Warten auf den Ausbruch…
Die hellste rekurrierende Nova steht kurz vor einem Ausbruch. T Coronae Borealis, ein eruptiv Veränderlicher Stern, könnte in den nächsten Wochen das Erscheinungsbild der Nördlichen Krone verändern. In vielen Presseartikeln wurde in den letzten Monaten darüber berichtet. Selbst in einer Frauenzeitschrift fand ich einen Artikel über die funkensprühende Supernova im Frühling. Ganz so auffällig wird sie wohl nicht werden. Die Nova wird wahrscheinlich nur Mitmenschen auffallen, die etwas sternkundig sind.
Eine rekurrierende Nova wiederholt sich in regelmäßigen Zeitabständen, wie es der Name schon vermuten lässt. Aufmerksam wurde man auf T CrB , wie der Stern abgekürzt heißt, am 12. Mai 1866. Der Stern erschien mit einer Helligkeit von 2,2 mag und erreichte kurz darauf sogar 2mag. Damit war er wenig heller als Gemma , der hellste der Stern der nördlichen Krone. Innerhalb einer Woche fiel die Helligkeit des Sternes wieder rapide ab. Im Juni 1866 erreichte er wieder die normale Helligkeit von 10,2 mag. Etwas überraschend verlief dann ein Helligkeitsanstieg auf 8,5 mag nach weiteren 100 Tagen. Dieser hielt 90 Tage an bis der Stern wieder seine „normale“ Helligkeit erreichte. Trotz intensiver Beobachtung des Sterns verpasste man seinen nächsten Ausbruch um einen Tag. Am 9. Februar 1946, etwa 80 Jahre später, wurde ein plötzlicher Ausbruch von T CrB beobachtet. Der Stern war aber bereits auf die 3. Größe zurückgegangen. Das Ausbruchsmuster war übereinstimmend mit den Beobachtungen aus dem Jahr 1866. Da der Stern nach 1866 als Veränderlicher Stern bekannt war, wurde er regelmäßig seither beobachtet. Der Stern schwankt regelmäßig um 0,4mag innerhalb von 113 Tagen. Im Jahr 1938 bemerkte man einen Helligkeitsanstieg des Sterns, insbesondere im blauen Bereich des Spektrums, um eine Größenklasse. Der Stern sollte insgesamt 19 Jahre auf dem höheren Plateau bleiben. Aber nach 7 Jahren kam es zu einem starken Helligkeitseinbruch von 1,5 mag. Ein Jahr darauf kam es dann zum Ausbruch des Sterns. Die Helligkeit stieg um 8,2 Größenklassen an, ein Anstieg um das 2000fache. Der weitere Verlauf der Helligkeit entsprach den Erfahrungen aus den vorhergegangenen Beobachtungen des 19. Jahrhunderts. Nach diesem Modell würde die Nova T CrB im Jahr 2026 wieder erscheinen. Jedoch gibt es stichhaltige Hinweise darauf, dass die Nova bereits in den nächsten Wochen zu sehen seien wird. Seit 2015 beobachten wir den Helligkeitsanstieg des Sterns auf das hellere Plateau. Und im März des letzten Jahres 2023 sank die Helligkeit dann um 1,5 mag. Diese Beobachtungen nehmen die Astronomen als klare Indizien für einen baldigen Ausbruch. Es könnte also jede Minute losgehen. Hier sind auch Amateurbeobachter gefragt, die den Helligkeitsausbruch an die AAVSO melden können.
Was passiert bei T CrB eigentlich ? T CrB ist ein Doppelsternsystem, ein Roter Riesenstern und ein Weißer Zwerg umkreisen sich innerhalb von 227,6 Tagen. Das ist übrigens die Ursache für den 113tägigen Lichtwechsel. Die Umlaufbahn der beiden liegt innerhalb der sogenannten Roche-Grenze, also der Grenze, wo die Gezeitenkräfte die Gravitationskraft des Roten Riesensterns übertrifft und der Weiße Zwerg Materie vom Roten Riesenstern absaugen kann. Im Normalzustand sehen wir also das Leuchten des Roten Riesen und die Helligkeit des akkretierenden Materials auf den Weißen Zwerg. Sammelt sich hinreichend viel Material, in diesem Fall in erster Linie Wasserstoff, wird eine kritische Masse erreicht und der Wasserstoff zündet die Kernfusion zu Helium. Dabei entstehen Temperarturen von über 100 Millionen Grad Celsius. Explosionsartig breitet sich die Hülle um den Weiße Zwerg aus und wir erleben einen Helligkeitsanstieg, der plötzlich stattfindet und nur wenige Tage anhält. Ungeklärt ist noch das merkwürdige Verhalten des Sternensystems vor und nach dem Ausbruch. Sowohl der Helligkeitsanstieg Jahre vor dem Ausbruch, noch der Helligkeitsabfall ein Jahr vor dem Ausbruch, können zufriedenstellend erklärt werden. Bisher sind sie aber gute Hinweise auf einen bevorstehenden Ausbruch. Bei den rekurrierenden Novae überleben Stern und Weißer Zwerg die Explosion. Danach wiederholt sich das Ganze wieder.
In historischen Aufzeichnungen fand man übrigens Hinweise auf weitere Beobachtungen. Im Jahr 1217 beobachtete der Mönch Burchard von Ursberg aus dem Kloster Ursberg in Bayern einen hellen Stern in der Nördlichen Krone, der nach wenigen Tagen verblasste. Eine weitere Beobachtung tat der Astronom und Priester Francis Wollaston in London im Dezember 1787. Er sah einen Stern 6. bis 7.Größe. Wollastons Beobachtung lässt sich nicht in den 80jährigen Rhythmus einordnen. John Herschel verzeichnete den Stern 1842 als Stern 6. Größe. Auch diese Beobachtung zeigt, dass die Sterne immer für Überraschungen bereit sind.