Nach etwa 3 Monaten Bauzeit wurde die Josef Bresser-Sternwarte in einem festlichen Akt den Sternfreunden Borken e.V. übergeben. Der noch junge Verein mit den noch jungen Mitgliedern war von nun an Eigentümer einer richtigen Volkssternwarte. Nach dem Motto Eigentum verpflichtet, wollten wir uns als Verein der Volksastronomie zuwenden und neben der möglichen privaten Nutzung auch astronomisch interessierte Mitmenschen den Blick durchs Teleskop ermöglichen. Während der Mai 2023 ein eher ruhiger Monat ist, der keine spektakulären Himmelsereignisse vorsieht, war der Mai 2003 gespickt mit astronomischen Highlights. Ich glaube, dass es keinen Monat wie jenen Mai 2003 danach wieder gegeben hat. Bereits im April war die Sternwarte weit fortgeschritten im Bau. Am 11. April 2003 wurde die Kuppel geliefert und es fehlten nur noch ein paar Äußerlichkeiten und das Teleskop. Das Teleskop wurde am 7.Mai 2003 geliefert. In der Chronik der Rundbriefe kann man folgendes dazu lesen:
Nun aber zum Treffen am 7.5.2003. Das Treffen begann eigentlich nicht um 19:30 Uhr, wie gewohnt. Einige Sternfreunde waren bereits morgens um 7 Uhr an der Sternwarte, um den Vorübergang des Planeten Merkur vor der Sonne zu beobachten. Bei angenehmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein war die etwas langwierige Beobachtung eine unterhaltsame Sache. Als gegen 12:32 Uhr der Merkur von der Sonnenscheibe wich, gab es nur eine kleine Mittagspause.
Das nebenstehende Bild zeigt die Sonnenoberfläche am 7.5.2003 um 8 :13 Uhr. Der Merkur befindet sich oben rechts auf dem Bild als kleiner schwarzer Punkt. Das auffällige Objekt nahe der Sonnenmitte ist ein Sonnenfleck, nicht wie es irrtümlich in den Nachrichten eine beliebten deutschen Fernsehsenders gebracht wurde, der Merkur. Wir wollen aber nicht mäkeln. Es ist schon gut, daß der Merkurdurchgang neben den weltpolitischen Geschehen eine Chance auf Sendezeit hatte.
Nach der Mittagspause ging es um 15 Uhr weiter. Das Teleskop der Firma Meade sollte geliefert und montiert werden. Der Akt sollte möglichst effektvoll durchgeführt werden. So konnte die Feuerwehr eingebunden werden, um mit dem großen Leiterwagen, das wichtigste Detail der Sternwarte auf seinem Platz zu verhelfen. Die Mitarbeiter der Fa. Meade, einige Mithelfer und die Sternfreunde waren dabei, als der Deckel vom Objektiv des 40 cm –Spiegels entfernt wurde. Das erste Objekt war der Kirchturm in Borken, der sich wegen der starken Thermik am Boden nicht scharf einstellen ließ. Anschließend wurde der Mond als erstes astronomisches Objekt eingestellt.
E igentlich ein feierlicher Moment, der aber etwas in der Hektik des Geschehens untergegangen ist. Der Mond am Taghimmel ist für ein 16 Zoll-Teleskop natürlich nicht das richtige Einsatzgebiet. Bei der Handhabung wurde uns aber klar, daß wir uns mit der Computersteuerung noch etwas auseinandersetzen müssen, bevor wir einen geregelten Betrieb gewährleisten können. Deshalb wird wohl jeder, der demnächst einen Sternwartenschlüssel haben möchte, eine Einweisung über sich ergehen lassen müssen. Zudem werden einige Verhaltensregeln mit dem Teleskop erstellt werden müssen, um die Funktionstüchtigkeit des teuren Geräts zu erhalten. ( Angedacht sind Rauchverbot in der Kuppel, Staubvermeidung etc). Darüber werden wir uns dann wohl noch mal unterhalten, um sinnvolle Regeln mit dem Umgang des Teleskops zu finden.
Gegen 17 Uhr wurde es langsam ruhiger an der Sternwarte. Um 19:30 Uhr fand dann unser monatliches Treffen statt, bei dem wir kein offizielles Programm hatten. Das war wegen des anstrengenden Tages auch nicht weiter schlimm ,sondern eher ein schöner Ausklang.
Das erste Objekt im neuen Teleskop war also der Mond. Und dieser bescherte uns im gleichen Monat noch zwei Ereignisse. Nach der Eröffnungsfeier am 13.Mai 2003, die uns dann offiziell zur Verfügung stand, konnten wir in den Morgenstunden des 16.Mai 2003 eine Mondfinsternis beobachten. Einige Besucher waren bereits dabei und konnten sozusagen als erste offizielle Besucher der Sternwarte begrüßt werden. Zwei Wochen nach der Mondfinsternis fand eine partielle Sonnenfinsternis statt, ebenfalls in den Morgenstunden. Am 31.5.2003 treffen wir uns um 4:30 Uhr , um die partielle Sonnenfinsternis zu beobachten. Das Ganze kann in der Nähe der Sternwarte stattfinden. Von der Kuppel aus, ist die Finsternis nicht zu sehen, da einige Bäume im Weg sind.
Wie man schon nachlesen kann, mussten wir für die Sonnenfinsternis damals etwas ausweichen und beobachteten diese am Hoxfelder Flugplatz. Die Besucher, die sich damals aus dem Bett gequält haben, konnten aber anschließend die Sternwarte besichtigen. Das 16“ Teleskop wäre für die Sonnenfinsternis sowieso nicht ausgerüstet gewesen.
Etwas überraschend war noch ein helleres Polarlicht am 29.5.2003 das wir an der Sternwarte beobachten konnten. Recht hübsch, aber wir sollten 5 Monate später noch ein richtig spektakuläres Polarlicht an der Sternwarte beobachten.
Als Einstandsmonat war der Mai 2003 als nicht schlecht, ein Merkurtransit, eine Mondfinsternis, ein Polarlicht und eine Sonnenfinsternis. Und selbst das münsterländer Wetter war uns wohlgesonnen.
Soviel hat der Mai 2023 nicht zu bieten. In den Abendstunden zeigt sich die helle Venus. Der Planet Mars, der 2003 ebenfalls in Erdnähe war und seinen großen Auftritt hatte, ist im Sternbild Zwillinge und später im Krebs nur noch 5 Bogensekunden groß. Neumond ist am 19.5.23. Wegen der späten Dämmerung kann man zwar nur wenige Stunden noch beobachten, aber die Kugelsternhaufen im Herkules und die Planetarischen Nebel in der Sommermilchstraße sind gut erreichbare Ziele.
Man muss eben nehmen, was kommt.