 11 Bogensekunden entspräche dann einer Strecke von 2450 Lichtjahren.  Man kann somit nicht einmal davon ausgehen, dass wir die Supernovae in chronologischer Abfolge beobachtet haben.  Supernovae vom Typ II sind sogenannte Kernkollaps-Supernovae und diese sind das Ende massereicher Sterne, die nach dem Erliegen der Kernfusion in sich zusammenfallen. Bis zur Entstehung von Eisen wird bei der Kernfusion noch Energie freigesetzt und die Fusion schreitet fort.  Hat der Stern aber dieses Stadium überschritten, kollabiert der Kern des Sterns innerhalb weniger Minuten und es kommt zu einer gewaltigen Explosion, einer Supernova.  Allerdings wird nicht jeder Stern ein so feuriges Ende haben. Der Stern muss schon mindestens 8 Mal mehr Masse besitzen als die Sonne. Endstadien dieser Sterne sind Neutronensterne oder gar Schwarze Löcher. Sterne, die mehr als 30-40 Sonnenmassen besitzen beenden ihr Dasein als Supernova Ib oder Ic. In einer wilden Phase stoßen sie vorher noch viel Materie ab und zeigen sich als Wolf-Rayet-Sterne. Im Extremfall können sie sogar direkt zum Schwarzen Loch kollabieren.  Die Supernova setzt in den wenigen Wochen ihrer Sichtbarkeit gewaltige Mengen an Energie frei und leuchtet heller als die ganze Heimatgalaxie.  Für die Bewohner einer solchen Galaxis ist das schon eine Belastung.  Gottseidank sind derartige Ereignisse selten. Die letzte Supernova in unserer Galaxis entdeckte Johannes Kepler am 19.Oktober 1604.  Seitdem beobachten wir nur Supernovae in anderen Galaxien, wie die SN 1987a in der Großen Magellanschen Wolke, die uns ebenfalls recht nahe steht.

Es kann natürlich Zufall sein, dass die beiden Supernovae in NGC 2146 zeitlich so nah aufeinander folgten. Möglicherweise liegen zwischen den Ereignissen auch einige hundert Jahre.  Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die beiden Supernovae aus einer Sternentstehungsregion kommen, die unserem Orionnebel sehr ähnelt. Etwas fortgeschrittener als der Orionnebel, erreichen die hellsten Sterne bereits das Stadium der Supernova. Bei Sternen mit 8 Sonnenmassen sind das gerade mal 55 Millionen Jahre, die seit der Entstehung vergangen sein müssen.  In einer großen Sternentstehungsregion können durchaus mehrere Sterne sehr zeitnah den Kollaps erleiden und die Galaxis mit einer Welle von Supernovae beglücken. In der Milchstraße ist es aber noch ruhig. Der Orionnebel ist etwa 3 Millionen Jahre alt. Die Sterne, die dort entstanden sind,  werden uns noch einige Zeit in Ruhe lassen. Der bekannteste Supernova-Kandidat unserer Milchstraße ist Beteigeuze, der Schulterstern des Orion. Dieser könnte in den nächsten Jahren .. 1 Jahr…5 Jahren…10000 Jahren … zur Supernova werden.

Die Spitzenreitergalaxie in Sachen Supernovae ist übrigens NGC 6946 im Sternbild Cepheus. Bereits 10 Supernovae wurden in ihr beobachtet.  Eiferer, die auf den Spuren Itagakis wandern möchten, sollten NGC 6946 unbedingt in ihr Beobachtungsprogramm aufnehmen. Und natürlich auch NGC 2146.