Bei etwas schlechteren Bedingungen nahm ich folgende Supernova auf…. So könnte man diesen Bericht beginnen. Für schöne tiefe Aufnahmen war der Himmel am 28.2.25 wirklich nicht zu gebrauchen, aber eine alte Astronomenweisheit sagt: Eine Supernova geht immer . Auf der Webseite von Latest Supernovae wird man in der Regel fündig und meine Wahl fiel auf die SN2025coe in der Galaxie NGC 3277, die am Frühlingshimmel im Kleinen Löwen zu finden ist. Die Supernova wurde am 24.2.25 von Koichi Itagaki entdeckt. Er dürfte der zurzeit erfolgreichste Supernova- Entdecker der Amateurszene sein. Der 77 jährige Japaner entdeckte mehr als 170 Supernovae.
Die SN2025coe ist eine Supernova vom Typ Ib , bei der ein 8 bis 10 Sonnenmassen schwerer Stern kollabiert. Zuvor hat er seine Wasserstoffhülle abgestoßen, weswegen er keine Wasserstofflinien im Spektrum zeigt. Das unterscheidet Supernovae vom Typ I und Typ II.

Das alles ist noch nicht so merkwürdig. Interessant ist eine andere Begebenheit. Die Supernova ist weit von der Galaxie entfernt. Deswegen war man sich zuerst nicht sicher, ob man es hier mit einer heimischen Nova in der eigenen Milchstraße zu tun hat. Die genaue Untersuchung ergab eindeutig den Bezug zu NGC 3277. Die Galaxie ist 64,6 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Die Helligkeit der Supernova mit 16,4mag ist ein typischer Wert, so dass die Datenlage schon eindeutig ist. Wenn ich meine Aufnahme grob vermesse, dann beträgt der Abstand zum Zentrum der Galaxie 313,2 Bogensekunden. Der Durchmesser der Galaxie liegt bei 116 Bogensekunden. Daraus kann man errechnen, dass die Galaxie einen Durchmesser von 36000 Lichtjahren besitzt und sie damit zu den eher kleineren ihrer Art gehört. Unsere eigene Milchstraße ist immerhin ca. 100.000 Lichtjahre im Durchmesser groß. Des Weiteren kann man errechnen, dass die Supernova 98045 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxie entfernt ist. Die Frage ist, wie kommt sie dahin ?
Sterne mit einer Masse von 8 bis 10 Sonnenmassen werden nicht sehr alt. Sie leuchten 30-55 Millionen Jahre, bevor ihr feuriges Ende kommt. Irgendein Ereignis muss den Stern also bewegt haben den weiten Weg in den interstellaren Raum zu finden. Gehen wir mal davon aus, dass der Stern in 30.000 Lichtjahre vom Zentrum entstanden ist, also in ähnlicher Distanz, wie unsere Sonne in der hiesigen Milchstraße. Und angenommen, er wäre senkrecht zu unsere Sichtachse aus dem System geflüchtet, dann hätte er bestenfalls 55 Millionen Jahre Zeit gehabt um eine Distanz von 67000 Lichtjahren zurück zulegen. Er wäre also mit einer Geschwindigkeit von 370 km/s unterwegs. Diese Geschwindigkeit wäre die Untergrenze. Hätte er nur 30 Mio. Jahre Zeit, so müsste er bereits mit 680 km/s reisen. Eine Neigung der Sichtachse würde sich noch dramatischer bemerkbar machen. Man müsste die Geschwindigkeit noch durch den Sinus des Neigungswinkels teilen. Bei einer Neigung von 45° käme man auf v‘= v/sin (45) = 680km/s /sin(45)=3896 km/s . Das wäre schon rekordverdächtig. Der Stern US 708, der als schnellster Stern der Milchstraße gilt oder galt (nichts ist unaktueller als die Daten im Internet ) , ist nur mit 1200 km/s unterwegs.
Es spricht aber vieles für einen sehr geringen Neigungswinkel des Fluchtweges, allerdings müssen wir uns den in der Realität als Wurfparabel vorstellen. Vergleicht man die Rotverschiebungen von Galaxie (z=0,004768) und Supernova (Z=0,004720), die man entsprechend der Internetquellen nachschlagen kann, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die Supernova mit 14,4 km/s auf uns zu kommt. Der Großteil der Bewegung wird also entlang der Senkrechten zu finden sein. Aber wie gesagt, das ist nur eine Momentaufnahme. Weil der Stern einen Parabelflug absolvieren sollte, wird seine Reisedistanz um einiges größer sein als die 67000 Lichtjahre. Eine genaue Rekonstruktion der Bahn wäre nötig. Was wir aber schon sagen können ist , dass eine Supernova in dieser Distanz zur Heimatgalaxie gut möglich ist, auch wenn das nur selten beobachtet wird.