Die Bewohner des Weltalls sind eine alternde Gesellschaft. Der Mai ist ein guter Monat um besonders alte Sterne zu beobachten. Man findet sie in den Kugelsternhaufen, die als Trabanten die Milchstraße umrunden. Ein besonders schönes Exemplar ist der Große Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules. Edmond Halley entdeckte ihn im Jahr 1714 und Charles Messier nahm ihn als dreizehnten Eintrag in seinen Katalog auf. Messier 13 hat gute 12 Milliarden Jahre auf dem Buckel. Somit sind die Sterne fast drei Mal älter als die Sonne und ihre Planeten. Im Teleskop der Sternfreunde sieht man tausende Sterne, die eine fast mondgroße Kugel bilden. Im Jahr 1974 sendete das Arecibo-Radioteleskop eine Nachricht in Richtung des Kugelsternhaufens um Kontakt zu vermeindlichen Außerirdischen aufzunehmen. Die Nachricht ist allerdings 25000 Jahre unterwegs und eine Antwort ist frühestens in 50000 Jahren zu erwarten. Die Sternfreunde laden aber gerne schon am 2. Mai 2025 ab 22:30 Uhr ein um den Sternhaufen und auch andere astronomische Objekte am Frühlingshimmel zu beobachten. Ein zweiter Termin ist der 16. Mai 2025 ab 22:30 Uhr an der Josef Bresser-Sternwarte in Hoxfeld. Bei schlechtem Wetter fällt die Beobachtung leider aus.

Der Herkuleshaufen Messier 13
Zurück in der Sternwarte schaut das Teleskop gerade sehr hoch in den Himmel zum Sternbild des Herkules. Und dort im Herkules findet man Messier 13, den großen Kugelsternhaufen. Die hellen Kugelsternhaufen gehören noch zu unserer Milchstraße, obwohl sie nicht direkt in der Sternenscheibe liegen. Messier 13 ist beispielweise 25.000 Lichtjahre von uns entfernt. Mit dem bloßen Auge ist er nicht zusehen. Aber bereits ein kleines Fernglas erlaubt es uns, so tief ins All zu schauen. Im Teleskop ist er ein prächtiges Objekt. Der Nebelflecken im Fernglas explodiert förmlich in Sterne. Je länger man schaut, desto mehr verliert sich der Blick in das Sternenmeer des Kugelsternhaufens. Eigentlich sollte man die Sternwartenbesucher mit nüchternen Zahlen verschonen und einfach abtauchen lassen. Wir ermutigen die Besucher ruhig etwas länger zu schauen, der Himmel rennt nicht weg. Auf der Nordhalbkugel gibt es keinen helleren Kugelsternhaufen. Ich durfte mir mal den Kugelsternhaufen 47 Tucana unter kristallklaren, dunklen Himmel auf dem Mount John in Neuseeland im gleichen Teleskop anschauen. Dieser Sternhaufen ist derart hell und sternenreich, dass er wie ein eingefrorenes Feuerwerk wirkt. Das ist ein Eindruck, den ich nicht mehr vergessen werde. Wer die Gelegenheit hat, den Südsternhimmel im Teleskop zu beobachten, der sollte sie auf jeden Fall wahrnehmen. Messier 13 ist zwar nicht so hell und viel kleiner, aber Anzahl der Sterne ist vergleichbar und er ist eben der Beste, den wir haben. Der Kugelsternhaufen enthält ungefähr eine halbe Million Sterne, die in einer Kugel mit dem Durchmesser von 150 Lichtjahren durch die gemeinsame Anziehungskraft gebunden sind. Es sieht schon sehr dicht aus. Würde man sich in einem solchen Haufen befinden, wäre der Sternhimmel atemberaubend und man könnte die Umgebung kaum erkunden. Man sähe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dabei ist die durchschnittliche Sterndichte erstaunlich gering. Kommen wir hierzu mal zu einem Gedankenexperiment. Um das zu verdeutlichen, bauen wir den Sternhaufen maßstabsgetreu nach – mit Sandkörnern. Wir brauchen etwas Platz, also ein einsamer Strand an der Nordsee wäre vielleicht geeignet. Dort gibt es auch genügend Sandkörner. Wir sammeln zunächst 500.000 Sandkörner ein. Es wird erstaunen, dass man in einer Hand 3 Millionen Sandkörner fassen kann. Jedes Sandkorn symbolisiert einen Stern, und wir füllen deshalb gerade mal ein Drittel Weinglas mit Sand um die 98 500.000 Sterne zusammen zubekommen. Wenn es ein paar Sterne mehr oder weniger sind, ist das nicht schlimm. Die genaue Anzahl der Sterne in Kugelsternhaufen ist natürlich auch nicht bekannt. Nun platzieren wir jedes Sandkorn einzeln am Himmel. Das wäre leider nur in der Schwerelosigkeit möglich. Auch wenn der Eindruck im Teleskop eine unglaubliche Verdichtung von Sternen zeigt, sind die Sterne immer noch Lichtjahre vom Nachbarn entfernt. Im Maßstab der Sandkörner sind das immerhin noch über einen Kilometer. Man stelle sich also eine riesige Kugel vor, in der 500.000 Sandkörner im Abstand von 1 bis 2 km verteilt sind, eine riesige schwebende Kugel mit einem Durchmesser von mehr als 60 Kilometern. Das ist vielleicht eine gute Beschäftigung für den nächsten Strandurlaub. Sandburgen bauen kann jeder. Am Himmel gibt es einige Kugelsternhaufen zu bewundern. Insgesamt sind rund 150 Kugelsternhaufen der Milchstraße bekannt. Es werden noch 20 bis 30 weitere Kugelsternhaufen vermutet, die sich für uns hinter der Milchstraße verbergen. Nicht alle sind so gut sichtbar, wie Messier 13. Charles Messier hatte 18 dieser Kugelsternhaufen in seinem Katalog aufgenommen, die zu den hellsten ihrer Art gehören. Der hellste und eindrucksvollste ist aber 47 Tucana, der leider in unseren Breiten nicht zu sehen ist.