Der eifrigste Supernovajäger des Planeten ist der Japaner Koichi Itagaki. Er entdeckte über 170 Supernovae und einige Kometen. Auch in Zeiten der Himmelsdurchmusterungen von PANSTARRS und Co taucht der Name Itagaki immer wieder in den Listen als Entdecker einer Supernova auf. So auch am 15.11.2024 als eine Supernova in der Spiralgalaxie NGC 2146 im Sternbild Giraffe gesichtet wurde. Itagaki entdeckte eine Supernova vom Typ II im westlichen Teil der Galaxie mit einer Helligkeit von 16,5mag. Ich erfuhr über das BAV-Forum der Vereinigung der Sternfreunde von der Supernova und erinnerte mich wage daran, vor langer Zeit schon mal eine Supernova in dieser Galaxie beobachtet zu haben. Und tatsächlich fand ich eine Aufnahme aus dem Jahr 2018 mit der Supernova 2018zd. Der Entdecker dieser Supernova war, wie bestimmt schon erahnt, Koichi Itagaki.
Ich nahm diese Supernova im November 2018 auf, also ziemlich genau vor 6 Jahren. Und nun, am 22.11.2024 konnte meine Kamera die Supernova 2024 abfl aufnehmen. Mittlerweile werden schon 4 Buchstaben benötigt, um alle Nova und Supernova -Entdeckungen des Jahres zu benennen. Die Nomenklatur geht nämlich so : Erste Supernova des Jahres ist beispielsweise SN 2024a, die zweite SN2024b, die 27zigste dann SN 2024aa usw. Im Jahr 2024 kamen über 40000 Novae und Supernovae zusammen. Aber das nur nebenbei.
Die erste Aufnahme der Supernova von 2024abfl, die ich am 22.11.2024 aufnahm überraschte mich etwas.
Augenscheinlich war die Supernova an der gleichen Stelle zu finden, wie die Supernova aus dem Jahr 2018. Aufgeregt darüber, beteiligte ich mich schnell an der Diskussion im Forum der BAV, in der Hoffnung einer großen Sache auf der Spur zu sein. Nun ja, nur wenige Minuten später bei weiterer Recherche wurde mir klar, dass ich etwas voreilig war. Bereits in der Entdeckungsnachricht wurde erwähnt, dass die SN2024abfl ziemlich nah der SN2018zd zu finden sei. Ein guter Rat bei jeder vermeintlichen Entdeckung ist : Prüfen,Prüfen und dann erst schreiben. Ich verglich anschließend die beiden Aufnahmen und konnte feststellen, dass die SN 2024abfl tatsächlich etwa 11 Bogensekunden westlich der SN 2018zd war. Trotzdem ist es ein bemerkenswertes Detail.
Die Galaxie NGC 2146 wird mit einer Distanz von 46 Millionen Lichtjahren zu uns angegeben. Die Distanz von 11 Bogensekunden entspräche dann einer Strecke von 2450 Lichtjahren. Man kann somit nicht einmal davon ausgehen, dass wir die Supernovae in chronologischer Abfolge beobachtet haben. Supernovae vom Typ II sind sogenannte Kernkollaps-Supernovae und diese sind das Ende massereicher Sterne, die nach dem Erliegen der Kernfusion in sich zusammenfallen. Bis zur Entstehung von Eisen wird bei der Kernfusion noch Energie freigesetzt und die Fusion schreitet fort. Hat der Stern aber dieses Stadium überschritten, kollabiert der Kern des Sterns innerhalb weniger Minuten und es kommt zu einer gewaltigen Explosion, einer Supernova. Allerdings wird nicht jeder Stern ein so feuriges Ende haben. Der Stern muss schon mindestens 8 Mal mehr Masse besitzen als die Sonne. Endstadien dieser Sterne sind Neutronensterne oder gar Schwarze Löcher. Sterne, die mehr als 30-40 Sonnenmassen besitzen beenden ihr Dasein als Supernova Ib oder Ic. In einer wilden Phase stoßen sie vorher noch viel Materie ab und zeigen sich als Wolf-Rayet-Sterne. Im Extremfall können sie sogar direkt zum Schwarzen Loch kollabieren. Die Supernova setzt in den wenigen Wochen ihrer Sichtbarkeit gewaltige Mengen an Energie frei und leuchtet heller als die ganze Heimatgalaxie. Für die Bewohner einer solchen Galaxis ist das schon eine Belastung. Gottseidank sind derartige Ereignisse selten. Die letzte Supernova in unserer Galaxis entdeckte Johannes Kepler am 19.Oktober 1604. Seitdem beobachten wir nur Supernovae in anderen Galaxien, wie die SN 1987a in der Großen Magellanschen Wolke, die uns ebenfalls recht nahe steht.
Es kann natürlich Zufall sein, dass die beiden Supernovae in NGC 2146 zeitlich so nah aufeinander folgten. Möglicherweise liegen zwischen den Ereignissen auch einige hundert Jahre. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die beiden Supernovae aus einer Sternentstehungsregion kommen, die unserem Orionnebel sehr ähnelt. Etwas fortgeschrittener als der Orionnebel, erreichen die hellsten Sterne bereits das Stadium der Supernova. Bei Sternen mit 8 Sonnenmassen sind das gerade mal 55 Millionen Jahre, die seit der Entstehung vergangen sein müssen. In einer großen Sternentstehungsregion können durchaus mehrere Sterne sehr zeitnah den Kollaps erleiden und die Galaxis mit einer Welle von Supernovae beglücken. In der Milchstraße ist es aber noch ruhig. Der Orionnebel ist etwa 3 Millionen Jahre alt. Die Sterne, die dort entstanden sind, werden uns noch einige Zeit in Ruhe lassen. Der bekannteste Supernova-Kandidat unserer Milchstraße ist Beteigeuze, der Schulterstern des Orion. Dieser könnte in den nächsten Jahren .. 1 Jahr…5 Jahren…10000 Jahren … zur Supernova werden.
Die Spitzenreitergalaxie in Sachen Supernovae ist übrigens NGC 6946 im Sternbild Cepheus. Bereits 10 Supernovae wurden in ihr beobachtet. Eiferer, die auf den Spuren Itagakis wandern möchten, sollten NGC 6946 unbedingt in ihr Beobachtungsprogramm aufnehmen. Und natürlich auch NGC 2146.