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Ein Komet mit Aussicht

Der Komet P/Tsuchinshan (62P) durchwanderte Anfang März den Virgo-Galaxienhaufen . Am 6. Und 7. März 2024 zog er dabei noch an Abell 1553 vorüber. Dieser Galaxienhaufen ist  35 Bogenminuten westlich des 6mag hellen Sterns 20 Vir zu finden. Die Größe der Galaxien zeigen schon, dass der Galaxienhaufen sehr weit hinter dem Virgohaufen liegen muss.  Es gibt dort ein Fenster mit sehr guter Fernsicht  im Sternbild Jungfrau.  Die Galaxien des Haufens scheinen ungefähr 10- 12 Bogensekunden groß zu sein.  Wenn man von einer durchschnittlichen Größe von 100000 Lichtjahren ausgeht, dann würde man den Galaxienhaufen in etwa 1,75 Milliarden Lichtjahren verordnen. Der Virgohaufen ist nur etwa  65 Millionen Lichtjahre .Er hat allerdings einen Durchmesser von 9 Millionen Lichtjahren.   Der Kernbereich von Abell 1553 umschließt dann gerade mal 4 Millionen Lichtjahre. Sein Durchmesser im Abell-Katalog wird mit 25,6 Bogenminuten angegeben. Seine Ausmaße wären dann drei Mal so groß.  Was sagen die offiziellen Zahlen noch ?  Die Galaxien von Abell 1553 entfliehen mit einer Geschwindigkeit von 45880 km/s. Die Rotverschiebung des Spektrums ist 0,167. Mit den üblichen Parametern des Kosmos errechnet sich eine Distanz von 2,1 Milliarden Lichtjahren. Die hellste Galaxie des Haufens (2MASX J12304890+1032464 — Brightest Galaxy in a Cluster (BCG) ) hat einen Durchmesser von 26 Bogensekunden und somit einen Durchmesser von 265000 Lichtjahre.  Sie ist doppelt so groß, wie unsere Milchstraße. Ungewöhnlich ist das aber nicht. Die größte bekannte Galaxie IC1101 hat einen Durchmesser von 3 Millionen Lichtjahren. Der hellste Bereich dieser Galaxie ist aber auch nur bei etwa 200000 Lichtjahren. Wegen der Distanz von 1 Milliarde Lichtjahre ist sie ebenfalls nicht so spektakulär von hier aus betrachtet. Sie ist ein schwacher Nebel  14.Größe,der ebenfalls im Sternbilder Jungfrau zu finden ist.

Das sind unvorstellbare Größenordnungen.  Bleiben wir kurz in der kosmischen Nachbarschaft.Der Komet derweil war nur 83 Millionen Kilometer entfernt und zieht mit 31 Bogensekunden pro Stunde seine Bahn. Relativ zur Erde ist er mit  3,5 km/s eher langsam unterwegs. Relativ zur Sonne kann er aber mit 24,4 km/s aufwarten.  Komet P/Tsuchinshan (62P) ist ein kurzperiodischer Komet, der uns alle 6,2 Jahre besucht. Seine Apheldistanz ist mit 5,48 AE (820 Mio km) etwas weiter als die Jupiterbahn. Im Perihel  verfehlt er die Erdbahn um 40 Millionen Kilometer. Entdeckt wurde er am 1.Januar 1965 am Purple Mountain Observatorium in Nanking, China.

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Beobachtungsprogramm April 2024

Die astronomische Fachwelt wartet gespannt auf  einen „neuen“  Stern, eine Nova. Sie soll hell im Sternbild der Nördlichen Krone erscheinen und dem Sternbild für einige Tage zu einem ungewohnten Anblick verhelfen. Die Astronomen wissen bereits, dass es sich hier um eine Sternenexplosion handelt, die sich etwa alle 80 Jahre wiederholt.  In diesem Fall umkreisen sich ein roter Riesenstern und ein ausgebrannter  Sternenrest, ein weißer Zwerg. Der weiße Zwerg zapft Wasserstoffgas vom roten Riesenstern ab, bis er eine kritische Masse erreicht hat. Es kommt zur thermonuklearen Explosion und diese lässt den Stern  für einige Tage sehr hell erstrahlen.  Der Stern T Coronae Borealis im Sternbild Nördliche Krone wird seit fast 160 Jahren beobachtet und in den Jahren 1866 und 1946 kam es zu hellen Nova-Ausbrüchen. Für spätestens 2026 wäre ein weiterer Ausbruch zu erwarten. Die Astronomen beobachten den Stern gerade sehr genau und es gibt starke Hinweise, dass die Nova bereits in den nächsten Wochen stattfinden wird. Der Stern wird dann für den irdischen Beobachter aus dem Nichts auftauchen. Eine Woche später wird er schon wieder verschwunden sein.  Solche Ereignisse sind äußerst selten.  Die Sternfreunde werden den Sternenhimmel in den nächsten Wochen im Auge behalten. An zwei Terminen, am 5. April und am 18.April werden die Sternfreunde ab 21 Uhr bei gutem Wetter öffentliche Beobachtungen an der Josef Bresser-Sternwarte anbieten. Mit etwas Glück kann die Nova beobachtet werden.

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März 2024..eine Nova in Aussicht

Warten auf den Ausbruch…

Die hellste rekurrierende Nova steht kurz vor einem Ausbruch. T Coronae Borealis, ein eruptiv Veränderlicher Stern, könnte in den nächsten Wochen das Erscheinungsbild der Nördlichen Krone verändern.  In vielen Presseartikeln wurde in den letzten Monaten darüber berichtet. Selbst in einer Frauenzeitschrift fand ich einen Artikel über die funkensprühende Supernova im Frühling. Ganz so auffällig wird sie wohl nicht werden.  Die Nova wird wahrscheinlich nur Mitmenschen auffallen, die etwas sternkundig sind. 

Eine rekurrierende Nova wiederholt sich in regelmäßigen Zeitabständen, wie es der Name schon vermuten lässt. Aufmerksam wurde man auf T  CrB , wie der Stern abgekürzt heißt,  am 12. Mai 1866.  Der Stern erschien mit einer Helligkeit von 2,2 mag und erreichte kurz darauf sogar 2mag.  Damit war er wenig heller als Gemma , der hellste der Stern der nördlichen Krone.  Innerhalb einer Woche fiel die Helligkeit des Sternes wieder rapide ab. Im  Juni 1866 erreichte er wieder die normale Helligkeit von 10,2 mag.  Etwas überraschend verlief dann ein Helligkeitsanstieg auf 8,5 mag nach weiteren 100 Tagen. Dieser hielt 90 Tage an bis der Stern wieder seine „normale“ Helligkeit erreichte.  Trotz intensiver Beobachtung des Sterns verpasste man seinen nächsten Ausbruch um einen Tag. Am 9. Februar 1946, etwa 80 Jahre später, wurde ein plötzlicher Ausbruch von T CrB beobachtet. Der Stern war aber bereits auf die 3. Größe zurückgegangen. Das Ausbruchsmuster war übereinstimmend mit den Beobachtungen aus dem Jahr 1866.  Da der Stern nach 1866 als Veränderlicher Stern bekannt war, wurde er regelmäßig seither beobachtet.  Der Stern schwankt regelmäßig um 0,4mag innerhalb von 113 Tagen. Im Jahr 1938 bemerkte man einen Helligkeitsanstieg des Sterns, insbesondere im blauen Bereich des Spektrums, um eine Größenklasse.  Der Stern sollte insgesamt 19 Jahre auf dem höheren Plateau bleiben.  Aber nach 7 Jahren kam es zu einem starken Helligkeitseinbruch von 1,5 mag. Ein Jahr darauf kam es dann zum Ausbruch des Sterns. Die Helligkeit stieg um 8,2 Größenklassen an, ein Anstieg um das 2000fache. Der weitere Verlauf der Helligkeit entsprach den Erfahrungen aus den vorhergegangenen  Beobachtungen des 19. Jahrhunderts.  Nach diesem Modell würde die Nova T CrB im Jahr 2026 wieder erscheinen.  Jedoch gibt es stichhaltige Hinweise darauf, dass die Nova bereits in den  nächsten Wochen  zu sehen seien wird. Seit 2015 beobachten wir den Helligkeitsanstieg des Sterns auf das hellere Plateau. Und im März des letzten Jahres 2023 sank die Helligkeit dann um 1,5 mag. Diese Beobachtungen nehmen die Astronomen als klare Indizien für einen baldigen Ausbruch.  Es könnte also jede Minute losgehen.  Hier sind auch Amateurbeobachter gefragt, die den Helligkeitsausbruch an die AAVSO melden können.

Was passiert bei T CrB eigentlich ?    T CrB ist ein Doppelsternsystem, ein Roter Riesenstern und ein  Weißer Zwerg umkreisen sich innerhalb von 227,6 Tagen. Das ist übrigens die Ursache für den 113tägigen Lichtwechsel.  Die Umlaufbahn der beiden liegt innerhalb der sogenannten Roche-Grenze, also der Grenze, wo die Gezeitenkräfte die Gravitationskraft des Roten Riesensterns übertrifft und der Weiße Zwerg Materie vom Roten Riesenstern absaugen kann. Im Normalzustand sehen wir also das Leuchten des Roten Riesen und die Helligkeit des akkretierenden Materials auf den Weißen Zwerg.  Sammelt sich hinreichend viel Material,  in diesem Fall in erster Linie Wasserstoff,  wird eine kritische Masse erreicht und der Wasserstoff zündet  die Kernfusion zu Helium. Dabei entstehen Temperarturen von über 100 Millionen Grad Celsius. Explosionsartig breitet sich die Hülle um den Weiße Zwerg aus und wir erleben einen Helligkeitsanstieg, der plötzlich stattfindet und nur wenige Tage anhält. Ungeklärt ist noch das merkwürdige Verhalten des Sternensystems vor und nach dem Ausbruch. Sowohl der Helligkeitsanstieg Jahre vor dem Ausbruch, noch der Helligkeitsabfall ein Jahr vor dem Ausbruch, können zufriedenstellend erklärt werden. Bisher sind sie aber gute Hinweise  auf einen bevorstehenden Ausbruch. Bei den rekurrierenden Novae überleben Stern und Weißer Zwerg die Explosion. Danach wiederholt sich das Ganze wieder.

In historischen Aufzeichnungen fand man übrigens Hinweise auf weitere Beobachtungen. Im Jahr 1217 beobachtete der Mönch Burchard von Ursberg  aus dem Kloster Ursberg in Bayern einen hellen Stern in der Nördlichen Krone, der nach wenigen Tagen verblasste. Eine weitere Beobachtung tat der Astronom und Priester  Francis Wollaston in London im Dezember 1787.  Er sah einen Stern 6. bis 7.Größe.  Wollastons Beobachtung lässt sich nicht in den 80jährigen Rhythmus einordnen. John Herschel verzeichnete den Stern 1842 als Stern 6. Größe.  Auch diese Beobachtung  zeigt, dass die Sterne immer für Überraschungen bereit sind.